Rainer Bodensohn (Hrg.)
Ernst Friedrich Wilhelm Bodensohns kompositorischer und herausgegebener
Beitrag zur Bläsermusik
Mit Anmerkungen zu Werkausgaben
der edition-bodensohn
Ernst
Bodensohn 23.09.1914 – 14.11.2003
edition-bodensohn
____________________
Rainer
Bodensohn (Hg): http://www.edition-bodensohn.de
1. Aufl.
2000
Inhaltsverzeichnis
KAPITEL 2
Findung des Berufsziels.
E 1 Suite für Flöte solo (1934)
E 2
Die 2. Suite für Flöte solo (1966)
E 3 Die 3. Suite für
Flöte solo
E 26 Die Sonatine 1946 (45)
für Flöte solo
E7 (30) Kadenzen von E.
Bodensohn zu 10 Flötenkonzerten 1. Heft
E 8 (26) Kadenzen von E. Bodensohn zu 10
Flötenkonzerten 2. Heft
E 72 Vernissage 7 Soli für Altquerflöte in G oder Flöte
E 38 1. Duoheft (erster
Versuch des Schülers)
E 4 1. Duo für 2 Flöten
oder andere Instrumente (1958)
E 35 2. Duo "Don
Quijote und Sancho Pansa" für 2 Flöten oder andere Instrumente \\
E 36 3. Duo „Menagerie“ 9
kleine Sätze \\
E 37 Drei Pastoralen f.
Sopranblockflöte und Violoncello
E 101
Zwiegespräche" Duo für 2 Altquerflöten in G (Flöten) \
E 49 "Partita l" für
Flöte und Violoncello\\
E 50 "Partita 2" für
Viola und Violoncello\\
E 22
"Gedächtnis-Suite" f. Altquerflöte und Violoncello (1934) \\
E 5 " Trio F-Dur" f.
Flöte, Violine und Violoncello (1934)\\
E 6 "Trio aus
Italien" f. Flöte, Oboe und Klarinette (1944) \\
E 21 " Verwandlungen
eines Mozart-Themas" 1944 für
Flöte, Oboe und B- oder C Klarinette \\
E 48 "Sechs
Episoden" für Trio \\
E 70 "Partita 3" (Trio)
f. 2 Altquerflöten in G u. Violoncello\\
Kapitel 6
Quartette / Quintette
E 20 "Variationen über
ein Frühlingslied\ \
E 27 "Kleines
Quartett" f. Flöte, Violine, Viola u. Violoncello \\
E 12 „Jägerlegende“ f.2 Flöten, 2 Klarinetten und 4 Waldhörner \\
E 31 "Kleine
Ballettmusik" f. 13 Instrumente (1947), \\
E 55 Kleine Bläser-Serenade
am Kurpfälzischen Hof (1935) im alten Stil
E 102 "Kammermusikalisches Tedeum\ \
E 41 "Flötenkonzert Nr.
2 (Vogelkonzert) für Soloflöte und Streichorchester \
Epilog:
Uraufführung ist "Geburt\ \
E 21 Doppelkonzert für Solo
- Flöte, Solo - Oboe und tiefes Streichorchester
E 44
"Tripelkonzert" f. Flöte,
Klarinette, Violoncello und Streichorchester \\
Gedanken über mein Tripelkonzert:
Kapitel 9 Außergewöhnliche Solokonzerte
E 56 Konzert für
Altquerflöte in G u. 7-stimmiges Streichorchester
E 88 Konzert für
Sopranblockflöte solo, Streicher und Cembalo (Klavier)
E 83 Fantasie über
Barockthemen von J. Baston
E 23 Illumination 1945 Solo
für Flöte und Orchester
Kapitel 10 doppelte Autorenschaft (Bearbeitung)
E 67 Pepusch - Bodensohn:
Konzert C-Dur f. 2 Flöten und Streichorchester mit 5 Kadenzen
E 71 Kuhlau-Bodensohn 2
Romanzen f. Altquerflöte in G (Violine)
und Streichorchester
E 105
Reinecke / Bodensohn "Glückskind
und Pechvogel" (Orig. Klavier und Gesang) \\
E 43 J.C.F.
Fischer/Bodensohn „Tagebuchquartett“ \\
E 104 „Das
Liebesopfer“ Sinfonische Dichtung für
großes Blasorchester \\
E 103
"Feierliches Gedenken" für Blasorchester, Trauermusik zum Gedenken an
unsere Toten \\
E 78 Fünf Stücke für großes
Blasorchester\
E 108
"Gebrauchsmärsche" für Blasorchester \\
E 109
Raymund/Bodensohn: "Es geht alles vorüber" Lied und Marsch für Blasorchester \\
KAPITEL 12 MEIN
VERLEGERISCHER BEITRAG ZUR BLÄSERLITERATUR MIT WERKEN ANDERER KOMPONISTEN
E 10 WANHAL, Jean : Sonate
in D - Dur für Cembalo/Pianoforte mit Flöte
E 16 POTTHOF, Richard (1884-1972)
E 77 SCHELB, Josef 1894-1977 Concertino piccolo da camera für
Flöte und Klavier oder Cembalo
E 9 RICHTER, Franz Xaver
(1709-1789) (Klavier-) Trio g-Moll f.
Cembalo/Flöte/Violoncello
E 19 ONDRATSCHEK, Johann (um
1730) Trio G-Dur
E 18 SCHNELL, Johann Jakob (1687-1754) - Parthita
G-Dur
E 17 SCHNELL, Johann Jakob
(1687-1754) Trio D-Dur f. Flöte, Violine
u. Violoncello (Fag./2 Flöten)
E 76 TOESCHI, Joseph (1724-1788)
Trio Nr. 4 G-Dur f. Cembalo, Flöte und Violoncello
E 24 BRANDL, Johann Evangelist
(1760-1837) (Trio) Sonate G-Dur f. Flöte, Violoncello und Continuo
E 63 STAMITZ, Anton Thadäus (1754-1809) Trio Es Dur f. Flöte, Violine u.
Violoncello
E 64 STAMITZ, Carl
(1746-1801) Trio B-Dur f. Flöte. Violine
und Violoncello
E 75 SCHMITT, Joseph
(1734-1791) Trio g-Moll Opus 7 Nr. 6 -
E 89 SCHMITT, Joseph (1734-1791)
Trio-Sonate D-Dur Opus 11 Nr. 1
f. Violine, Viola und Violoncello
E 91 SCHMITT, Joseph (1734-1791)
Trio-Sonate A-Dur Opus 11 Nr. 5
f. Violine, Viola und Violoncello
E 92 SCHMITT, Joseph (1734-1791)
Trio-Sonate F-Dur Opus 11 N. 2
für 2 Violinen und Violoncello
E 93 SCHMITT, Joseph (1734-1791)
Trio-Sonate B-Dur Opus 11 Nr. 4
für 2 Violinen und Violoncello
E 94 SCHMITT, Joseph (1734-1791)
Trio-Sonate c-Moll Opus 11 Nr. 6
für 2 Violinen und Violoncello
E 95 SCHMITT, Joseph (1734-1791)
Flötentrio D-Dur Opus 16 Nr. 1
für Flöte, Violine und Violoncello
E 96 SCHMITT, Joseph (1734-1791)
Flötentrio G-Dur Opus 16 Nr. 2
für Flöte, Violine und Violoncello
E 97 SCHMITT, Joseph (1734-1791)
Flötentrio B-Dur Opus 16 Nr. 3 für Flöte. Violine und Violoncello
E 68 SCHMITT, Joseph
(1734-1791) - Quartett G-Dur Nr.
1 f. Flöte, Violine. Viola und
Violoncello
E 81
SCHMITT, Joseph (1734-1791) Quartett D-Dur Nr. 5 für Flöte Violine Viola und Violoncello
E 69 SCHMITT, Joseph
(1734-1791) Quartett E-Moll Nr.
6 für Flöte, Violine, Viola und
Violoncello
E 13 FISCHER, Johann Caspar
Ferdinand (1665 - 1746) 2. Suite aus Journal du Printemps für 5
Partien
E 54 BREUNICH, Johann
Michael (1699-1755) Flötenkonzert in G für Soloflöte und Streicher (Cembalo)
E 58 SCHNELL, Johann
Jakob (1687 - -1754) Konzert A-Dur für Flöte, Streicher und
Cembalo
E 62 MOLTER, Johann Melchior (1695 - 1765)
Konzert für Flöte und Orchester (Bläser ad libitum)
E 74 MOLTER, Johann
Melchior (1695 - 1765) Konzert D-Dur Nr. 2 für Flöte und
Streichorchester
Eingangs sei mein Weg zur Musik
erzählt. Während meiner Kindheit und Jugend herrschten schwere Zeiten. Durch
den verlorenen 1. Weltkrieg und die anschließende Blockade war besonders in den
Städten große Not eingekehrt. Links des Rheines regierte die Besatzungsmacht
und bei den kinderreichen Familien der Hunger. In diese Zeit fiel meine erste
Bekanntschaft musikalischer Art mittels einer kleinen Blechblockflöte, die man
für zwei Groschen kaufen konnte. Der kleine fünfjährige Ernstl, genannte
Busche, liebte sie und lernte gut damit zu spielen.
Mein Vater, - er erspielte sich am Klavier bzw. Harmonium und als "Anführer der 2. Geigen" im Orchester des Vereins "Fidelia" in Speyer Beachtung - konnte die Lage richtig einschätzen und kaufte dem Sechsjährigen 2 Meyer-Piccoli in Des und C-Stimmung mit je 6 Grifflöchern und 6 Klappen. Damals kostete das Stück bei Hildesheimer 10 Mark. Der Knabe blies die Märsche und Teile von Walzern nach, die er in der „Waldeslust", gespielt von dem ehemaligen Musikkorps des 2. bayerischen Pionier-Bataillons unter dem Dirigenten Michaelis, abgelauscht hatte. Warum ich das so genau schildere? Weil man soviel hört und liest über Babys, die bereits im Mutterleib im Takt strampeln.
Mit Eifer erlernte ich anhand
einer kleinen Schule autodidakt das Piccolo zu blasen und gelegentlich
anzuwenden z.B. bei Schulausflügen. Mit 8 Jahren erhielt ich bei meiner
Schwester und Klavierlehrerin Lucie Klavierunterricht, aber noch stand kein
Ernst dahinter. Mit 10 Jahren bearbeitete ich die Violine bei Max Sieg in
Speyer, einem ehemaligen Militärmusiker des Seebataillons in China, dessen
Hauptinstrument die Violine war. Der Unterricht war erfolgreich, aber die Haltung
der linken Hand vertrug sich mit der Haltung dieser Hand beim Flötenspiel auf
Dauer nicht. Es kam zu großen Schmerzen, als ich die Kraft der schwer
auszugreifenden Schwedlerflöte zum Spiel benötigte und die große Umstellung auf
eine Ganzholz-Böhmflöte mit 16 Jahren vornehmen musste.
Mit 16/17 Jahren begann ein
ernstes und sehr anstrengendes Berufsstudium bei dem Soloflötisten des
Nationaltheaters Mannheim Max Fühler. An 4 bis 6 Wochen - Übungstagen mit je 8
Stunden war ein umfangreiches Tagesprogramm zu bewältigen: Tonleitern und freie
Studien, Etüden-Literatur von A bis Z, Kompositionen vom Duo bis zum Konzert,
später Soli, zwischenzeitlich stummes Üben (nur greifen) und auswendig zu
blasende Vortragsstücke im Treppenhaus des Elternhauses zur Bildung und
Gewöhnung solistischen Vortrags. Am Abend war gewöhnlich ein Spaziergang an das
Rheinufer üblich.
Das wichtigste Ziel - auswendiger Vortrag der Konzerte von Mozart
in G und D, des Flötenkonzertes G - Dur von Quantz, des 13. Konzertes von Tulou
sowie der Sonaten C - Dur von J. S-. Bach und D - Dur von Friedrich dem Großen,
des Andante C - Dur von Mozart und Sätzen aus den Sonaten von Händel, als
Zwischenmusiken und Zugaben gedacht - wurde erreicht und gelegentlich dargeboten.
Was machte mir zusätzlich das
Leben sehr schwer? Beispielsweise die
schlechte Bahnverbindung zum Studienort in Mannheim. Aber auch im Flötenstudium
gab es wesentliche Meinungsverschiedenheiten , da mein Lehrer mich zusätzlich
zu der überzogenen Zahl der Etüden mit Musikstücken der Gattung "Thema mit
Variationen" wie z.B. "Du liegst mir am Herzen" u.s.w. häufig
beglückte, die er mit großem Vergnügen am Klavier begleitete, statt mich an
deren Stelle in die große Literatur der Flötenmusik einzuführen, beziehungsweise
erfahren zu machen.
Den rechten Weg musste ich deshalb
selbst finden, zuerst heimlich, aber dann gegen gewisse Widerstände. Vor allem
fehlte die intensive Beschäftigung mit Orchesterstudien - schwere Stellen, die
man im Schlaf hätte spielen können sollen. Auch hier erfolgte leider späte
Eigeninitiative. Zu diesen inneren Spannungen gesellte sich der Krach mit der
erzwungenen Einschreibung als Berufsstudierender in der soeben gegründeten
Hochschule für Musik und Theater Mannheim, die der eben erst ernannte Direktor
R., ein Bratscher aus Österreich, über meinen Lehrer inszenierte. Mein Lehrer
sollte mich nicht mehr unterrichten, bis ich mich eingeschrieben hätte. Meine
Bedingung, das ganze Studium anzurechnen, wurde akzeptiert, aber nicht
eingehalten. Als "halber Stipendiat", aber ohne Zimmer in Mannheim,
dazu schlechte Verkehrsbedingungen nach Speyer, war mein Leben schwierig
geworden. Meine große Prüfung mit sehr schweren Flöten - Kapricen von
Karg-Elert, ferner mit dem auswendig geblasenen Mozartkonzert G-Dur und dem langen
und virtuosen Flötenkonzert von Bernhard Molique erbrachte die beste Benotung,
aber zuhause lag der Einrückbefehl zur neuen deutschen Wehrmacht mit Aussicht
auf zwei Jahre Wehrdienst.
Nach Ableistung der Wehrpflicht
hätte mich der Soloflötist des Badischen Staatstheaters Karlsruhe Herr
Kammervirtuose Sp. als Volontär angenommen, wenn ich die Bedingungen erfüllt
hätte, bei allen Diensten zugegen zu sein bei keinerlei Bezahlung. Wovon leben?
Ich verdingte mich bei der Stadtverwaltung Karlsruhe als Büroangestellter mit
der Verpflichtung, in einem Blasorchester 2. Flöte zu blasen, bereitete mich
nebenbei unter anstrengender Repetition auf Probespiele vor, z.B.
Kaiserslautern, Nürnberg, Hannover und schrieb Bewerbungen - Bewerbungen, bis
ich erneut zum Wehr- und Kriegsdienst eingezogen wurde. Sechs Jahre ohne
Probespiel.
KAPITEL 2
Findung des Berufsziels
Mein Berufsziel, solistische
Kammermusik aller Epochen zu spielen, vom Duo bis zum Flötenkonzert, erschien
mir das Reizvollste und Erstrebenswerteste zu sein. Dazu sollten treten:
Lehrtätigkeit in allen Flötenarten, freies Orchesterspiel als Vertretungen u.
Gelegenheitsengagements auswendig vorgetragene Flötenkonzerte bzw. Soli,
Kompositionstätigkeit für die Flöteninstrumente am Rande der üblichen
Veröffentlichungen, wenn möglich mit Drucken (Verlag), Suchen u. Neubelebung
unbekannter oder vergessener Werke.
Die Verwirklichung dieser Vorhaben brachte ein Übermaß an selbständiger Arbeit und brauchbarer Einfälle, die zwar erbracht wurden aber dies erst im Laufe eines ganzen Lebens. Hauptberufliches Orchesterspiel und viele Opfer waren Voraussetzung, um krisenfrei zu leben.
Heute in meinem 86. Lebensjahr
kann ich berichten, wie sich die einzelnen Vorhaben verwirklichen ließen,
ständig gegen Widerstände angehend.
Erste solistische Kammermusik
organisierte ich mit Herrn Dr. Mohr in Speyer zum Pfälzischen Bachfest 1934/35
aus Anlass des 250. Geburtstages Joh. Seb. Bachs in der Besetzung Flöte,
Violine, Violoncello und Cembalo (Bodensohn, Hammer-Petermann, Gehring, Dr.
Mohr). Die Aufführung in der mit zwei Rängen versehenen und voll besetzten
Dreifaltigkeitskirche war ein großer Erfolg und Ansporn. Die Flötenkonzerte
G-Dur von Quantz und C-Dur Nr. 3 von Friedrich dem Großen spielte ich auswendig
1934 mit dem Speyerer Kammerorchester unter Hermann Neumann. Im Krieg 1939-45
bot sich während des Heimaturlaubes wenig Gelegenheit, in Orchestern
auszuhelfen.
Das "Handwerkliche" zur
Komposition erarbeitete ich mir ab 16 Jahren zusätzlich zum Unterricht auch im
Selbststudium anhand von Partituren und Lehrbüchern. In dieser Zeit entstanden
eine Anzahl Kompositionen, meist im alten Stil, die nur zum Teil "am
Leben" blieben. Einige davon seien genannt: Konzert Nr. 1 für Flöte und
Orchester, Kirchliches Flötenkonzert (Flöte u. Streicher), Zwei Romanzen für
Flöte und Klavier. Das Trio F-Dur für Flöte, Violine und Violoncello kam
verbessert zum Druck und wurde ein schöner Erfolg. Eine kleine Kinderoper
"Die Insel der Glückseligkeit" nebst Libretto ist zur Zeit
unauffindbar. Auch die Suite Nr. 1 für Flöte solo gehört dazu und wurde ein
Erfolg. Durch Bombenschaden am Elternhaus und durch Einquartierung der Familie
meiner Schwester Gretel nach dreimaligem Totalschaden in Kassel gingen während
meiner Abwesenheit etliche Manuskripte verloren. Die beiden Romanzen und die 1.
Solosuite konnte ich im Jahr 1935 im Reichssender Frankfurt, Sender
Kaiserslautern, spielen.
Betreffs Komposition wollte ich
grundsätzlich nur für einen kleinen Sektor der Musik - nämlich für mein
Instrument, die Flöte, schreiben, um wie bereits erwähnt, Lücken in der
Flötenmusik schließen zu helfen, das heißt, solche Ausfälle zu entdecken und
mit Kompositionen zu berücksichtigen, die von Komponisten nur spärlich oder gar
nicht bedacht wurden. Beispiele hierzu können meine Bemühungen sein,
unterschiedliche Stücke für die Altquerflöte in G zu schreiben - zur Zeit 11 Titel -, die bis zu einem Solokonzert
mit Streichorchester oder bis zu einer solistischen Verwendung in einem
Ouadrupelkonzert reichen. Die letztgenannten Formen mit Altquerflöte in G gab es meines Wissens bis jetzt
(1997) noch nicht. Die Altquerflöte in G
hat bis heute so gut wie keine Literatur aufzuweisen.
Meine
Kompositionen sind in der Hauptsache keine "Anlass-Stücke“. Nur ein
geringer Teil wurde zu bestimmten Anlässen geschrieben. Dazu zählt auch die
Musik für Blasorchester, die nur wenige Stücke umfasst und der
Militärpflichtzeit zugeordnet wird. Selbstverständlich sind auch die
Streichinstrumente entsprechend verwendet. In den meisten Fällen entstand das
jeweilige Musikstück aus einer momentanen Spontaneität, dessen wichtigste
Momente gleich aufgezeichnet wurden oder sich sehr bald auflösten, um einem
anderen Einfall zu dienen. Wenden wir uns den einzelnen Stücken zu:
E 1 Suite für Flöte solo (1934)
Diese aus
3 sehr unterschiedlichen knappen Sätzen bestehende Suite kennzeichnet den unbändigen
Willen, der zu allen Zeiten der Jugend vorbehalten war und ist, -sich nicht
lange bei soeben bereits gesagtem aufzuhalten, - entstanden 1934, insgesamt 8
bis 9 Minuten lang, bzw. auch länger je nach Ausgestaltung. Hin und wieder hört
man in der hohen Lage kurz ausgehaltene Fermaten, die wie Anpfiffe von
Fußballspielen anmuten. Sie sollten mehr ausdrücken als ein Schwall mehr oder
weniger beziehungsloser Rasseltöne. Im 1. Satz "Illusion" wird der
Hörer in einem drei Stufen „A" förmlich angesprungen und fest gehalten,
sich an einer jugendlich-übermütigen fixen Idee zu beteiligen. Enthusiasmus
bräuchte nicht eigens gefordert zu werden, wenn man sich in die gegebene
Stimmung hineinversetzt. Der 2. Satz "Pastorale" ist eine jener
bitter-süßen Weisen zwischen Dur und
Moll, die völlig frei mit harmonisierenden Arpeggien an eine Improvisation
erinnert.
Wer die Notwendigkeit oder den
Willen zur Kürzung dieses Satzes bejaht, kann sich eines kurzen Sprunges
bedienen. Sollte dies wegen zu großer Anstrengung geschehen, sei dazu bemerkt,
dass leise und sehr leise Töne tragfähig sind, wenn sie ein ganz bestimmtes
Vibrato haben. Musikalität und Schonung gewinnen dabei.
Der 3. Satz "Der Käfer im
Netz“ bietet der Finger- und Atemtechnik des Solisten höchste Möglichkeiten
solistischer Brillianz - bis der Käfer sich befreit hat und der Künstler ihm
nachsieht.
Die Suite wurde von mir mehrmals
gespielt, davon mit besonderem Erfolg im Rahmen eines Kammermusikabends des
Quantz-Collegiums im Kreuzgang des Klosters in Colmar. Weitere Aufführungen der
1. Suite fanden in Achern, Königsfeld, Schloss Favorite u.a. statt, wobei
Technik, Humor und Vortrag belobigt wurden.
Wenn man will, kann man den Sinn
dieser Komposition etwa so auslegen, dass die Unerfüllbarkeit der ILLUSION zwar
in der Einsamkeit der PASTORALE ein unaussprechbares Weh schuf, welches aber
durch das kleine Erlebnis in der Natur mit dem nur kurz gefangenen KÄFER IM
NETZ davon flog.
E 2 Die 2.
Suite für Flöte solo (1966)
"nach den 100 täglichen
Übungen Friedrichs des Großen komponiert und J. S. Bachs Einfluss
nachgewiesen" ist ein "Anlass-Stück". Der Anlass war ein
Trio-Programm am 18.u.19. Juni 1966 (Gmelin-Hussels, Bodensohn, Mantels) zu
Ehren Johann Sebastian Bachs. Bei der musikalisch-autarken Einstellung
Friedrichs des Großen - verstärkt durch seine Haltung gegenüber dem
"Musikalischen Opfer", das Bach ihm gewidmet hat - war es schwer,
einen Bachschen Einfluss festzustellen. Ich habe aber in dem Programmheft
folgendes geschrieben:
"Zur Suite für Flöte -solo:
Bei oberflächlichem Spiel der 100 täglichen Übungen Friedrichs des Großen war
zunächst nichts Auffälliges zu entdecken, was in diesen Etüden auf eine
Beeinflussung Bachs auf Friedrich hinweisen konnte. Erst bei Festlegung mancher
Tempi und Phrasierungen - beides bleibt dem Spieler überlassen - wurde gleich
in den Anfangstakten der ersten Übung eine typisch Bachsche Manier offenbar.
Andere Übungen, besonders Nr. 51 und 57, bestätigten diese Entdeckung. Daneben
befinden sich Wendungen mit böhmischer und ungarischer Folklore, teils in der
Handschrift von Quantz, teils von Friedrich, Floskeln aus der Zeit des Barock,-
der galanten Zeit, der Klassik und vorgeahnten Romantik in bunter Folge. Die
kleine Schlusskadenz endet mit dem Thema B - A - C - H - ."
Die 3
Sätze Introduktion,' Lento und Affettuoso bieten viel Abwechslung in Dynamik,
Tempo und Varietät.
E 3 Die 3. Suite
für Flöte solo
Diese, uraufgeführt am 17.7.1971,
ist ein ganzes Übungsprogramm für sich. Die Uraufführung ist mir sehr gut
gelungen. Nicht nur das hohe "F" mit sieben Strichen durch den
Notenkopf (Piccolo - „F“) sondern auch die Flatterzungen - Flatterzäpfchennoten,
die "Pizzikati", Triller auf Vierteltönen und ein- oder zwei Oktaven
überblasene Flageolet - Tonreihen bzw. Motive sorgten für Aufregung. Das
effektvolle Virtuosenstück führt durch Anwendung der Flötenspezialtechnik in
die höchste Stufe der Schwierigkeitsgrade, sorgt aber auch für Musik, wie die
Satzbezeichnungen verraten: zunächst die "Phantasie".
Der 1. Satz führt bereits nach
wenigen Figuren, aber wohlvorbereitet durch ein flatterndes hohes
"A", zum "Siebenstrich-F", das in den meisten Fällen mit
einiger Vehemenz anspricht. Den Schluss bildet dieser Ton, ebenso vorbereitet.
Der 2. Satz "Spanisches Ständchen" ist mit vielen leisen
Flageolet-Tönen ausgestattet und schafft damit dynamisch scharfe Gegensätze.
Der 3. Satz "Thema und Variationen" stellt die musikalische
Verbindung der vorangegangenen beiden Sätze wieder her.
E 26 Die Sonatine
1946 (45) für Flöte solo
Diese stammt aus einer sehr schweren
Zeit, aber sie ist eine dankbare Aufgabe für einen Flötensolisten.
Die Sätze 1) Molto espressivo, 2)
Thema con Variationi und 3) Hymnus können für ein weltliches und ein
geistliches Konzertprogramm verwendet werden. Musikalität und aparte Tonarten
beseelen den interessanten Inhalt, der häufig mittels arpeggioso in Harmonien
eingebunden ist, die entsprechend verständlich erklingen müssen. Das Musikstück
will erarbeitet sein und öffnet sich dem Interpreten und dem Hörer nach und
nach.
KADENZEN ZU FLÖTENKONZERTEN - große
und auch kleinere, die sich auf den jeweiligen Satzinhalt beziehen - setzen
Kenntnis der Werke und manchmal auch Konzerterfahrungen mit ihnen voraus. Die
Wahl zwischen mehreren Versionen kann zu Unsicherheit führen. Bleibt man bei
einer "neutralen" Version - das heißt nicht nur "Stil",
nicht nur "rasseln" - kann man sich in gewisser Weise als Solist im
Konzert sowohl entspannen als auch steigern. Von der momentanen körperlichen
Verfassung und seelischen Bereitschaft wird jene Gestaltung immer abhängen, die
den Vortragenden selbst zufrieden stellt, die technische Bewältigung als
selbstverständlich vorausgesetzt.
E7
(30) Kadenzen von E. Bodensohn
zu 10 Flötenkonzerten 1. Heft
Quantz:
G-Dur, D-Dur, e-Moll
Friedr.d.Gr.
Nr. 2, Nr. 3, Nr. 4
Mozart G-Dur, D-Dur
Jos. Haydn D-Dur
M. Haydn D-Dur
E 8 (26) Kadenzen von E. Bodensohn zu 10
Flötenkonzerten 2. Heft
Händel
D-Dur, F-Dur
Graun e-moll
Boccerini D-Dur
Hasse G-Dur
Devienne D-Dur,
G-Dur
Schwindel
G-Dur
K. Stamitz D-Dur
Friedr.d.Gr.
Nr. 1
Kadenz -
Kopien ( in Kalligraphie)
Mozart Kadenz zum Andante C-Dur
Vivaldi Kadenzen zum 3. Flötenkonzert
Devienne 3 Kadenzen zum 4. Flötenkonzert
A.
Stamitz 2 Kadenzen zum Flöten - Konzert
D-Dur
Molter
3 Kadenzen zum Flöten - Konzert G-Dur
Molter
3 Kadenzen zum Flöten - Konzert D-Dur
Molter
2 Kadenzen zum Conzertino Nr. 2
Die
meisten meiner Kadenzen entstanden aus der Praxis heraus und haben
zusammengenommen viel gedankliche Arbeit gekostet. Die Kehrseite lautet: der
Komponist erfährt nie, ob wer wann wo was gespielt hat, wenn es nicht auf dem
Programm gedruckt ist und der Gema nicht gemeldet wurde.
E 72 Vernissage 7
Soli für Altquerflöte in G oder Flöte
Sätze: 1 Träumende, 2 Der unentschlossene
Jüngling, 3 Trinker, 4 Tänzerin,
5 Der
Clown, 6 Zephyros, 7 Abenddämmerung
Zu 1) "Träumende" Nun kommt es zuerst
darauf an, welches Bild bzw. Gemälde vor Ihrem geistigen Auge vorüberzieht.
Denken Sie an die "Schlummernde Badende" von Renoir, die höchstens
schlummert, aber noch nicht badet, so muss die angegebene Dynamik um die Hälfte
gradual zurückgenommen werden d. h. aus piano wird pianissimo, aus forte mezzo
forte u.s.w. Der schönste singende Ton ist gerade noch gut genug für das
herrliche Bild.
2) "Der unentschlossene Jüngling"
Denken Sie, Mädchen wie Junge, an Ihre Jugend. Wie oft hing die Frage in der
Luft "was ziehe ich an" oder "wie imponiere ich". Ob die
Frage bei zunehmendem Alter an Gewicht verliert, sei dahingestellt, aber es
bleibt eine gewisse Unruhe, die aus der Darstellung des kurzen Stückes
unbedingt hör- und fühlbar gemacht werden muss.
3) "Trinker" Fahrige
unkontrollierte Bewegungen, die manche Abläufe ins Groteske führen und damit
bereits die Trunkenheit bescheinigen, können durch starke dynamische
Unterschiede ohne plausiblen Grund die Situation verstärken. Hin und wieder
wird ein Flatterzäpfchen auf einer Viertelnote die Hilflosigkeit des nicht mehr
steuerungsfähigen Trinkers unterstreichen. Die kleinen Noten sind sehr wichtig.
4) "Tänzerin" Der graziöse Fluss
dieser Melodie, an fünf Stellen mit Pizzicati geschmückt, soll mit weicher
zärtlicher Tongebung dahinziehen, als sei er nicht bereit, sich choreographisch
binden zu lassen. Affettuoso, frei im Vortrag , möchte er sein.
5) "Der Clown" Er versucht durch
tollpatschige Anläufe und Sprünge auf einen erhöhten Punkt zu gelangen, rutscht
aber zu seinem Erstaunen ab und ist betrübt. Nun muss er auf dem berühmten
"Teppich" bleiben, der nicht nur „seiner", sondern auch
"unser aller Teppich" ist.
6) Zephyros" und 7)
Abenddämmerung bedürfen keiner Erklärung.
Bodensohn:
Kadenzen zu Konzerten für 2 Flöten
3 Kadenzen
zu A. Stamitz Konzert für 2 Soloflöten u. Orch.
1 Kadenz zu J. Schmitt Konzert für 2 Soloflöten und Orchester E 61
3 Kadenzen zu Pepusch Konzert für 2 Soloflöten und Orchester E 67
4 Kadenzen zum Konzert a-Moll Telemann
3 Kadenzen zu Konzerten für 2 Flöten von
Cimarosa
Wer mit jungen für die Musik begeisterungsfähigen Anfängern über 4 Jahrzehnte zu tun hatte, weiß um den Wert kleiner Duos Bescheid, die mit Bedacht und innerer Freude geschrieben wurden und innere Freude erzeugten. Leider konnte man in dieser Sparte selten nach großen Namen gehen, ganz einfach deswegen, weil jene Komponisten die Erlebnisse - aus welchen Gründen auch immer - nicht hatten. So sind von diesen die zweiten Stimmen meist ganz einfach gehalten und bleiben deshalb ohne Anreiz zum musizierenden "Dialog".
Um dieser
Not abzuhelfen, entschloss ich mich, kleine Duos zu schreiben und sorgfältig
mit entsprechenden Titeln auf den Inhalt hinzuweisen.. Es entstanden 3 Hefte
mit kleinen Duos. Immer wieder haben Kinder und Erwachsene ihrer Freude
Ausdruck gegeben, wenn die Zeit des Duo - Spielens innerhalb ihrer
Unterrichtsstunde anbrach. Es wurden individuell Lieblingsstücke daraus und
dies schuf und förderte die Freude an der Musik insgesamt.
E 38 1. Duoheft (erster Versuch des Schülers)
Sätze: 1
Abendlied, 2 Tanzlied, 3 Üblied, 4 Schlaflied, 5 Vorfreude, 6 Ohne Freunde, 7
Erste Panik, 8 Festtag, 9 Kleines Vortragsstück, 10 Kleiner Tanz, 11 Ländlicher
Tanz, 12 Schön ist unsre Freizeit, 13 Menuett, 14 Kummer, 15 Die Freiheit, 16
Ständchen, 17 Reigen im Gras, 18 Gang in der Dämmerung, 19 Im Wald, 20 Das
Bayrische Bier, 21 Immer vergnügt, 22 Glockenspiel, 23 Romanze, 24 Pastorale.
Sätze: 1
Die Holzpuppe, 2 Einsames Lied, 3 Erzählung, 4 Am Trampolin, 5 Ländlicher Tanz,
6 Stimme rein, das muss sein, 7 Kleines Zwischenspiel, 8 Wir pfeifen, 9
Verbeugungen, 10 Zuneigung, 11
Morgenstimmung, 12 Englischer Walzer, 13 Kleiner Marsch, 14 Erklärung,
15, Tango, 16 Phantasie, 17 Abschied, 18
Stichelei, 19 Der Wind, 20
Abendlied, 21 Im Wald.
Sätze: 1
Altes Märchen, 2 Neues Märchen, 3 Wachtraum, 4 Grillen, 5 Mitternacht, 6 Tango
Regina, 7 Herbstmelodie, 8 Lied in der
Einsamkeit, 9 Zweifel, 10 Stolze Freude, 11 drei Kadenzen aus dem Doppelkonzert
E 21 , 12 Drei kleine Themen, 13 Das
Seebad, 14 Kleines Konzertduo in 2 Sätzchen.
E 4 1. Duo für 2 Flöten oder andere Instrumente (1958) 11-12
Minuten
Dieses
Stück sollte ein Beweis sein, dass man aus einem x-beliebigen Thema mit
verschiedenen Methoden ohne weiteres Musik aufzeichnen kann, die noch den Namen
"Musik" verdient. Zu einer Wette zwischen weit fortgeschrittener
Schülerin und Lehrer ist es aber dann doch nicht gekommen.
Die Sätze
1. Fünfton - Monogramm , 2. Übertragung gleicher Noten in variablen Metren und
3. "1 plus 2" .hängen thematisch zusammen. Satz 1 beinhaltet 16
Abwandlungen des Monogrammes aus fünf Tönen. Der Satz 2 bringt für beide
Instrumente je Takt gleiche Noten, aber rhythmisch verschieden und daher
dennoch zweistimmig. Satz 3 zeigt
raschen Spielablauf der verknüpften beiden Sätze 1 und 2.
Satz
4 soll als Gegensatz zu den rein
technischen Konstruktionen befreiende Vollblutmusik sein, wie man sie sich
zwanglos von der Seele schreibt, ohne an "Stile" und Verbote zu
denken. Der das Thema B/A/C/H einmal
mehr verfolgende Satz kann auch allein als Phantasie zum Vortrag gebracht
werden.
E 35 2. Duo "Don Quijote und Sancho Pansa" für 2
Flöten oder andere Instrumente/ 11 Minuten
Sätze: 1 Jähe Erkenntnis , 2
Canzone und Variationen, 3 Finale
Über das Duo und seine einzelnen
Sätze ist im Vorwort der Ausgabe folgendes zu lesen:" Wer über die beiden
Gestalten je gelacht hat, wird früher oder später - vielleicht auch nie -
merken, dass er über sich selbst lachte, weil auch wir in manchem Tun sowohl
Wirklichkeitsfremde, Träumer, Phantasten, Hitzköpfe und Überidealisten als auch
Nachschwätzer, Mitläufer, Nachläufer und unverbesserlich träge und denkfaule
Menschen sein können. Damit sind wir oft nicht mehr weit von einer
Donquichotterie oder einem Sancho Pansa entfernt. Diesem Gedanken entspricht
das einleitende Sätzchen "Jähe Erkenntnis."
Die Canzone und ihre Variationen
gelten "D u 1 c i n e a“, der Angebeteten, und damit allen Dulcineas und
deren Varianten, die in der Einbildung und besonders in der Angeberei "existieren" und irgendwann zu Grabe
getragen werden müssen, wie im Trauermarsch angedeutet wird.
Im Finale findet der Ritt gegen
die Windmühlenflügel statt, vom Schildschlagen, Säbelrasseln und Anritt, dem
der störrische Esel und der träge Sancho nicht zu folgen vermögen, zum Ansturm
mit Siegestrunkenheit und einer Hymne auf den Lippen, die atemlos macht. Nach
der Verschnaufphase, in der sich nach kurzer Andacht die Gedanken zu drehen
beginnen, in einen wilden Tanz münden und in einem Frösteln und Zittern enden,
erwacht wieder der kämpferische Wahn und Trotz. Es wird wieder losgeschlagen
und vorwärtsgestürzt, dem tragischen Ende zu. Wie viele Parallelen in Einzelschicksalen und in der
Geschichte !
E 36 3. Duo „Menagerie“ 9 kleine Sätze
9 kleine
Sätze für 2 Flötisten oder andere Künstler etc.
1. Andante con moto
"Salonlöwen". Dieses Sätzchen ist als steifes und konservatives
Vorspiel ohne Humor gedacht.
2. Adagio "Goldfische" Indem die langen Noten sehr leise
gespielt werden, kommen die Flötenpizzikati - die Luftblasen - mehr hervor.
(Flötenpizzikati: Schlagen einer oder mehrerer Klappen des betreffenden Tones
mit gleichzeitigem heftigem Zurücknehmen der Zunge mit Luftstoß, wobei eine
möglichst vergrößerte Mundhöhle und die etwas nach außen gedrehte Flöte eine
verstärkende Funktion haben.)
3. "Bienen" Es versteht sich fast
von selbst, dass dieser Teil zunächst langsam und ohne Flatterzunge zusammen
geübt werden muss.--
4. "Nacktfrösche" Man merke sich
vor den Summton-Takten den oberen Ton des Tremolos und stelle die Stimmbänder
bereits in den Tremolo-Takten danach ein. Das manuelle Vibrato soll die
leichten Wellenringe im Wasser darstellen.
5.
"Piepmatz" Die ersten 8 Takte sollen wie von einer Flöte gespielt klingen.
Spiele stets kurze und klingende Nötchen und Praller im Mezzoforte. Irgendeinen
Vogel - wenn nicht den eigenen - sollte man erkennen.
6. „Paradepferde;" Artikulierungen
müssen sehr genau durchgeführt werden, auch wenn sie manchmal gegensätzlich sind.
Überzeichnungen bzw. Übertreibungen kommen bei allen Stücken dem humorigen
Charakter am meisten in die Nähe.
7. "Skihasen“ In einem
Wintersport-Vergnügungsort schließt sich an einen Ablauf erst ein
gesellschaftliches und dann ein geselliges privates Beisammensein mit Tanz
u.s.w. an. Hier muss nach Art der Schmus-Geige überzeichnet werden.
8. "Pechvögel“ Ernst zu nehmen nur
dann, wenn man glaubt, sich um eigene Zugehörigkeit bemühen zu müssen.
9. „Ballettratten“: Hier ist an grotesken
Spitzentanz gedacht.
Allgemein
bemerkt fördert Duospiel zunächst Genauigkeit durch Selbstkontrolle, Anpassung
und Führung des anderen Parts gegenüber und schließlich solistische Ausdeutung
der Vorlage. Es ist keine leichte Aufgabe, diese vermenschlichte Tierwelt in
humorvoller Weise zu Gehör zu bringen, aber Phantasie auf der Seite der
Flötisten (einschließlich Körpersprache) weckt die Phantasie aufgeschlossener
Hörer.
E 37 Drei Pastoralen f.
Sopranblockflöte und Violoncello
17
mögliche Besetzungen sind angezeigt. Die Pastoralen können sowohl in
geistlichen als auch in weltlichen Veranstaltungen vorgetragen werden, einzeln
oder in Abständen mit anderen Instrumenten. Sie können den beiden solistisch
geführten Instrumenten viel abgewinnen, so dass auch dem freudigen Element
gehuldigt wird. Bei der Wahl der Sopranflöte ist die Metallflöte wegen der
sicheren Höhe zu empfehlen. Die Besetzungsmöglichkeiten sind auf dem
Noteneinband angegeben.
Pastorale 15 Min.
Pastorale 26 Min.
Pastoral-Fantasie
10 Min.
E 101 Zwiegespräche" Duo für 2 Altquerflöten in G
(Flöten)
Sätze: 1 Andante, 2 Largo, 3
Largo, 4 Scherzo
Die Reihe der Werke für die
vernachlässigte Altquerflöte in G wurde hiermit fortgesetzt u. wird hoffentlich
bemerkt !
E 49 "Partita
l" für Flöte und Violoncello 12 Min.
Sätze: 1 Intrada, 2 Grave, 3 Appassionato
Die Intrada bietet ein lebhaftes
Zwiegespräch leidenschaftlicher Art über die ganze Tonscala mit einem
Lento-Mittelteil in konzentrierter Form. Das Grave bietet die Gelegenheit, den
edlen dieser Instrumente nachgerühmten Toncharakter voll zur Geltung zu
bringen, besonders das piano mit singendem Vibrato.
GMD und
Intendant Zwißler in Mainz rief das Wort „singen" gerne in das Orchester -
die vibrierende Hand am linken Revers - molto vibrato -, was einige
Orchestermitglieder veranlasste, das Instrument abzusetzen und
scherzhafterweise zu singen, was einen kurzen kaum bemerkten Heiterkeitserfolg
zur Folge hatte. Der Titel des letzten Satzes Appassionato sagt wohl über den
Inhalt einiges aus. Die variablen Metren erfordern ein gutes Zusammenspiel, das
mehrmals zu dramatischen Steigerungen führt. Das interessante Werk kann für
weltliche und geistliche Konzerte verwendet werden.
E 50 "Partita 2" für Viola
und Violoncello 12 Min.
Sätze: 1
Intrada 2 Memento 3 Finale
Ein Werk
mit solistisch stark hervortretenden Partien, die den Künstlern die Möglichkeit
bieten, sich in individueller Gestaltung besonders zu profilieren. Bei Verwendung
der Bassquerflöte statt Viola ist ab und zu auf klangliches Gleichgewicht zu
achten. Ein ernster Satz wie das Memento ist bei gegebenem Anlass sicher auch
einzeln gespielt sehr willkommen. Die Partita ist sowohl weltlich als auch im
geistlichen Konzert verwendbar.
E 22 "Gedächtnis-Suite" f. Altquerflöte und
Violoncello (1934)
(auf den
Tod eines kleinen Kindes)
3 Sätze
Es ist nicht schwer, den ernsten
Gedanken dieses Werkes zu folgen und die Stimmung wiederzugeben, die durch das
tragische Geschehen (Todesfall in der Pension Gärtner, Lindenfels im Odenwald)
entstanden war. Der spezifische Klang der Altquerflöte im Verbund mit
Violoncelloklängen ist allein schon dafür prädestiniert, der Aufgabe gerecht zu
werden. Das Werk ist für Konzerte oder Gedenkfeiern weltlicher und geistlicher
Art geeignet.
E 5 "
Trio F-Dur" f. Flöte, Violine und Violoncello (1934)
in sieben
kleinen Sätzen
1.
Satz Lied / Andante
Das in synkopischer Form
gestaltete Lied wird virtuos variiert und kehrt wieder zum schlichten Anfang
zurück.
2.
Satz Traum / Allegro Moderato
Zwischen Dreivierteltakt und Viervierteltakt in Synkopen schwebend, deutet der Satz eine Traum-Situation an, gleichsam wie Nebel, der sich hebt und senkt.
3.
Satz Walzer / Allegretto
Der ausgelassene melodiöse kleine
Tanz in e-Moll kann nicht ganz darüber hinwegtäuschen, dass die Grundstimmung
zur Resignation tendiert.
4.
Satz Resignation / Lento
Diesmal ist das Violoncello am
Resignieren und gibt dies in deutlicher Weise kund.
5. Satz Scherzo / Molto Vivace
Eine rasante
Partie wird witzig erzählt.
6.
Satz Klage / Grave
Dieser Satz gehört fast
ausschließlich dem Violoncellisten. Er beginnt allein, indem er in die Tiefe
steigt und im 3. Takt die beiden anderen mit hinab nimmt, um mit ihnen zu
trauern. Wohl dem, der fähig ist zu trauern , weil ihm das Erlebnis der ganzen
Breite menschlicher Gefühle zuteil wird.
7. Satz
Übermut / Celerissimo
E 6 "Trio aus
Italien" f. Flöte, Oboe und Klarinette (1944)
Das kurze Vorwort in der
handschriftlichen Ausgabe lautet: "Kriegsferntrauung 1944". Das Stück
ist ein Zeitdokument. "Neutöner" waren verpönt (verboten), außerdem
wurde für Soldaten geschrieben, ohne
Klavier, im frontnahen Ruhequartier, im Partisanengebiet. Der junge Ehemann
(Helmut Durm, Baden-Baden) ist nicht in die Heimat zurückgekehrt. Ehre seinem Andenken! Die Bläser (Oboist und Klarinettist) mögen
der vielen Noten wegen verzeihen. Das Trio sollte schwer sein und voll klingen.
Möge es nun nach 30 Jahren (1974) und nach kritischer Durchsicht dennoch
Freunde finden , die vielleicht Ernst und Tragik nachempfinden können. (Januar
1974 E.B.)
Die Sätze des "Trios aus
Italien" sind: 1 Einzug der Feiernden, 2 Das Fest, 3 Die Ihr nicht mehr unter uns
weilt, 4 Umtrunk, 5 Gedenken an Mozart
und sein Massengrab, 6 Finale , 7 Epilog
oder Prolog.
Eine nähere Erklärung erscheint
mir sinnvoll zu sein. Was ist eine Ferntrauung?
In der bedrohlichen Kriegslage 1944 gab es keinen Urlaub mehr, auch für
Tod von Angehörigen, Hochzeit usw. Die Braut in der Heimat wurde mit einem
Stahlhelm auf dem Platz neben ihr getraut und der Soldat mit einem Blumenstrauß
neben ihm. Standesbeamter war ein Offizier oder Feldwebel.
Unsere Betreuungsgruppe war mit
etwa 7 Mitgliedern aus der Bunkerlinie (Zuggefechtsstand mit Stoßreserve)
herausgezogen worden und bekam als Ruhequartier ein schlossähnliches Haus
zugewiesen. "Haus Ricci" hieß der schöne Bau. Da keine entsprechenden
Noten für die Feier vorhanden waren, bat ich um Notenpapier. Etwa eine Woche
sollte Zeit sein, das Trio zu schreiben und zu proben. Danach war die Trauung
und das Ende unserer Ruhetage. Unteroffizier Helmut Durm aus Oberbeuern bei
Baden-Baden war verheiratet. Durch verschiedene Einsätze haben wir ihn nicht
mehr gesehen. Er wurde vermisst.
Besetzungsmöglichkeiten:
Flöte Oboe B-oder C-Klarinette
Flöte
1 Flöte 2
Flöte Violine
Violine 1 Violine 2
E 21 " Verwandlungen eines
Mozart-Themas" 1944 für Flöte, Oboe
und B- oder C Klarinette
Sätze: 1 Lento, 2 Andante, 3
Allegro, 4 Grave, 5 Finale
Wer sich diesem Thema nähert, muss
mit einem gewissen Enthusiasmus gewappnet sein. Ein kleiner "Apparat"
wie diese drei Soloinstrumente können einen großen Glanz entwickeln.
E 48 "Sechs
Episoden" für Trio
Besetzungen:
2 Flöten (oder 2 Violinen , oder
Flöte Violine ) und Bassquerflöte oder
Viola
4
Sätze: 1
Tagesanbruch, 2 Spielende Kinder, 3 Ohne Worte, 4 Ohne Vorschrift, 5 Zärtlicher Tanz , 6 Durch die Gassen
Die kleinen Stücke wollen gut
ausgearbeitet sein z.B. gemeinsame Sechzehntelsynkopen oder gemeinsame Triolen,
genaue Befolgung der Bindungen, wobei die Partiturstimmen gute Dienste leisten.
Bei der Notierung der 3. Stimme wurde zugunsten der Bassflöte ein Kompromiss
geschlossen. Die Bassquerflöte, die in der Regel geliehen wird, sollte von dem
Flötisten griffmäßig wie bei der Normal-C-Flöte gespielt werden können. Es ist
im Hinblick auf die Ansprach-Schwierigkeit eine Erleichterung. Für die Viola
ist der Part im Violinschlüssel nach unten oktaviert geläufiger.
Werden die Sätze Nr. 2 und 6, „Spielende
Kinder“ und „ Durch die Gassen" von 2 Piccoli gespielt, ist der 3. Part
ein normaler Flötenpart, wobei die Piccoli dynamisch etwas zurückhaltender
blasen müssen. Die Sätzchen sind geschlossen oder einzeln vielseitig verwendbar
z.B. zwischen erzählten Episoden.
E 60 "Theobald
Boehm-Suite"
(Flöten) Partiturstimme
Sätze: 1 Boehms
Altquerflöte, 2 Monogramm Theobald Boehm, 3 Dem Erfinder gewidmet
(zum 100. Todestag 1981)
Getreu dem Ziel, Lücken in der
Flötenliteratur zu schließen, wurde auch dieses Werk der missachteten oder
vergessenen Altquerflöte und ihrem Schöpfer gewidmet. Schöne Töne auf diesem
Instrument müssen erarbeitet werden. Die herrliche tiefe Lage entschädigt für
alle Mühe.
Das Trio beginnt im unisono mit
„Pizzicati“ und übernimmt den Raum, den Altquerflöten bieten können, sehr bald
in vollem Umfang. Dabei muss die tiefe Lage in der 3. Stimme dynamisch
berücksichtigt werden, damit ungefähr ein Gleichgewicht hergestellt wird. Dies
gilt besonders auch bei den Stellen mit Flatterzunge/Flatterzäpfchen in
Dreistimmigkeit.
E 70 "Partita
3" (Trio) f. 2 Altquerflöten in G u. Violoncello
Sätze: 1)
Fantasie 2) Choral 3) Invention
Wiederum ein Werk für Altquerflöten, diesmal mit einem Violoncello als Partner. Die Ausgabe ist zusätzlich mit einer Taschenpartitur versehen. Wohltuender Taktart- und Tempowechsel sorgt für Auflockerung und lässt Monotonie nicht aufkommen. Der Hörer wird sich sehr schnell in den sonoren, etwas' schwermütigen Klang der Altquerflöten "einhören". Der Toncharakter in der Tiefe und mittleren Lage wird manchmal mit dem Waldhorn verglichen. Tonvorstellung und Einfühlungsvermögen sind besonders gefragt.
Gebogene
Flötenkopfstücke haben außer dem Vorteil bei der Haltung, die bekanntlich
ermüdet, auch schöne Töne in der höheren Lage. Die Tonstärke wird ein wenig
abgeschwächt. Die Liebe, die man dem Instrument widmet, gibt es nach einiger
Zeit doppelt zurück. Die Partita 3 bringt jedem der 3 Solisten genügend
Gelegenheit, sowohl klanglich und technisch als auch nachschöpferisch
zufriedenstellend tätig zu sein.
Kapitel 6 Quartette / Quintette
E 20 "Variationen
über ein Frühlingslied"
(Alle
Vögel sind schon da) f. 4 Instrumente, am besten 2 Piccoli (Sopranblfl.) und
entsprechend andere Instrumente als 3. und 4. Stimme
Inhalt:
Thema, Variation 1, Variation 2, Zwischenspiel, Variation 3, Einleitung zum
Finale
Außer
einigen "Freiheiten" verzichtet das Musikstückchen auf Modernität, nicht
aber auf Virtuosität. Dennoch sind die Tempi frei, so dass der
Schwierigkeitsgrad erheblich herabgesetzt werden kann.
E 27 "Kleines
Quartett" f. Flöte, Violine, Viola u. Violoncello
Partitur
u. 5 Stimmen 1941
1) Adagio / Friede, Friede auf der Erde
2) Andante / Heute ist Dein Festtag
3) Andante / An
Maria
4) Con moto /
An Frau musica
Als
Quartett mit und ohne Gesang aufführbar. Die vier Melodien und dazu gehörenden
Texte stammen aus einer sehr schweren Zeit -aus den Kriegsjahren 1941 bis 1945
und aus meinem und meiner Frau Leben. Musikalisch und textlich bilden sie ein
"Kleines Quartett". Dieses "Doppelquartett" sollte nicht
untergehen, zumal es ohne "Fremdarbeit" aus eigenem Erleben zustande
kam - ohne offene oder heimliche Kritik zwischen einem Musiker und einem
Dichter. Das "Kleine Quartett“ ist spielbar als 1) Streichquartett 2) Flöte u. Streichtrio 3) Gesang u. Streichquartett 4) Gesang , Flöte u. Streichtrio 5) Rezitation mit 1) und 2)
Die Texte
lauten:
1. Satz Adagio
/ 1. Lied „Friede“
(1)
"Friede, Friede auf der Erde!
Tue das Deine, auf dass er werde.
Scheue
nicht Menschenpflicht!
Verkünde es laut, oh Mensch:
Friede auf der Welt!
Kannst Du das Leid ermessen,
lebenslang vergessen,
wenn Vernichtung und Zerstörung
lärmend durch Feuernächte gellt?
Immer wieder
lasst uns rufen
Friede, Friede auf der Erde,
Friede auf der Welt!
(2)
Friede Friede, auf der Erde!
Tue das Deine, auf dass er werde!
Auch in Dir
und mit mir
schließ' Friede bald, oh Mensch,
noch auf dieser Welt!
Kannst Du das Glück ermessen,
wenn der Streit vergessen
und die Menschheit - alle Völker
Menschsein nicht mehr in Frage stellt?
Immer wieder lasst uns rufen:
Friede, Friede, auf der Erde,
Friede auf der Welt!
Die
Rezitation - mindestens einen Vers - möchte ich unter Umständen vorziehen. Die
Melodie ist ja in der 1. Stimme vorhanden,
so dass der Text gut zu verstehen wäre. Man kann es probieren.
2. Satz Andante, 2. Lied: "Heute ist Dein Festtag.."
1
Heute ist Dein Festtag !
Er geht uns sehr zu Herzen. Dein sind die Gedanken,
die so oft bei Dir geweilt, umgeben Dich zärtlich ganz ungEteilt.
Du bleibst für immer in meinem Leben
stets ein Himmelsgeschenk auf dieser Welt.
Dank für Deine Liebe, Dank für Deine Güte ,
die Du selbstlos mir zugedacht.
Heute ist Dein Festtag. Er geht uns sehr zu Herzen
Dein sind die Gedanken, die
so oft bei Dir geweilt
umgeben Dich zärtlich ganz ungeteilt.
Ich seh' Dich immer in wachen Träumen
bis zu einem Wiedersehn
2
Über alle Berge SEND ich Dir meine Grüße,
höher als die Wolken ziehen und der Adler kreist.
Ins Blaue des Himmels folg ihm im Geist!
Nur in der Stille hör' ich die Stimme,
hoch im Äther erscheint Dein
liebes Bild.
Wenn die schwarzen Wolken mir Dein Bild verhängen,
strahlt es danach ganz hell und klar.
Über alle Berge send ich Dir
meine Grüße höher als die Wolken ziehen
und der Adler kreist
Ins Blaue des Himmels folg ihm IM Geist!
Bleibe in Liebe Du mir
erhalten
bis zu einem Wiedersehn
Der 3. Satz, Das 3. Lied: „An Maria“
(1)
Deinen Namen besingen Lieder,
doch dies Lied ist nur für Dich,
und ich sing es immer wieder
und gedenke Deiner inniglich
an jenem Tage im fernen Land
wo ich niemals Ruhe fand.
Es ist SO schön, den Namen leis´zu nennen
„Maria“ und Dich anzusehn
und in den Augen läßt es sich erkennen
wie unsre Herzen zueinander stehn
(2)
Als das Schicksal uns beide trennte,
war das Herz so abschiedsschwer,
und es suchten sich Mund und Hände,
denn wir liebten uns schon lange sehr.
Ganz schlichte Worte sprach da Dein Mund
und er tat den großen Schmerz nicht kund.
Es ist so schön, den Namen leis zu nennen
"Maria" und Dich anzusehn
und in den Augen läßt es sich erkennen
wie unsre Herzen zueinander stehn.
(3)
Einmal wird diese Straße enden,
die wir noch gemeinsam gehn,
und dann wollen wir Trost uns
spenden,
dass wir uns in Bälde wiedersehn,
wo keine Seele im Dunkel irrt,
wo ein jeder Ruhe finden wird.
Es ist so schön, den Namen leis zu nennen
"Maria" und Dich anzusehn
und in den Augen läßt es sich erkennen,
wie unsre Herzen zueinander stehn.
Der 4. Satz, das 4. Lied: "An Frau Musica“
Dein ist unsre Liebe geblieben, Frau Musica,
oft hast Du im Leid getröstet, oft uns erfreut.
Himmlisch schöne Weisen sind Dein eigen, Frau Musica.
Du, liebe Frau Musica, wirst
uns nie enttäuschen,
ja, Du, liebe Frau Musica,- wirst uns nie enttäuschen.
Über alle Grenzen geht Dein Reich, schönste Musica,
über alle Völker breitest Du Deine Macht,
doch es ist ein liebevolles Joch, schönste Musica,
alle mögen Deine versöhnliche Gebärde,
ja, alle mögen Deine versöhnliche Gebärde.
Schwer wird unser Abschied auch von Dir, liebste Musica.
Zwar hat man im Jenseits uns versprochen auch Dich.
Wenn wir Dich verlassen müssen, schönste Frau Musica,
geht, was uns Begleitung ein Leben lang gewesen,
ja, geht, was uns Begleitung ein Leben lang gewesen.
Wenn uns aber Freunde mit Musik in das Jenseits führn,'
wollen wir ganz zufrieden sein und stimmen mit ein.
Singen alle Lieder, die dem einen allein gebührn.
Du, liebe Frau Musica, wirst uns nicht verlassen,
ja, Du, liebe Frau Musica, wirst uns nicht verlassen.--
E 45/46 6 musikalische Weisen"
(Partiturstimme) für 5 Flöten oder andere Instrumente
16-17 Min.
Sätze: 1
Deutsch, 2 Schottisch, 3 Italienisch, 4 Russisch, 5
Spanisch,
6 Ungarisch
Ursprünglich zur Schulung von Instrumentengruppen geplant, wurden aus diesen Sätzchen konzertante Stücke, die bei entsprechendem Vortrag eine verblüffende Wirkung haben. Die Ausführenden und die Hörer werden stets mit Freude dabei sein.
E 12 „Jägerlegende“ f.2 Flöten, 2 Klarinetten und 4 Waldhörner
8 Stimmen
u. Taschenpartitur, Sprechtext ad lib., vor, dazwischen oder auch
während der Musik bleibt dem Aufführenden überlassen,
Musik 6
Min. Text 4 Min.
Sätze: 1 Allegro non troppo (A), 2
Lento (B), 3 Allegro (C)
Der Text erzählt eine erträumte
Geschichte um den berühmten und oft gelästerten "Jäger aus Kurpfalz".
Die Musik enthält rhythmische und humorige Würze.
Text zur
"Jägerlegende" von Ernst Fr. W. Bodensohn 1951
(A) "Einst kam
der Jäger aus Kurpfalz zur nächtlicher Stund' aus dem Jenseits in sein großes Jagdrevier
zurück. Auf dampfendem Ross jagte er durch die Wälder. Die feurigen Augen
seines Pferdes fanden in der Finsternis jeden Weg und Steg. So sehr sich der
Jäger auch anstrengte, er bekam weder ein Reh noch einen Hirsch zu Gesicht,
aber Wildschweine kreuzten in Rudeln seinen Weg.
"Ich
weiß nicht" dachte er im Stillen, „was ich von dem heutigen Jäger aus
Kurpfalz halten soll. Ob das überall so ist?
Schnell hinüber in meinen schönsten Wald!" Er wandte sein Pferd und
jagte seinem besten Revier zu. Plötzlich riss er sein Ross zurück, dass es hoch
aufstieg. Der Wald hörte auf und vor ihm gähnte eine riesige Leere: soweit das
Auge reichte nur Baumstümpfe . Das also war der jahrhundertealte Wald. Stöhnend
glitt er vom Pferd und ließ sich auf einem Baumstumpf nieder. "Alles ist
anders geworden. Du bist nicht mehr daheim".
(B) Halblaut
hatte er vor sich hingesprochen, da - ganz in seiner Nähe - erhob eine
Nachtigall ihre Stimme zum Himmel, erst zagend und dann aus vollstem Herzen,
aber lieblich und rein. Eine zweite und eine dritte stimmten in den Gesang mit
ein. Ja- ertönten da nicht noch mehr Stimmen?
Der Jäger rührte sich nicht. In sich hinein lauschte er auf den
Widerhall. Einmal nur hatte er die Nachtigallen so schön vernommen, einst, als
er hier an diesem Ort die schöne Heidelbeerpflückerin zu seinem Weibe machte.
Nach einem kurzen Glück auf der Erde war sie entschwebt und ihm im Jenseits nie
mehr begegnet. Diesen Weg zu den Heidelbeerhängen war sie stets gekommen. 0h
wie schön war es, der Jäger aus Kurpfalz zu sein.
(C) Da
drangen mitten in seine Träume klappernde Geräusche, im Näherkommen unheimlich
anwachsend. Schwankende Gestalten nahten im Marschtritt. Zerbrochene Gewehre
trugen sie - und durchgeblutete Verbände. Obwohl ihre Augen in den Augenhöhlen
erloschen waren, blickten sie in die seinen, dass es schmerzte. Die Geister
eines längst irgendwo zerschlagenen Jägerbataillons zogen vorüber in die Nacht,
noch nicht zur Ruhe gekommen, noch nicht erlöst, voran die Jägermusik. In das
Spiel von Pfeife und abgespannter Trommel fielen die Hörner ein, gänzlich
verstimmte und durchlöcherte Instrumente. Sie spielten das Lied "Ein Jäger
aus Kurpfalz" - sein Lied - , denn auch sie waren Jäger, brave, ach so
junge, arme Jäger aus Kurpfalz.
Als der
schaurige Spuk verschwunden war, riss sich der Jäger aus Kurpfalz aus seinen
Gedanken, wollte schnell sein Ross besteigen und davon galoppieren, denn die
Begegnung war zu grauenvoll, - da brach die erste Morgendämmerung an und -
sollte er seinen Augen trauen - eine junge Heidelbeerpflückerin schritt mit
zwei Körben langsam den Weg zu den Hängen empor. Aus der Ferne aber klang ein
Jagdhorn - der junge Jäger aus Kurpfalz!
(D) Ein
Lächeln glitt über die Züge des alten Jägers. Befreit von dem Alp riss er sein
Horn an die Lippen und blies Antwort und darin lag seine ganze Freude. Die
kleinen Tiere des Waldes huschten erschrocken in ihr Versteck. Mit den lachend
gerufenen Worten „es hat sich doch
nichts geändert" schwang sich der Jäger aus Kurpfalz auf sein Pferd,
trabte lustig pfeifend durch den Wald und entschwand dann im gestreckten Galopp
wieder in dem Jenseits.--
Hier muss ich - wie fast immer -
"vom Kopf" in die Maschine folgendes schreiben: Die Jägerlegende,
teilweise geträumt und erlebt wie z.B. die Überraschung mit den Baumstümpfen,
entstand nach dem 2. Weltkrieg und wurde 1951 gedruckt. Davor wurde die Legende
von einer Musikalienhandlung in den USA aufgrund einer Schreibmaschinenliste
bestellt und mehrmals moniert, da sie nur kopiert hätte geliefert werden
können. Nun musste sie nochmals geschrieben werden und dies erfolgte leider
nicht in Kalligraphie.
Das
Werkchen stellt hohe Anforderungen an Laien. Man muss annehmen, dass die
Besteller - vermutlich "pfälzische Amerikaner" davor kapituliert
haben, obgleich feststeht, dass die Person und das Lied vom Jäger aus Kurpfalz
in Amerika allgemein bekannt ist, im Gegensatz zu hier, wo dies nur
landstrichweise der Fall ist.
E 31 "Kleine
Ballettmusik" f. 13 Instrumente (1947),
solistisch u. chorisch
(Kinderballett) Besetzungsmöglichkeiten (wegen der Tonschwäche der tiefen
Blockflöten sind die Stimmen häufig unisono geschrieben)
Schneewittchens Rettung ,
Taschenpartitur mit allen Angaben
Mitwirkung: Schneewittchen, Prinz , Königin , 7 Zwerge , Kinder aller
Größen
E 55 r-Serenade am
Kurpfälzischen Hof (1935) im alten Stil
f. 2 Flöten, 2 Klarinetten, 4
Hörner, 10 Min. (zur Jägerlegende passend)
Sätze:
1 Moderato, 2 Andante con moto, 3 Scherzo
Musikstücke, die je zur Hälfte mit
Holzbläsern und Blechbläsern besetzt sind, haben einen besonderen Klangreiz.
Man wird an die 12 Nocturnos von Joseph Haydn für 2 Flöten, 2 Hörner erinnert.
Als Einführung zur Jägerlegende könnte dieses kleine Werk gute Dienste tun.
Besetzungsvorschläge:
2 Flöten,
2 Klarinetten, 4 Hörner
2 Flöten,
2 Violinen, 2 Fagotte, 2 Hörner
2 Violinen, 2 Klarinetten, 4 Fagotte
4 Violinen, 4 Violoncelli
Flöte,
Oboe, 2 Klarinetten, 2 Bratschen, 2 Violoncelli
Besetzungen
mit Klavier (Orgel) u.s.w.
Die
Klarinetten-Stimmen sind in C und B vorhanden.
E 102 "Kammermusikalisches Tedeum"
Partitur und 7 Stimmen für Gesang,
Altquerflöte in G, C-Bass, Flöte, Violine, Viola und Violoncello
Hierzu das
Vorwort der Ausgabe:
"Wahrscheinlich wird sich niemand darauf besinnen können, einem
solchen Musiktitel je begegnet zu sein. Allgemein bemerkt erfordern die
geistlichen Werke meist einen Aufwand, der den finanziellen und personellen
Rahmen vieler Veranstalter sprengt, so dass die musikalischen Auslegungen
biblischer Texte oft nur in großen Zeitabständen und unter enormen Opfern
möglich werden.
Die kleinen
Werke - die Solokantaten - könnten diesem Zustand abhelfen, aber davon wird
relativ wenig Gebrauch gemacht. Sie haben in ihrer textlichen und musikalischen
Kurzform eine spezifische Struktur. Insofern kann man eine Lücke sehen, die
sich zwischen Solokantate und Kantate aufgetan hat. Mit
"kammermusikalischen Kantaten könnte die Lücke geschlossen werden. Bei
dieser Gattung wird die Singstimme überwiegend als "Instrument unter
Instrumenten" eingesetzt, was zwar den Komponisten zusätzlich belastet,
aber bei einem geistlich-weltlichen Charakter dieser Werke den
Interessentenkreis erweitert und der sterbenden Hausmusik einen neuen Impuls
verleiht.
Das
kammermusikalische Tedeum musste in seiner musikalischen und textlichen Aussage
natürlich ebenfalls begrenzt werden, letztere in der gebotenen Ehrfurcht vor
dem Bibeltext Psalm 103. Mit Ausnahme des 1. und 5. Satzes wurden
oratoriumsartige Wiederholungen weitgehend vermieden, so dass mehrmals die
Wiederholung eines einzelnen wichtigen Wortes an deren Stelle getreten ist wie
z.B. "heilet“ , „erlöst“ , „wieder" oder „getan hat."
Die Wahl der Instrumente - neben
dem Streichtrio und einer freudigen Flöte - zwei ungebräuchliche
Flöten-Instrumente wie die Altquerflöte in G und die Bassblockflöte in C zu
verwenden, ist nicht gerade aufführungsfördernd, sollte aber ein Anreiz sein.
Die beiden zuletzt genannten Instrumente, von den Komponisten vernachlässigt,
sollten einmal mehr und möglichst solistisch zur Verwendung kommen, wie sich
überhaupt der Komponist dieses Stückes seit Jahrzehnten bemüht, besonders das
Spiel der Altquerflöte in G kompositorisch zu fördern. Die gleiche Grifftechnik
wie bei der C-Flöte und der wenig unterschiedliche Ansatz dürften kein Problem
sein.
P.S.: Ersatzmöglichkeiten: statt
Bassblockflöte in C Bassquerflöte in C oder Fagott möglichst gedämpft
oktavierend - oder Bassklarinette in B
transponiert.
Ich gebe zu, dass es keine kleine
Aufgabe ist, sich in der Originalbesetzung kammermusikalisch einzufügen. Es ist
nicht nur die Unterordnung gefragt, sondern darin auch ein gemeinsamer Konsens
bei wechselnden Instrumenten, mit deren speziellen Eigenschaften man sich
arrangieren muss.
Die ersten sechs Takte, die ein
Stammeln ausdrucken sollen - ein Stammeln vor dem Versuch einer Lobpreisung,
die richtigen Worte und Werte zu finden - können dieser Situation entsprechend
gebracht werden und mit einer Cäsur die Überwindung beenden.
E 41 "Flötenkonzert
Nr. 2 (Vogelkonzert) für Soloflöte und
Streichorchester 17 Min.
Sätze: 1. Allegro 2. Lento 3. Finale
Aus der Kritik nach der
Uraufführung am 30. und 31. August 1975
Flöte: Bodensohn,
Streicher: Mitglieder des Ensembles 13
Hock, Lehmann, Haass, Ostertag, Schwieger
Notiz im Programmheft:
"Nach einem rasanten
Solo-Auftakt der Flöte birgt der 1. Satz unter Verwendung von Vogelstimmen
tänzerische Rhythmen in mehrfach abgewandelter Form, wobei besonders große
Tonabstände Technik und Grazie des Instrumentes verlangen. Die in den
Instrumentalgesang des 2. Satzes eingebettete Kadenz enthält eine Reihe
absinkender Töne als klagende Vogellaute. Im 3. Satz häufen sich technische Schwierigkeiten
in präziser und knapper Satzform. Das Stück ist ebenfalls im Faksimiledruck
herausgegeben."
Kritik im Badischen Tagblatt, 3.
September 1975 A. Bürck (B-B) ..."An zweiter Stelle erlebte man die
Uraufführung des 2. Flötenkonzertes von Ernst Bodensohn Der Komponist nennt es
auch das "Vogelkonzert", weil Motive des Vogelgesanges in der
Komposition verwendet wurden, so beispielsweise der Ruf des scheuen Piroles im
dritten Satz. Das Konzert ist für Streichquintett und Soloflöte gesetzt, inhaltlich
sehr dicht gearbeitet, formal klar und konsequent. Moderner Satz verbindet
tonale mit 12-tönigen Bildungen; beeindruckend ist die starke melodische
Ausstrahlung im ganzen. Bei dieser Uraufführung spielte der Komponist, der
selbst ein hervorragender Virtuose ist, den schwierigen und wirkungsstarken
Solopart in höchst überlegener Art. Das Streichquintett begleitete mit
ausgezeichneter Genauigkeit und Musikalität (ohne Dirigent). So erhielt man
einen bedeutenden Eindruck von der Schönheit und dem Kunstwerk des Werkes, der
zu begeistertem Beifall führte. Bodensohn wurde mehrfach hervorgerufen. Für die
konzertierenden Flötisten dürfte sein Werk eine so willkommene wie dankbare
Aufgabe darstellen.“
Kritik i. d. Bad. Neuesten
Nachrichten, Rastatt am 3.9.1975 ..."Besonderes Interesse fand natürlich
die Uraufführung des Flötenkonzertes Nr. 2 von Ernst Fr. W. Bodensohn. Das
dreisätzige Werk bringt wie im Programm angekündigt Vogelstimmen-Imitation,
tänzerische Rhythmen und klagende Vogellaute als neue Variante einer spannend
gemachten Diktion moderner Bezüglichkeit. Der Komponist war sein eigener
vorzüglicher Interpret und beherrschte alle Register eines bravourösen Spiels
auf der Flöte. Hierbei assistierten ihm mit bester Einfühlung und verziertem
Können die Streichkollegen, was im Finale zu einer erregenden Steigerung
führte. " (P. Villinger)
Epilog: Uraufführung ist
"Geburt"
Ein Laie kann sich sehr schwer vorstellen, was eine Uraufführung für den Autor
bedeutet bzw. meistens bedeuten wird. Er erlebt noch einmal von Anfang an, das
heißt von den ersten hingeworfenen Skizzen, den ganzen Werdegang einer
Komposition mit allen Zweifeln Irrtümern, Bejahungen und Verwerfungen, heute so
und morgen wieder anders bis zur endgültigen Niederschrift, die ihm nach
einiger Zeit wiederum völlig fremd sein kann. Wie oft liest man von
Umarbeitungen oder zurückgezogenen Werken, hinter denen die Autoren nicht mehr
stehen wollten. Nach der Uraufführung des Flötenkonzertes Nr. 2 hat niemand
mehr gefragt und es wird eine lange Zeit vergehen, bis sich ein Kollege daran
festbeißen wird.
Gefragt wurde nach dem
Flötenkonzert Nr. 1 (im alten Stil). Es wurde 1932/1933 von mir, dem angehenden
Musiker geschrieben und zwar - natürlich - in der Mozartbesetzung für
Soloflöte, Streicher, 2 Oboen und 2 Hörner. Heimlich versteht sich! Opfer an Zeit und Einschränkungen nicht
achtend gedieh das Werk mit Hilfe einer Violine und unter häufiger Benutzung
einer Petroleumlampe. Ich wollte meinen Lehrer überraschen. Mit Partitur und
sämtlichen Stimmen marschierte ich eines Tages an und übergab ihm das Konzert.
Max Fühler, der Soloflötist im Nationaltheater Mannheim und in Bayreuth war
nicht überrascht. Überrascht war ich. Er wog förmlich den "Pack"
Papier in den Händen , ließ die Seiten zwischen Daumen und Zeigefinger von
hinten nach vorne durchsausen und sagte "zuviel C-Dur" und "da
haben Sie sich aber Arbeit gemacht". Beides stimmte. Was ich damals
dachte, weiß ich heute nicht mehr. Auf jeden Fall war ich nochmals
davongekommen. Es hätte schlimmer kommen können. Teile des Konzertes sind noch
vorhanden. Noch einmal daran leiden, hoffen, wünschen - nein.
E 21 Doppelkonzert für Solo - Flöte, Solo - Oboe und tiefes
Streichorchester
Viola 1, Viola 2, Violoncello 1,
Violoncello 2, Kontrabass, 30 Min. Sätze:
1) Gedanken über die
Vergänglichkeit
2) Gedanken über ein eigenes
schlichtes Lied (Friede/Friede)
3) Schlussbetrachtung
Uraufführung am 19. u. 20. Juni
1976 Leitung: Hilmar Schatz, Soli: E. Fr. W. Bodensohn, H. H. Böhm, Grund,
Werner, Holfelder, Opitz, Runge
Notiz im Programmheft:
"Das Doppelkonzert von
Bodensohn wurde zum 20-jährigen Jubiläum der Festlichen Serenaden Schloss
Favorite geschrieben und gedruckt. Es erinnert zum Schluss des 1. Satzes an die
Glockenschläge der Turmuhr in der Favorite nach einem ernsten Satz im (aller-)
ersten Konzert des Quantz-Collegiums vor 20 Jahren. (Es war am 15.6.57 das
Larghetto des Trios D-Dur von Friedemann Bach). Musiker und Hörer lauschten dem
Glockenschlag in atemloser Stille. Besucher versicherten mir, sie hätten noch
nie ein so eindrucksvolles "Memento mori" erlebt.
Dieses
mahnende "gedenke, dass du sterben musst" klingt durch das Werk. Das
tiefe Streichorchester soll den Ernst der Musik unterstreichen. Umso mehr werden
die Solo-Instrumente, befreit von der Konkurrenz in gleicher Tonlage,
hervortreten können und auch eine Zwiesprache zwischen Höhe und Tiefe führen.
Die Fröhlichkeit kommt nicht zu kurz, wie das Finale beweist.
Kritik: Badisches Tagblatt (2. Seite) 24.6.1976 (Alfons Bürck)
„Eine bedeutende Uraufführung war
im Programm enthalten. Bodensohn schrieb zum 20-jährigen Jubiläum der
Festlichen Serenaden ein Doppelkonzert für Flöte und Oboe und tiefes
Streichorchester , das nunmehr erklang. Komponistionell zeigt das Werk
bemerkenswerte Dichte der Diktion, selbständigen Streicherpart und ist
wirkungsvoll für die Solisten, deren Brillianz die Kontur ihrer musikalischen
Aussage ist. Die 3 Sätze tragen, wie üblich, Tempobezeichnungen; dazu kommen
die sinndeutenden Überschriften: 1) Gedanken über die Vergänglichkeit , 2)
Gedanken über ein eigenes schlichtes Lied, 3) Schlussbetrachtung. Diese
Überschriften zeigen keine Programm-Musik an, sondern künden die Geisteshaltung
, deren gefühlsmäßige Emanation in der Sehnsucht nach Frieden besteht. Ein
Bekenntnis hat hier klingende Form gefunden, ganz freibleibend: der Hörer ist
keineswegs gezwungen, dieses Bekenntnis zu übernehmen, um der künstlerischen
Werte des Werkes teilhaft zu werden.
Die Aufführung leitete Hilmar Schatz
mit preisenswerter Präzision und Erschließung der musikalischen Gehalte, die
Soloparte spielten Bodensohn (Flöte) und Helmuth Böhm (Oboe). beide brillant
und mit genauem Zusammenspiel in den Ecksätzen, nicht zu vergessen der
schwierigen Kadenz. Als lyrische Oase, vielleicht auch als religiös tendierende
Meditation empfand man den Mittelsatz mit dem wunderschönen cantus des Liedes.
Ist er Höhepunkt des Werkes? Während
seines Erklingens könnte man es annehmen, fasst man aber das Ganze ins Auge, so
überstrahlt die Einheit der Totale den Friedensgesang, dem sie dient. Der
Beifall war enorm und feierte Bodensohn als Komponisten, der viel mehr an die
Öffentlichkeit treten sollte. Vielleicht wäre er geneigt, in einer der beiden
folgenden Serenaden das Konzert, oder wenn dies zu unbescheiden gewünscht ist,
den ´Liedsatz´ zu wiederholen?“
Kritik in
den Bad. Neuesten Nachrichten /Rastatt 21.6.1976
"Angeregt durch die
Glockenschläge der Turmuhr des Schlosses anlässlich einer Bach-Interpretation
vor 20 Jahren schrieb E. Fr. W. Bodensohn sein Doppelkonzert für Flöte, Oboe
und tiefes Streichorchester, das unter der Leitung von Kapellmeister Hilmar
Schatz (SWF) uraufgeführt wurde. Es sind Gedanken über die Vergänglichkeit,
über ein eigenes schlichtes Lied, die natürlich die Diktion und die ernste
Grundstimmung des Werkes prägten. Nur die „Schlussbetrachtung", nach
Bodensohn eine Art Jahrmarkt des Lebens, bei dem aber auch der Tod aufspielt,
streift das Problematische und Mystische wieder ab und wendet sich dem bunten Diesseits
zu. Frei in der Form, angereichert mit technischen Raffinessen und bizarren
Klängen, gibt es einige fesselnde Solostellen, die der Komponist als sein
eigener Flötist mit Bravour, Intelligenz und Temperament interpretierte.
Erwähnenswert auch die warme Fülle des Streichapparates wie überhaupt das
ausgefeilte Ensemblespiel, das sich jeder Steigerung mächtig erwies, jeder
Dämpfung willig anpasste. Wie immer dankte langwährender Beifall der souveränen
Leistung aller beteiligten Künstler.“
(Peter Villinger)
Was meint
der Urheber - "frei von der Leber weg" zu seinem Doppelkonzert für Flöte, Oboe und
tiefes Streichorchester? Zunächst habe
ich mir einige Fragen beantwortet: hat es einen Sinn, Flötenkonzerte zu
schreiben.. wenn es diese schon hundertweise gibt? Nein!
Wie viel Doppelkonzerte existieren?
Für Flöten natürlich?
Sehr wenige! Was kann
man daraus schließen? Bei
Flötenkonzertserien "von der Stange" konnte man relativ
"leicht" arbeiten und für jeden etwas bringen. Bei Doppelkonzerten musste
sich der Komponist mehr verausgaben, aber weniger einnehmen wegen der
eingeschränkten Aufführungsmöglichkeiten. Wie steht es aber um die
Doppelkonzerte für Flöte und Oboe? Wie
viele gibt es? Zu meiner Schande muss
ich gestehen, dass ich im Moment nur das Konzert für Flöte, Oboe von Salieri
nennen kann.
Hier ist und war Brachland,
weswegen solche Werke sinnvoll sind. Wenn nun wie hier bei diesem Konzert die
Violinen einmal ausgespart werden, die ja sonst soviel zu tun haben und die
beiden Solisten der Flöte und Oboe von einem tiefen Streichorchester begleitet
werden, so ist dies ein weiterer Grund zur Komposition. Solche Überlegungen
sind aber aus Gründen fehlender Opportunität nicht gefragt. Das Werk konnte vor
20 Jahren in einem eigenen Kammermusikzyklus der Festlichen Serenaden Schloss
Favorite uraufgeführt werden, wobei der Streichorchesterpart von einem Quintett
bestritten wurde. Selbstverständlich konnte dies kein Ersatz sein. Von einer
Sonderstellung des Werkes war so gut wie nichts zu lesen.
Wie viel
Überraschungen das Werk bietet, wenn man es mitlesend abhört, kann ein Versuch
zeigen. Daneben sind auch Missverständnisse zu bemerken. Wenn zum Beispiel der
Bass oder die Bässe vor ihrem fortissimo-Einsatz im ersten Takt zurückschrecken
und die Viertel nicht voll durchhalten - vor einem erst im 2. Takt voll
einsetzenden "Uhrwerk“ - Hintergrund - , ist das ganze Zwölfton-Thema
geschmissen. Dass die Sätze und das Werk nicht mit bummbumm und Lärm ausklingen
wie alles Leben auf dieser Welt, fällt immerhin einigen Hörern auf. Der moderne
und doch so einfache Schluss, wo auch der Höchste herabsteigt und enden muss,
ist doch sehr ungewöhnlich, wurde aber von dem Publikum verstanden. Von
fröhlichen, lustigen und betenden Menschen wird erzählt, aber im Mittelpunkt
steht die Bitte um Frieden in der Welt, inständig und rein. "Sie haben da
um Ende des 2. Satzes schwere tiefe und schwingende Pizzikati, die eng
aneinander liegen, das könnten Glocken sein ?" Ja, Friedensglocken in
allen Stimmungen der Erde.
E 44 "Tripelkonzert" f. Flöte, Klarinette, Violoncello und
Streichorchester
35 Minuten
Sätze: 1
Bewegt, 2 Besinnlich, 3 Lebhaft
Festkonzert 1977 zum 25-jährigen
Jubiläum von Baden-Württemberg (40 Jahre
Quantz-Collegium Baden-Baden)
Uraufführung 13. und 14. August 1977 im Schloss Favorite. Im Programmheft
wurde auf das Jubiläum des Landes Baden - Württemberg und des Quantz-Collegiums
hingewiesen. Das Werk wurde an die Staatskanzlei in Stuttgart geschickt, da in
der Presse dazu aufgefordert wurde, alles zu senden, was auf das Jubiläum Bezug
nahm. Leitung Hilmar Schatz
Bodensohn Flöte,
Fackler Klarinette, Opitz
Violoncello, Baal u. Dörge Violinen,
Iwata Viola, Holfelder Violoncello, Runge Kontrabass.
Kritik Badisches Tagblatt B-B
19.8.1977 .... "Das Tripelkonzert konserviert die klassische dreisätzige
Konzertform: zwei rasche Ecksätze umschließen ein besinnliches Adagio. Diese
Sätze werden von einem starken musikalischen Ausdruckswollen gelenkt: die Kraft
des Einfalls spricht durch die Kraft der Vermittlung, also durch eine
hochgespannte letztlich tonale Harmonik, durch eine reiche, innig empfundene
Melodik, durch straffe, gelegentlich reizvolle komplementäre Rhythmik und ihren
unüberhörbaren menschlichen Bezug. Der Satz ist sehr dicht, von bezwingendem
sonorem Klang und beschreitet in selbständiger Art die Bahn, die Reger einst
eröffnet hatte. An Reger erinnert auch die motivische Verklammerung der
Stimmen, die entwickelnde Variation " die den Satz komprimiert und
Füllnoten kaum noch aufkommen lässt. Wenn wir sagten, dass diese Kennzeichen an
Reger erinnern, so bezieht sich dies lediglich auf die Faktur, inhaltlich ist das
Werk von durchaus persönlicher Selbständigkeit. So hat ja auch Hindemith aus
der Quelle Regerscher Diktion geschöpft und ist doch ganz er selbst geblieben!
Die Wiedergabe war sorgfältig
vorbereitet und zeichnete sich somit durch eine Klarheit aus, die dem Hörer
erlaubte, die formale Struktur des Werkes mit zu vollziehen. Unterstützt wurde
dies durch den vitalen Einsatz der Vortragsnuancen in Soli und Tutti. Im ersten
Satz verhalf die Wiederholung der Exposition zu genauerer Auffassung der
folgenden Durchführung, in der sich der
energische Charakter dieses Satzes besonders stark ausprägt. Bemerkenswert ist
der stille Ausklang dieses Satzes (Lento), der übrigens in den folgenden Sätzen
wiederkehrt, am auffallendsten nach dem fulminanten Finale . Die expressive Spannung
des Werkes dürfte im Ablauf wachsende Tendenz haben, befördert durch die
Zwischenschaltung des wunderbar gesangvollen "Besinnlich"
überschriebenen langsamen Satzes. Im Finale im lebhaften Zweivierteltakt ist
der "Isorhythmische" Ablauf, um einen älteste Musik kennzeichnenden
Ausdruck zu verwenden, eindeutig
bestimmt, trotz mancher Temponuancen.
Dabei
deuten Bezeichnungen „rufend", „flehend" auf programmatische wie
„Marsch", „Choral"
Hintergründe. Der Komponist hat sich dazu nicht näher in der Partitur
geäußert und so wollen wir, dem gesamten Klangbild nach urteilend, dieses
Konzert als musikalische Manifestation einer stark erfindenden und planmäßig
formenden produktiven Kraft einschätzen. Die konzertante Literatur für mehrere
Soloinstrumente wird dadurch um einen bedeutenden künstlerischen Wert
bereichert. Starker spontaner Beifall folgte der Wiedergabe, der eine
Teilwiederholung des Finales erzwang."
(Alfons Bürck)
Kritik Bad. Neueste Nachrichten /Rastatt 15.8.1977
„Bodensohns
Tripelkonzert, eigens verfasst zum Landesjubiläum, aber auch als Beitrag zur
zweimaligen Gründung des Quantzkollegiums (1937 in Reutlingen, 1952 in
Baden-Baden) gedacht, ist für Flöte, Klarinette, Violoncello und
Streichorchester komponiert. Die drei Sätze tragen deutsche Bezeichnungen -
bewegt, besinnlich,' lebhaft - und sind über ihre temporale Bedeutung hinaus
von charakteristischer Bedeutung. Manches ist scheinbar fragmentarisch,
floskelhaft, motivisch verteilt, doch die konsequente Entwicklung der
musikalischen Substanz setzt sich durch, wie etwa im "bewegt".
Geblasene Soli, zuerst Flöte, dann
Klarinette, später imitierend übernommen vom Cello bereiten den Boden für das
lyrisch Kontemplative des besinnlich, irisierend und verschleierten Bildern
gleich. Vom Kompositorischen her wirkt am stärksten das "Lebhaft",
thematisch und in der Durchführung. Reich sind alle Instrumente vertreten, auch
auf das Streichorchester kommt viel Schönes zu. Die motorisch angelegte, auch
in Trillerketten sich darstellende Musik bringt als Höhepunkt eine Kadenz und
einen in der Nuancierung der Klangfolgen bemerkenswerten Schluss.
Dirigent Hilmar Schatz leitete mit
ordnender Hand und gab der Interpretation gestalterische Impulse. Der Komponist
als versierter sensibler Flötist verhalf seinem Opus zur beifallumrauschten
Wiedergabe , zu der Josef Fackler (Klarinette) und Karl Holfelder (Cello) als
intensiv und tonschön musizierende Künstler ihr gut Teil beitrugen, ebenso wie
das akkurat spielende Streichorchester. Auch wenn sich ein Teil der Zuhörer
bereits zum Gehen wandte, hielt der Beifall der übrigen so unvermindert an,
dass ein Dakapo gegeben wurde.“
Gedanken über mein Tripelkonzert:
"Absolute Musik" und
"Programm-Musik", zwei Begriffe zum Fachsimpeln ! In Wirklichkeit geht es "um des Geißers
Bart". Die Kritik tut sich da sehr leicht, im Verhältnis zum Autor, hier
zum Komponisten, sogar kinderleicht. Es gibt keine absolute Objektivität,
sondern nur eine Objektivität eines Subjekts. Was sagt eigentlich das Wort
"absolut"? Hier sagt es
umschrieben "nach menschlichem Ermessen". Wenn ein Komponist eine
"absolute" Musik schreibt und glaubt, einige kleine Hinweise über
Ausführung geben zu müssen, so sind das bereits Hinweise auf Programm-Musik.
Gibt es überhaupt Musik ohne Programm?
Bedingt bei der Improvisation, aber sonst muss doch wohl der Komponist
eine Auswahl an Themen treffen und diese sorgsam einsetzen und durchführen. Er
kann nicht ins "Blaue" hinein schreiben',
was ihm gerade einfällt, sondern muss "vorprogrammieren".
Es ist nicht einfach, musikalische
Vorstellungen auf wenige Instrumente zu verteilen, ohne sich ständig zu
wiederholen. Wie weit die Absichten des Komponisten bzw. Interpreten und die
Ansichten des Kritikers auseinander liegen, ist manchmal schwer erklärbar.
Obwohl in einem Fall der Kritiker sich eine Partitur erbeten hat, sind
"himmelweite" Unterschiede keine Seltenheit. Verschiedene
Erwartungen, einmaliges Hören des Werkes, Hörgewohnheiten, mangelndes
Einfühlungsvermögen und vorgefasste Urteile sind oft beteiligt und nur
mangelhaft verheimlicht. Der Autor hat dann das Gefühl oder die Gewissheit,
dass er der Kritik nach ein ganz anderes Stück hätte schreiben müssen. Dieses
hätte dann wieder andere Missverständnisse. Scheinbar "fragmentarisch,
floskelhaft, motivisch verteilt und verschleierten Bildern gleich"
entstammen keinem musikalischem Wortschatz. Es sind Ausdrücke, aber niemals
Eindrücke.
Ein Tripelkonzert ist im Grunde
eine Sinfonia concertante, ein Orchesterwerk mit drei Solisten. Dieses
"Dreifachkonzert" hat
besondere Gegebenheiten: Gleichbehandlung bzw. Gleichberechtigung in der
Komposition, das heißt, die Hauptthemen müssen jedem Soloinstrument zugewiesen
werden, also vier Mal, nämlich dem Orchester, und den drei Soloinstrumenten. In
der Durchführung der Themen liegt die große Gefahr der "Hypertrophie“ des
1. Satzes, unter deren Kopflastigkeit die nachfolgenden Sätze leiden müssen.
Die Durchsetzung eines annähernd klanglichen Gleichgewichtes ist sehr wichtig,
die entweder durch Rücksichtnahme oder durch entsprechende Sitzordnung
verbessert werden kann. Es gibt zum Beispiel eine Aufnahme des Tripelkonzertes
von Beethoven mit den berühmtesten Künstlern der Welt, die - bedingt durch
räumliche Verhältnisse sehr unausgeglichen ist. Bei dem Bodensohnschen
Tripelkonzert wären mindestens 13 Streicher (4/-3/3/2/1) nötig gewesen an
Stelle des Quintettes.
Es ist
nicht gerade leicht, anhand der Partitur die mitunter sehr lebhaften Solo- und
Orchesterstimmen zu verfolgen, eine Auswirkung der erweiterten Polyphonie. Noch
weniger leicht ist es, sich soweit einzuhören, um die Themen zu erkennen - wenn
sie nicht gerade offen liegen von denen manche glauben, es seien keine
Melodien. Bei gutem Willen könnte man erkennen, dass es keine solchen
"Melodien" sind, die jeder halbwegs musikalische Mensch
"zusammenbrauen" kann und deren "Melodieführung" großzügig
gesehen nach einem einzigen Muster verläuft und voraushörbar ist, was keine Probleme
für die Begleiter (ohne Noten) darstellt.
Es ist
keineswegs daran gedacht, bei dem vorliegenden Tripelkonzert in
"Irgendwiegefühlen" zu baden, sondern sich mit echten Eindrücken
auseinanderzusetzen. Die teilweise sehr frei geführten Einzelstimmen sollen wie
die gegensätzlichen Gedanken in uns Entscheidungsfreiheit statt Intoleranz
erbringen. Dies erklären auch die sanften Satzschlüsse an Stelle von
dreinschlagenden, lärmenden rechthaberischen Gewaltschlüssen, manchmal
zeitschindend und auf Unwiderruflichkeit pochend.
E 52 Quadrupelkonzert f. Flöte, Altquerflöte
in G (Englischhorn) Viola, Violoncello u. Streichorch. 30 M. , 4 Soli
Sätze: 1. Folge, 2 Erinnerung an ein eigenes
schlichtes Lied, 3 Schlussfolge
Uraufführung
am 28. und 29. September 1979
Flöte: Bodensohn, Altquerflöte: Meyer, Viola: Iwata; Cello: Opitz,
Violinen: Baal u. Dörge, Viola: Haass;
Cello: Holfelder, Bass: Runge, Leitung: H. Schatz
Im Programmheft 1979 stand
folgende allgemeine Information:
"Ernst
Friedrich Wilhelm Bodensohn: Erster und vorläufig letzter Erfolg
(kompositorischer Art) im Jahr 1935 war die Aufführung von drei eigenen Stücken
im Reichssender Frankfurt/Sender Kaiserslautern. Im gleichen Jahr durch
Wehrpflicht, dann Werkstudententum, Krieg, Gefangenschaft, Existenzgründung und
Behauptung zeitweise völlig vom Kompositionsziel abgedrängt, harren noch
(damals 1979) eine Anzahl von Kompositionen auf ihre kritische Durchsicht. Nach
diesem "Krisendasein" - Merkmal eines Teiles der Generation - war als
nicht "Organisierter" (und ohne Vitamin "B" = Beziehungen
versehener) an Aufführungen eigener Werke lange nicht zu denken .....“
Kritiken: (im 1. Teil des Abends wurde das
Doppelkonzert gespielt) Badisches Tagblatt
4.10.1979 Kulturseite: " Der
zweite Teil der interessanten Vortragsfolge stand ganz im Zeichen von
Bodensohns großangelegtem "Quadrupelkonzert" für Flöte, Altquerflöte,
Viola, Violoncello und Streichorchester (eigentlich sollten sich zwei große
Orchester ! gegenüberstehen, wozu allerdings im Schloss Favorite der Raum
fehlt)
1 Erste
Folge 2 Erinnerung an ein eigenes
schlichtes Lied 3 Schlussfolge, so die Unterteilung
des Werkes. Scharfe rhythmische Figuration zu Beginn, bei Takt 27 dann ein
Tritonus-Motiv , das den 1. Teil beherrscht und nach und nach von allen
Instrumenten wechselnd weitergeführt wird. Ausklang ist dann ein 12-taktisches
Tutti. Es folgt ein kurzes Adagio, das thematische Reminiszenzen verwendet. Im
zweiten Abschnitt erscheint ein schlichtes Liedthema das sich einige Zeit in
F-Dur hält, sich dann aber in freien Wendungen von Soli und Tutti von der
Tonart löst, um gegen Schluss wieder durch vierstimmige Kadenzen zum
Ausgangspunkt zurückzukehren.
Ein
kräftig pointiertes rhythmisches Gefüge, unterbrochen von kontrastierenden
melodiösen Motiven , steht am Beginn des dritten Teiles. Ein dauerndes Wogen
und Wechseln von Tutti und Soli in beiden Orchesterparts, abgelöst von
interessanten Kadenzen, insgesamt ein farbstrahlendes Tongemälde von aparter
Wirkung. Dirigent Hilmar Schatz stand voll im Einsatz und brachte dieses
grandiose Werk zusammen mit Solisten und Orchester in farbvoller Dynamik , temperamentvollem
Schwung und klarer Disposition dem Hörerkreis nahe. Es gab viel Beifall an
diesem Abend voll neuer Eindrücke, und dies war wohl für den Komponisten
Bodensohn und alle die sich einsetzenden Musiker sowie die imponierenden
Solisten der schönste Dank.“ (E. Bröde-Weitzel / Rastatt)
Anmerkung: An den beiden Abenden wurden das
Doppelkonzert und das Quadrupelkonzert gespielt. Kritik-Überschrift u.a.:
Grandiose Schöpfungen E. F. W. Bodensohn.
Badische Neueste Nachrichten /
Rastatt 1.10.1979 (P. Villinger)
"Abschließend
folgte Bodensohns Quadrupelkonzert für Flöte, Altquerflöte, Viola, Violoncello
und Streichorchester. Vom Gedanklichen wie von der musikalischen Ausführung her
sind es ähnliche Inhalte und lassen sich Parallelen ziehen zum vorigen Werk.
Insbesondere bei der“ Erinnerung an ein eigenes schlichtes Lied", das im
Adagio ergreifend schön intoniert wird. Zwei effektvolle , in ihrem modernen
Satz beeindruckende Folgen betten es ein. Die ausgezeichneten Solisten
Bodensohn, Meyer, Iwata und Holfelder wurden mit dem Streichorchester und
seinem Dirigenten H. Schatz lebhaft gefeiert."
Der
Rezensent der Bad. Neuesten Nachrichten besprach in der Hauptsache die
elementare Barockmusik, die im gleichen Programm geboten wurde. Gedanklich und
inhaltlich Parallelen zum Doppelkonzert zu ziehen und als Beweis dafür die
Überschriften der beiden Mittelsätze heranzuziehen, die äußerlich nicht einmal
gleich sind, ist völlig abwegig. Im Vergleich mit dem Doppelkonzert hat das
Quadrupelkonzert drei neue Solisten, gegenüber dem "tiefen
Streichorchester" ein "normales" Streicherensemble mit Violinen,
die musikalische Ausführung, die auf der einen Seite der Flöte und Oboe
obliegt, kann technisch und musikalisch überhaupt nicht verglichen werden..
Letztenendes weiß auch der Komponist, ob er etwas doppelt schreibt oder nicht.
Wie würde sich ein großer Komponist sträuben, wenn man ihm gesagt hätte, von
seinen über 100 Sinfonien seien 70 Sinfonien überflüssig, da sie trotz
verschiedener Merkmale sich ständig wiederholten.
Betreffs Uraufführung ist das
gleiche zu sagen wie bei dem Tripelkonzert. Es besteht ein Mitschnitt auf sehr
altem schlechtem Band unter ungünstiger Akustik. Die eine Violine kämpft fast
umsonst gegen die übrigen Instrumente an. Sollte eines Tages eine Aufnahme mit
einem Orchester gemacht werden, müsste eine äußerst differenzierte Art des
Musizierens geübt werden, da die
Solo-Altquerflöte nicht über ein großes Forte verfügt und auch die Solo-Viola
leicht zugedeckt wird. Das Werk gewinnt sehr, wenn die Synkopen gemeinsam
äußerst exakt ausgeführt werden. Das Aschenputteldasein der Altquerflöte in G
in der deutschen, vielleicht sogar Weltmusikliteratur ist um ein weiteres,
diesmal größeres Werk verbessert worden, auch wenn man im Moment diese Tatsache
völlig außer Acht lässt. Als Nachfolgerin der Flauto d'amore hätte die
Altquerflöte in G mindestens ebensoviel Beachtung verdient wie andere
Instrumente in ähnlichen Positionen. Bodensohn hofft, dass dies noch zu seinen
Lebzeiten erfolgt.
Kapitel 9 Außergewöhnliche
Solokonzerte
Nachtrag zu Kapitel 8 : Dasselbe, was zu den "leisen"
Schlüssen Kapitel 8 gesagt wurde, gilt auch für den Anfang der Werke. Die Wahl
zwischen Krach am Beginn der Werke und Einfühlungs- und Einhörungsweise - auch
wenn es nur einige Takte sind - , durfte leicht zu treffen sein. Wer fällt
schon gerne mit der Tür in das Haus und wer hat als Hörer gerne diesen Schock.
Sind nicht fast alle Dinge dieser Erde von einer Entwicklung abhängig und
geprägt, zum Guten wie zum Bösen. Vielleicht kann man sein Augenmerk auch
einmal auf diese Auffassung richten.
E 56 Konzert für Altquerflöte in G u. 7-stimmiges
Streichorchester
(4
Violinstimmen, Va./C./B.) 22 Min.
Sätze: 1. Variables
Andante 2. Larghetto Affettuoso 3. Scherzo
Im Vorwort
der Partitur wird folgendes ausgeführt:
"Das Instrument wurde im Jahr 1847 von dem Erfinder des Boehmflöten-Systems
Theobald Boehm als Schwesterinstrument der C-Flöte geschaffen. Der berühmte
französische Künstler Francois Fétis bezeichnete Boehm als "den besten
Flötisten der gegenwärtigen Epoche in Deutschland."
In der Faksimile-Broschüre
"Die Flöte und das Flötenspiel" (Salm-Musikverlag Bern 1880) schreibt
Theobald Boehm, er wollte eine dem Englischhorn und dem Bassetthorn
entsprechende Flöte konstruieren, die eine stärkere tiefe Lage als die alte
Flute d'amour oder die am Fußstück verlängerte C-Flöte hat. Dies ist ihm in
wunderbarer Weise gelungen. Bei einem Tonumfang von 3 Oktaven neigt die
Altquerflöte in ihrer Toneigenschaft zur Melancholie, aber nicht zur Monotonie.
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kann festgestellt werden, dass in
den über 130 Jahren der Altquerflöten-Existenz kein Komponist sich dazu
herbeiließ, ein Konzert für die Altquerflöte zu schreiben. Der Mangel an
Literatur für die Altquerflöte muss in den zu geringen Kenntnissen über das
Instrument zu suchen sein, zumal die G-Stimmung zusätzliche Schwierigkeiten
bereitet.
Das
vorliegende Konzert für Altquerflöte ist demnach Unikum im wahren Wortsinn. Der
siebenstimmige Orchesterpart besteht aus vier Geigenpartien und aus den Partien
der Violen, Violoncelli und Bässe. Dem sonoren Flötenklang sollte ein Register
gegenübergestellt werden, das über hohe und helle Töne verfügt. Häufig sind
Pizzicati verwendet, um den Flötenpart nicht zu verdecken."
Uraufführung
des Konzertes für Altquerflöte u. 7-stimmiges Streichorch. am 4. und 5. Juli
1981 im Schloss Favorite. Persönliche Einlassung im Programmheft 1981 zum 25.
Sommer der Festlichen Serenaden Schloss Favorite und zur Uraufführung des
Konzertes für die Altquerflöte:
E. Fr. W.
Bodensohn: "Das zur Uraufführung anstehende Altquerflötenkonzert
ist bis zur Niederschrift dieser Zeilen das einzige mir bekannte Konzert für
dieses schöne Instrument. Möglicherweise wird im Lauf der Jahre noch ein
weiteres Konzert auftauchen. Bei dieser festlichen Gelegenheit möchte ich
einmal meiner Freude und Dankbarkeit Ausdruck geben, dass es mir vergönnt war,
eine größere Anzahl (meiner Werke) auf Rastatter Boden zu tätigen. Meine
Vorliebe für Rastatt geht jedoch über 40 Jahre zurück, als ich im feldgrauen
Rock bei Vereidigungen im Schlosshof Flöte spielte. Wesentlich früher stieß ich
durch Kenntnis des Nachlasses von J. S. Bach auf die Suiten des Rastatters J.
C. F. Fischer, die Bach in jungen Jahren zwecks Studium kopiert hatte; zugänglich waren diese Werke erst 1958 in den
Denkmälern deutscher Tonkunst."
Die
Ausführenden der Uraufführung waren:
Horst
Meyer: Altquerflöte; Baal, Dörge,
Schubert, Ochs: Violinen; Iwata, Lohss:
Violen; Holfelder, Opiz: Violoncelli;
Runge: Bass
Kritik der Badischen Neuesten
Nachrichten v. 14.7. 1981
"
.... Nach der Pause - in Zivil - die Uraufführung des Konzertes für
Altquerflöte und Streichorchester von E. Fr. W. Bodensohn mit den Sätzen
Variables Andante - Larghetto Affettuoso - und Scherzo. Das Werk zeichnet sich
durch eine gemäßigte Modernität aus: harmonische Trübungen, Chromatische Scalen
und besonders auffällig die vielfältige rhythmische Gestaltung, fast variable
Rhythmen und Rhythmuswechsel durch Akzentverschiebungen. Im Verhältnis
Soloinstrument/Orchester folgt Bodensohn dem traditionellem Muster: Ausgedehnt
solistische Passagen und konzertieren mit dem Orchester kommen gleichermaßen
gehäuft vor. Solist Horst Meyer, technisch absolut versiert, verlieh seinem
Instrument stets einen warmen Ton, der vielen fast impressionistisch anmutenden
Solostellen sehr zugute kam. Das Orchester unter Hilmar Schatz arbeitete auch
die handwerklich fundierten Verflechtungen und Dialoge innerhalb der
Orchesterstimmen deutlich heraus. Ein Werk mit dankbarer Aufgabe für den
Solisten, das sicherlich größere Verbreitung finden sollte." (P. Villinger)
Anmerkungen: Wer die Uraufführung gehört hat, muss
sich beim Lesen der Kritik mehrmals wundern.. Allein schon über die Unlust des
Berichters, darüber zu schreiben, dass sowohl zum 25. Jubiläum
Baden-Württembergs mit dem Tripelkonzert als auch zum 25. Jubiläum der
Festlichen Serenaden Schloss Favorite mit der Uraufführung des
Altquerflötenkonzertes gedacht wurde. Vielleicht befürchtete er, dass daraufhin
der blühende Unsinn mit den Feststellungen "Gemäßigte Modernität warm interpretiert",
"harmonische Trübungen", "chromatische Scalen" noch mehr
"gewirkt" hätten. Kein Wort über das 7-stimmige Streichorchester und
dessen Sinn!
Der billigste Arbeiter auf der
Welt ist doch der Komponist ernster Musik, er bringt ein Stück Leben samt Gesundheitsschädigung
und hohe Unkosten mit - für wen und für was?
Siehe oben! Mit welcher
Selbstverständlichkeit wird da über ein Instrument geschrieben, das man gar
nicht kennt und auch keine Notwendigkeit empfindet, sich darüber zu
informieren. Wäre es nicht angebracht, der Frage nachzugehen, warum die
Komponisten das Instrument nicht akzeptieren. Der Solist hätte sich bestimmt
gefreut, wenn man ihn über die Schwierigkeiten befragt hätte - zumal er sich für dieses Konzert besonders
vorbereiten musste.
E 88 Konzert für
Sopranblockflöte solo, Streicher und Cembalo (Klavier)
Ein 3-sätziges umfangreiches Werk
für ein Instrument zu schreiben, das in der Konzertliteratur nur epochal und
darin spärlich vertreten war, ist in unserer Zeit gewiss ein Wagnis, teils des
geringen Tonumfanges wegen, teils wegen der Schwierigkeiten in den extremen
Lagen. Dennoch wurde damit Zustimmung und Freude geschaffen. Die Kadenzen
wurden nicht vergessen. Das Hauptproblem ist die Intonation.
Uraufführungen am 25.8.89, 26.8.1989 ,
27.8.1989
Ausführende:
Theresa Fritz
Sopranblockflöte, Stefan Fritz
Cembalo, Baal u. Dörge Violinen,
Elisabeth Kliegel Viola, Pia
Schindelmeier Violoncello, Norbert Brenner Bass
Ernst
Bodensohn machte im Programmheft 1989 folgende Aussagen:
" Was
bewegt einen Musiker während der Arbeit, wenn er sich heutzutage zeitlich und
finanziell den Luxus leistet, für das älteste und "einfachste"
Blasinstrument , nämlich die Blockflöte, ein Konzert zu schreiben und drucken
zu lassen? Er hat zunächst das Gefühl,
auf einem falschen Dampfer zu sitzen und nach der ersten Schreibseite sich in
das trübe Meer der Stilfragen, Urteile und Darstellungen stürzen zu müssen, den
sicheren Untergang des Dampfers vor Augen.
Zum Glück hat es große Musiker
gegeben, die man vertrauensvoll zu Rate ziehen konnte und deren rationales
Urteil die Zeiten überdauern wird. Wilhelm Furtwängler, geboren 1886 in Berlin,
gestorben 1954 in Ebersteinburg, unvergleichbar als Dirigent, Mensch und
Komponist schrieb in seinem Buch "Vermächtnis": "Stilfragen, die
Frage, ob fortschrittlich, sind nicht Fragen erster Ordnung , sondern Zweiter,
ja dritter und vierter. Sie treten sofort dahin zurück, wo sie hingehören,
sobald wirkliche Inspiration vorhanden ist. Freilich müssen sie oft genug als
Stellvertreter der Inspiration funktionieren.-- Charakteristisch für das
Musikleben von heute ist das ungeheure Anwachsen von Theorien und ein
entsprechendes Zurücktreten des eigentlichen Musizierens. Es ist schon fast so:
ohne durch irgendeine von der Zeit akzeptierte Ideologie, ohne durch ein
Programm, das ihn als zeitgemäß ausweist, gleichsam gerechtfertigt zu sein,
wagt bald kein Musiker mehr, eine Note zu schreiben. Nicht die Musik"
sondern ihre Richtung wird diskutiert.“--(1954) „Notengetreue Darstellung: das
1. Eingeständnis, dass Philologie wichtiger ist als Erkenntnis: es handelt sich nicht mehr um die Sache,
man zieht sich auf den Text zurück.“--(1947)
Karl Amadeus Hartmann, Komponist,
geboren 1905 in München, gestorben 1963 ebenfalls in München, äußerte sich zu
dem Fragenkomplex deutlich:
"Während
der Arbeit bewegt mich sehr stark der Gedanke an die Wirkung des fertigen
Werkes: das ganze soll ein Stück absoluten Lebens darstellen - Wahrheit, die
Freude bereitet und mit Trauer verbunden ist. Ich will keine leidenschaftslose
Gehirnarbeit, sondern ein durchlebtes Kunstwerk mit einer Aussage. Es braucht nicht
verstanden zu werden in seinem Aufbau oder seiner Technik.. sondern es soll
verstanden werden in seinem Sinngehalt."
Kritik der Badischen Neuesten
Nachrichten am 29.8.89
„
Ausklang: Bodensohns Konzert für
Blockflöte, Streicher und Cembalo, die zweite Uraufführung. Sicher hat sie
nicht "verschreckt", wie vom Komponisten zu Beginn befürchtet, und
die drei Teile (Erinnerungen - Pastorale - Tanz) wurden von den Ausführenden in
der Stimmung prächtig nachempfunden, auch in der hervorragend geblasenen Kadenz
von Theresa Fritz. " (P.
Villinger)
Kritik Badisches
Tagblatt/Rastatt 30.8.1989
„..Ganz andere Wirkung hatte die
zu Anfang gespielte, uraufgeführte "Fantasie über Barockthemen (das
nächste zu beschreibende Stück) mit Theresa Fritz ... Die beiden Sätze Allegro
und Adagio lehnen sich in ihrer Ausführung eng an Barockmusik an; das
gegenseitige Zuspielen der Thema-Melodie, die Liebe zu immer neuen Variationen,
die strahlenden Kadenzen der Flöte, der von der Flöte lang gehaltene Ton , das
Vibrato und vieles mehr. Der Beifall der Zuhörer war groß, während er ein wenig
verhaltener am Schluss wirkte.
Hier hat sich Bodensohn zwar dem
Barock wieder genähert doch bleibt die dem Barock noch unbekannte
Zwölftontechnik. (!!!) Theresa Fritz war eine sichere Flötistin. Von dem
dreisätzigen Konzert (Erinnerungen - Pastorale - Tanz) war der letzte Satz in
seiner leichten und schwebend dargebotenen Form am anerkennungswertesten. -
Immer wieder junge Talente, ein abwechslungsreiches Programm, ein volles Haus
mit altem und neuen Gesichtern: hier wird nicht nur Tradition gewahrt, hierher
kommen auch Musikliebhaber besonderer Art. Es bleibt zu hoffen, dass diese
Konzertreihe auch in den kommenden Jahren weitergeführt wird. Immerhin wurde
Bodensohn in diesem Jahr 75 Jahre alt. Die ungewohnte Zahl von 3 Konzerten am
Wochenende war hoffentlich „nur“ ein Jubiläumsgeschenk und kein Abschied."
(ibi)
Man weiß nicht, on man weinen oder
lachen soll.
E 83 Fantasie über
Barockthemen von J. Baston
für
Sopranflöte (Sopranblockflöte) solo Streichorchester und Cembalo
von Ernst
Fr. W. Bodensohn
Sätze:
Allegro Moderato - Adagio (mit 2 Kadenzen)
Ausführende:
Theresa Fritz Sopranblockflöte,
Stefan Fritz Cembalo, Dieter Baal Violine, Manfred Dörge Violine,
Elisabeth Kliegel Viola, Pia
Schindelmeier Violoncello,
Norbert
Brenner Bass, vertreten durch Helmut
Wichmann
Uraufführungen
am 25./26./27. August 1989
Zunächst ein Bekenntnis:
Oh du kleine liebliche,' bescheidene Kinder-, Volks-, Folklore- und
Kunstsängerin! Du schlanke, mitunter
vollschlanke rundliche Gestalt, mit deinem süßen Schnabel.. deiner feinen Zunge
und mit deinem herrlichen Ausschnitt. Du trägst sehr gern hell oder ganz
schwarz, aber alles steht dir gut.
Es stimmt gar nicht, dass du primitiv und gewöhnlich bist. Das können
nur Leute sagen, die dein wahres Wesen nicht erkennen und keinen Umgang mit dir
pflegen. Du bist ein so treues, liebes und dankbares Geschöpf, dass man dich
lieben muss, je mehr man dich versteht.
Immer, wenn du deine süße Stimme erhebst, zieht ein leises inniges
Erinnern an meine Jugend durch mein Herz und erfüllt es mit Freude, aber auch
zugleich mit einer stillen Trauer. Deine Laute beugen sich gleichsam über mich
wie eine junge Mutter über ihr Baby, das sich freut, etwas fertiggebracht zu
haben.
Bei dir, liebe kleine Blockflöte, habe ich mich bedankt mit zwei
Konzerten für dich und danke auch deinem Schöpfer mit einem kleinen Tedeum. Du
bist viele Jahrtausende alt, aber ewig jung und unverändert und wirst noch
viele Jahrtausende anfügen.
Mit diesem aus dem
"Stegreif" geschriebenen Bekenntnis (eines 82--jährigen) soll die
magere Essenz aus den Kritiken über Spiel und Kompositionen zurechtgerückt
werden. Es erübrigt sich, Aussagen dort zu erwarten, wo keinerlei
Voraussetzungen sind. Zu einer echten Liebeserklärung gehört auch ein wenig
Spaß. Umso mehr wirkt dann der Ernst dahinter.
Kommen wir nun zuerst auf die
Kritik im B.T. Seite 45 über die Fantasie für Sopranblockflöte E 83 zurück. Da soll
sich die "Ausführung" (gemeint ist der Kompositionsstil) an die“
Barockmusik anlehnen." Jene Musik ist doch eine vom Generalbass harmonisch
erwählte Begleitung einer Hauptstimme,
die man als Homophonie bezeichnet,
ausgehend von der Monodie.
Man hätte
bemerken müssen, dass vom ersten Takt an Solostimme und Orchester getrennte
selbständige Wege gehen, ja, dass sogar im Adagio-Anfang 8 Takte lang bis zu
drei Melodiestimmen miteinander korrespondieren, sowie im weiteren Verlauf
beide Partner sich ständig gegenseitig besingen. An vielen Stellen sind
harmonisierende Stimmen weitgehend selbständig, stets auf Abwechslung bedacht.
Ein eigener oder auch eigensinniger Stil ohne Anlehnung. Man denke an die Worte
über Stile von Furtwängler.
Leider ist
über die Solistin so gut wie nichts gesagt: über die gemeisterte hohe Lage des
etwas widerspenstigen Instrumentes, über die Tongebung der Mittel- und
Tieflage, die bei der etwas Unausgeglichenheit mancher Töne in Stärke und
Tonqualität Beachtung verlangt, was weitgehend gelungen ist. Es fehlte
unbedingt der Hinweis, dass die Solistin tapfer gegen die höhere Stimmung der
Streichinstrumente ankämpfte, zumal man nach Pausen im Solopart der Blockflöte
trotz Erwärmung des Instrumentes die herabgesunkene Grundstimmung - wenn nicht
ausgleichen - so doch mildern muss und sie dies mit Erfolg getan hat.
Dass ich
bei dem Konzert für Blockflöte mich „der Barockmusik mit Zwölftontechnik
genähert" habe, "schlägt dem Fass die Krone ins Gesicht"!
"Ein wenig verhaltener Beifall" ist völlig aus der Luft gegriffen..
Die Live - Mitschnitte des Konzertes beweisen das Gegenteil - trotz der Hitze
herrschte nicht "enden wollender Beifall". Was man zu Arbeit und Verdruss nicht noch
alles dulden muss !!
E 23 Illumination
1945 Solo für Flöte und Orchester
Besetzung: Str., 2/2/2/2 4/3/2 3, 5 - Min.- Bravourstück
Im Prospekt ist vermerkt:
Bravourstück, das nicht nur
brillante Technik auf der Flöte vermittelt (bis zum hohen F/4 ad lib.), sondern
Eleganz in geraffter und wirkungsvoller Weise in der gleichen Virtuosität. Als
solistisches Zweitstück im Programm oder als Zugabe eignet sich diese Musik
besonders und ist dabei sowohl im ernsten als auch im heiteren Programm
durchaus verwendbar.
Uraufführung in Speyer 1946 unter
Günter Weigmann mit Sinfonie- Orchester Speyer.
Kapitel 10 doppelte Autorenschaft (Bearbeitung)
E 67 Pepusch - Bodensohn: Konzert
C-Dur f. 2 Flöten und Streichorchester mit 5 Kadenzen
(davon
eine wahlweise)
Sätze: 1 Largo, 2 Allegro, 3 Largo,
4 Allegro
Im Vorwort wurde folgendes ausgeführt: „Das in einer Bibliothek in Schweden aufgefundene Kammermusikwerk für 2 Sopranblockflöten , 2 Flöten und Basso Continuo wird in dieser Besetzung der Aggressivität des 2. Satzes und der fröhlichen Ausgelassenheit des 4. Satzes nicht gerecht. Den Sopranflöten wurde besonders in der Höhe zuviel zugemutet, was selbst bei Gelingen klanglich unbefriedigend bleiben wird. Da die Werke für 2 Soloflöten und Orchester nicht gerade zahlreich sind, glaubt der Bearbeiter und Herausgeber, dass das vorliegende Werk durch die Eingliederung in eine andere Gattung musikalisch gewonnen hat, den Flötisten erhalten bleibt und einen größeren Kreis von Musizierenden erreicht. Die Uraufführung fand begeisterte Zustimmung.
Beide Soli
sind bei völliger Wahrung der Substanz im Dialog ergänzt und diminuiert. Die
beiden Soli sind mit 5 Kadenzen versehen, wobei man bei einem Satz zwischen 2
Kadenzen wählen kann. Der Part für Streichorchester wurde eingerichtet. Es
entstand ein neues konzertantes Werk, das im Hinblick auf den Bearbeiter und
Herausgeber, aber auch auf den "zusätzlichen" Koponisten zur 2.
Werkreihe "Komponisten aus dem Raum des späteren Landes
Baden-Württemberg" gezählt wurde."
Uraufführung: 22. und 23. Juni 1984
Besetzung: E. Fr. W. Bodensohn, J. Baier Flöten;
D. Baal, M. Dörge Violinen;
E. Enderle Viola; K. Holfelder
Violoncello; N. Brenner Bass
Aus der Kritik in den Badischen
Neuesten Nachrichten 26.6.1984
„Intensiv
hatte sich Bodensohn mit Pepuschs Konzert C-Dur befasst. Der englische
Komponist (deutscher Herkunft) schrieb
sein Werk (das aus Schweden stammt) für 2 Sopranblockflöten, zwei Oboen und
Basso Continuo, aus dem eine Transkription mit Kadenz für 2 Flöten und Streichorchester
geschaffen wurde. Sicher ein Umstand, der
mit viel konzentrierter Arbeit verbunden war und als Resultat in dieser neuen, der Atmosphäre
angepassten Form wohl zugänglicher ist. Zwei langsame und zwei schnelle Sätze
mit brillanten Kadenzen (Bodensohn/Baier) und ausdrucksvoll instrumentiertem
Orchesterpart bestätigten dies. Der Leiter des Quantz-Kollegiums hat sich mit
dieser Fassung wieder als ebenso fachkundiger wie einfallsreicher Arrangeur
erwiesen. Er und sein Ensemble musizierten mit hohem technischem Können und
sensibler Gestaltungskraft, was dem Publikum imponierte und seiner Reaktion
anzumerken war." (P. Villinger) Die
Kritik im Badischen Tagblatt vom 26.6.84 wurde ebenfalls von P. Villinger
gekürzt verfasst.
Der Bearbeiter meint zu diesem
Werk: Die Kürze der vier Sätze kann bei oberflächlicher Betrachtung zu falschen
Schlüssen führen, aber aus der Prägnanz des Ausdrucks aller Themen ist man sehr
schnell eines besseren belehrt. Die langsamen Sätze haben Vorspiel- oder
Übergangscharakter zu den schnellen, künden aber von verhaltenem Ernst, um
nicht zu sagen --von stiller Trauer, die sich jeweils löst in einer geistvollen
Heiterkeit, sich steigernd im letzten Satz mit seinem Zwölfachteltakt. Die
Arbeit und die Aufführungen haben Freude bei allen Beteiligten bereitet.
E 71 Kuhlau-Bodensohn 2 Romanzen f. Altquerflöte in G (Violine) und Streichorchester
Romanze
A-Dur Romanze D-Dur Uraufführung 5.7./6.7.1985
Solist:
Bodensohn (nahezu 71 Jahre)
Im
Programmheft wurde vermerkt:
"Kuhlau-Bodensohn: Romanzen
für Altquerflöte - überhaupt eine Literatur für dieses Instrument gibt es
praktisch nicht. Debussy und Ravel haben ihm in ihren Werken einige Takte
gewidmet. Spröder und rauchiger Ton wird der Altquerflöte nachgesagt, was bei
vorsichtiger Tongebung kaum wahr zu sein braucht. Tonvorstellung und zu kurze
Betätigung mit dem Instrument spielen natürlich eine Rolle. Der Verfasser hat
bis jetzt (1985) diese Flöte mit acht solistischen Aufgaben bedacht, darunter
ein Konzert." Besetzung: Bodensohn, Baal, Dörge, Enderle,
Holfelder, Brenner
Aus der
Kritik Bad. Neueste Nachrichten v. 9.7.85/Rastatt
„Uraufführung
Nr. 2 galt den Romanzen A- und D-Dur von Kuhlau-Bodensohn, die nach alten Vorgaben
vom Verfasser und Interpreten Bodensohn für Altquerflöte eingerichtet wurden,
einem Instrument, für das es eigentlich keine Literatur gibt. Erstaunlich war
sein Drei-Oktaven-Umfang, der dem Künstler vom tiefen Bereich bis zur subtilen
Höhe Entfaltungsmöglichkeiten gestattete. Und dass sie Bodensohn , der seiner
Flöte ebenso die getragene Wendung wie die tonschöne Kadenz entlockte.. zu
nutzen verstand, war bei dieser mehr elegischen Musik wohl zu
erwarten...."
Aus der
Kritik Bad. Tagblatt v. 10.7.85
„Bodensohn
trat in einer der drei Uraufführungen als Solist auf. Mit zwei Romanzen von
Kuhlau stellte er zudem ein Instrument vor, das äußerst selten zu hören ist:
die Altquerflöte. Mit ihrem vollen Klang und ihrer tieferen Tonlage erwies sie
sich als interessantes Soloinstrument, das Bodensohn zudem einfühlsam und
virtuos beherrschte..."
Das
Vorwort in der Partitur enthält u.a. folgende Ausführungen: .... Die gedruckten
Werke (zu Lebzeiten Kuhlaus) blieben erhalten, hauptsächlich Kammermusik wie
Flötenduos und Trios, die im Neudruck in unserer Zeit teilweise große
Popularität erlangten. Andererseits fanden aber schöne, ja schönste Melodien
nicht den Weg in die Öffentlichkeit. Zwei dieser Melodien aus seiner Feder
wurden hier in dieser Ausgabe als Romanzen für Altquerflöte (oder Solovioline
bzw. Flöte) und Streichorchester bearbeitet und von dem Bearbeiter
herausgegeben. Die Melodie in D-Dur stammt aus der 2. Fantasie für Flöte und
Klavier, die in A-Dur aus dem Divertissement Nr. 2 , ebenfalls für Flöte und
Klavier. Zugleich sollte damit einem vernachlässigten Instrument wie der
Altquerflöte in G ein Dienst erwiesen werden. Auch die Violinisten können diese
Romanzen als Zugabestücke verwenden.
Da das
größere Pensum an Arbeit zu dieser Ausgabe einem baden - württembergischen
Komponisten (Bearbeiter und Verleger) zugefallen ist, wurde das Werk in die 2.
Reihe "Komponisten aus dem Raum des späteren Landes
Baden-Württemberg" aufgenommen."
Was dem“ Mitautor" nach
mehrmaligem Hören der Romanzen auffällt, ist die Tatsache, dass die Melodien
und das gewählte Soloinstrument - die Altquerflöte - eine unbewusst entstandene
seelische Übereinstimmung aussagen, die sehr deutlich in den dynamischen
Bewegungen zum Ausdruck kommt, so dass zum Beispiel besonders empfindsame
Stellen bis in das Pianissimo hinabtauchen - ohne Aufforderung im Text - und
dadurch trotz starker Gemütsbewegung eine versöhnlich ergebene und tröstliche
Ausstrahlung haben. Diese Musik wird zum Balsam für viele Wunden. Sie wird überleben..
wenn sich Künstler dazu bekennen.
E 105 Reinecke / Bodensohn
"Glückskind und Pechvogel" (Orig. Klavier und Gesang)
Märchenoper
von Carl Heinrich Carsten Reinecke 1824-1910 bearbeitet für 8-10 Stimmen Solo
oder Orchester (Streicher und/oder Bläser /(Bedingung) 2 Parts f. Sopranblockflöten von Ernst
Friedr. Wilh. Bodensohn. In die Partitur ist der Text eingearbeitet. Das
Material ist in Handschrift kopiert. Das Werk wurde im Jugendhaus Baden-Baden
bereits eingeübt, kam aber nicht zur Aufführung.
E 43 J.C.F. Fischer/Bodensohn „Tagebuchquartett“
aus
"Journal du Printemps" für
(tiefes Quartett) 2 Bratschen, 2 Violoncelli (4 Vc.) gesetzt, bearbeitet und
diminuiert
Mit dem Suitenwerk "Les
Journal du Printemps, den Orgelpräludien und Fugen "Ariadne Musica“ ist
Caspar Fischer in die Musikgeschichte eingegangen. Lange Zeit waren seine
Lebensdaten unbekannt bzw. unvollständig. Der größte Teil seines
kompositorischen Schaffens durfte verloren gegangen sein. Als Johann Sebastian
Bachs Vorbild und als Schöpfer des 5-stimmigen Satzes wurde Fischer anerkannt.
Wir wissen auch, dass er einer der "stärksten Clavierspieler seiner
Zeit" war. Das Tagebuchquartett setzt sich aus Suiten-Sätzen zusammen.
Vorliegende Fassung wurde mehrmals in Fischers Wirkungsstätte Schloss Favorite
bei Rastatt uraufgeführt und auch im Rundfunk durch das Quantz-Collegium zu
Gehör gebracht. Vielleicht kann sie in Fischers Wahlheimat Rastatt zu etwas
mehr Beachtung beitragen. Die 8 fünfstimmigen Suiten wurden ebenfalls im
Schloss Favorite bei Rastatt durch das Collegium aufgeführt. Uraufführung des
Tagebuchquartettes : 28. und 29. Sept. 1979. Zwei Kritiken sind voll des Lobes.
E 104 „Das Liebesopfer“
Sinfonische Dichtung für großes Blasorchester
31 Stimmen Partitur, 34 Stimmen(mit Sax.) 16-17 Min.
Dazu wird folgende Erklärung gegeben:
WÄHREND EINES ERBARMUNGSLOSEN BÜRGERKRIEGES IN EINEM SÜDLICHEN LAND WURDE AM ABEND EINES KAMPFTAGES EINE GEGNERISCHE GRUPPE SOLDATEN GEFANGEN GENOMMEN UND IN EINEN BUNKER GESPERRT! SIE SOLLTEN IM MORGENGRAUEN ERSCHOSSEN WERDEN!
IN
DER NACHT HUSCHTE
EINE TIEFVERSCHLEIERTE FRAU
ZU DEN POSTEN. EINIGE GRÖSSERE
GELDSCHEINE WECHSELTEN DEN
BESITZER UND DIE
FRAU DURFTE IN
DEN BUNKER SCHLÜPFEN!
NACH GERAUMER ZEIT
WURDE SIE HERAUSGELASSEN UND
VERSCHWAND IM DUNKEL!
DIE ERSCHIESSUNG DER
SOLDATEN FAND IM
MORGENGRAUEN BEI WIEDERBEGINN
DER KAMPFHANDLUNGEN STATT. UNTER
DEN TOTEN WAR
EINE FRAU!--
IHR GELIEBTER
WAR IN IHREN
KLEIDERN ENTKOMMEN!--
In diesem
Werk legt der Komponist großen Wert auf die volle Besetzung der Holzbläser,
wenn nötig auch verstärkt in den Fortissimo-Stellen und mit solistischer
Sorgfalt in den Übergängen. Die Musik ist größtenteils ohne Klavier
geschrieben. Die Es-Stimmung in den Hörnern war leider Bedingung und sorgte
zusätzlich für Irrtümer. Trauer, Erbitterung, leidenschaftliches Aufbegehren,
aber auch Stolz und Opfermut wechseln oft in einer Weise, wie sie nur jungen
Menschen in ihrer Spontaneität eigen ist.
Das
Geschehen, nur ein kleiner Ausschnitt eines ungeheuren Dramas, war in der
Presse zu lesen. Die Tat einer tapferen Frau, die ihren Geliebten wahrscheinlich
von der Chance überzeugte, dass sie sich als Frau den Gegnern zu erkennen gibt
und vielleicht mit dem Leben davonkommt, war aber zu jenem heroischen Opfer
bereit, zudem konnte sie annehmen, dass die Gegner nicht wissen werden , für
wen sie ihr Leben gab. Ja, es hätte sogar sein können, dass sie unter den Toten
als Frau nicht erkannt würde, so dass der Geliebte außer jeder Gefahr blieb.
Ein Geheimnis, das sie mit in den Tod nahm.
Das sinfonische Stück wurde in
einer Zeit geschrieben (1940/41), die stilistisch sehr enge Grenzen zog.
"Erweiterte Polyphonie" sollte angewendet werden, aber Musik von
innen, nicht von außen. Zum Schluss sollten Glocken läuten: ein Mensch hat den
Tod besiegt.
Der Komponist: Die alte Partitur
der Sinfonischen Dichtung "Das Liebesopfer", größtenteils mit
Tintenbleistift sehr klein notiert, drohte zu verblassen. Kopierversuche waren
unbefriedigend, während ein Teil der Stimmen schon mit Tinte geschrieben war.
Im Jahr 1994 entschloss ich mich, Partitur und diesmal alle Stimmen in Kalligraphie
neu zu schreiben, wobei einige Überleitungen vorher ergänzt werden mussten. Nun
wartet das Werk auf eine hoffentlich befriedigende Uraufführung.
E 103 "Feierliches
Gedenken" für Blasorchester, Trauermusik zum Gedenken an unsere Toten
Partitur 30 Stimmen
Diese Musik ist vor und nach dem 2. Weltkrieg entstanden und
sollte in dem allgemeinen Hunger nach Leben daran erinnern, dass wir eben noch
Schicksalsgemeinschaft hatten und waren, die wir nicht vergessen dürfen. Die
Trauermusik ist im Stil gegeneinander geführter Hauptthemen und getragenem Sinn
"erweiterter Polyphonie" geschrieben, in der sich Gegensätze
respektieren und letztlich ergänzen. Diese Musik, ebenso von innen, nicht von
außen, wartet nach einem halben Jahrhundert auch auf Verwendung und Ansprache.
E 78 Fünf Stücke für großes Blasorchester"
34 Stimmen mit Dirigentenstimme
Eine
Tango-Serenade und vier Märsche, im 2. Weltkrieg entstanden, haben ihre
Bewährung längst bestanden. Gedruckt veröffentlicht durch den Verlag Halter war
lediglich ein Marsch unter dem Titel "Narvikkämpfer". Nach Freigabe
durch den Verlag wurde daraus "Neue Freunde", denn die Narvikkämpfer,
Engländer und Deutsche, wurden neue Freunde. Die Serenade kann auch mit
Männerstimme gesungen werden. Hier der Text:
Ich sehe
dich schon lang von fern,
ich habe
dich schon lange gern.
Bist du
dem Blick entschwunden,
habe ich
Schmerz empfunden.
Warum siehst du mich gar nicht an,
ich habe dir doch nichts getan.
Ich grüble
oft darüber,
weil du
kein Zeichen gibst.
Sei meine
Königin,
mein Herz
ruft es dir zu
es zieht
mich zu dir hin
und findet
nirgends Ruh'.
Doch heute
will ich es sagen,
was brennt
und schmerzt in mir,
ich kann
es nicht mehr länger tragen,
drum komme
ich nun zu dir.
Sei meine
Königin,
mein Herz
ruft es dir zu...
In einer
Ausgabe zusammengefasst:
Serenade
Tango mit oder ohne Gesang
Junge
Kameraden 6/8-Marsch
Neue
Freunde 4/4-alla breve-Marsch
Festfreude 4/4-alla breve-Marsch
In die
schöne Stadt 6/8-Marsch
Die
Ausgabe E 78 ist bis jetzt sowohl in DIN A 5 als auch in DIN A 4 kopiert
lieferbar. Schrift: Kalligraphie, Anzahl der Stimmen: 34 einschließlich
Direktionsstimme.
Die Ausgabe E 103
"Feierliches Gedenken" ist mit Partitur und Stimmen in
Kalligraphie-Kopie lieferbar. Anzahl der Stimmen : 28
Die
Ausgabe E 104 "Das Liebesopfer" ist in Kalligraphie der Stimmen und
Faksimile-Kopie der Partitur lieferbar. Anzahl der Stimmen: 28. Bei Bedarf sind
3 Saxophonstimmen aus der Partitur herauszuschreiben.
E 108 "Gebrauchsmärsche"
für Blasorchester
1) Große Fahrt (Des-Dur)
2) Es war einmal (Des-Dur)
3) Hau ruck ! (B-Dur)
4) Schützenmarsch (Es-Dur)
5)
Heimatgruß (Es-Dur)
6)
Vereinte Kraft (Es-Dur)
Im Moment (Jan. 1996) nur Original-Handschriften der
Partituren.
Diese
"Gebrauchsmusik" soll ohne große Mühe auswendig zu lernen und zu
spielen sein, wo die Verwendung von Noten nicht möglich ist.
E 110 (aus E 108/6) "Wir wollen die Kräfte
vereinen“
Lied zum
Verein der Vereine mit Blasmusik B-Dur, 36 Stimmen
E 109 Raymund/Bodensohn: "Es geht alles
vorüber" Lied und Marsch für
Blasorchester
32 Stimmen
Zum besseren Verständnis:
Bei E 108, 109 ,110 sowie 111 sind die Stimmen nicht ausgeschrieben,
sondern bis jetzt nur die Partituren vorhanden.
Meine Kompositionen für Blasmusik
ergaben sich aus der im Jahr 1935 eingeführten Wehrpflicht zur Deutschen
Wehrmacht. Bei der Musterung wurde man gefragt, "zu welcher Waffengattung
möchten Sie?“ Da ich zögerte, fuhr der
Beamte fort: „äußern Sie ruhig Ihre
Wünsche, Sie werden aber Letztenendes jeweils in einem Musikkorps
landen." So war es, denn der Bedarf
an Musikern war groß.
Bisher ausschließlich mit
Kammermusik beschäftigt, konnte ich zum ersten Mal feststellen, wie schön
Akkorde mit vier Waldhörnern oder Posaunen klingen können, wenn sie mit der
gleichen Tonkultur im Mezzoforte -ohne „Beule"- angeblasen werden, selbst
dann noch, wenn der Akkord nicht gänzlich stimmt. Auch die Klangpalette der
Trompeten und Flügelhörner, in gleicher Weise angeblasen, war eine neue schöne
Erfahrung, die dazu reizte, Themen und kleine Entwürfe zu sammeln. Mehr konnte
man aus Zeitgründen zunächst nicht tun. Auch jener, der 2-jährigen
Dienstpflicht folgende Kampf um den Lebensunterhalt und die Weiterbildung
mittels eines Jobs erlaubte keine Betätigung diesbezüglicher Art. Aufgeschoben
war nicht aufgehoben. Probespiele in Kaiserslautern, Hannover und Nürnberg
mussten dazwischen vorbereitet und absolviert werden. Bewerbungen - "für
die Katz" nahmen viel Zeit in Anspruch.
Der "freiheitliche
Status" eines Angehörigen der Ersatzreserve 1 währte jedoch nicht lange,
sondern wurde Mitte des Jahres 1939 durch erneuten Einzug zum Militär beendet.
Der 2. Weltkrieg begann. Zwischen den Feldzügen und Rekreationspausen konnte -
meist ohne Klavier - Etliches geschrieben und aufgeführt werden. Durch diese
besonderen Umstände wurde die Reihe der Blasmusik-Kompositionen nicht sehr
groß, zumal Sonderwünsche durch Vorgesetzte unverzüglich auszuführen waren.
Dies ging etwa so vor sich, "Spielen Sie: Es geht alles vorüber !" "Davon
haben wir keine Noten". "Wwasss?
Noten brauchen Sie auch? Machen
Sie welche!" Also schreiben! Als
Lied oder als Marsch? Vorsichtshalber
beides, aus dem Gedächtnis - und die Nacht über, einschließlich Ausschreiben
der Stimmen durch die Kameraden. Die Bearbeitung hat überlebt, vielleicht
interessant, da viele Kollegen nicht überlebten.
KAPITEL 12 MEIN VERLEGERISCHER BEITRAG ZUR BLÄSERLITERATUR MIT
WERKEN ANDERER KOMPONISTEN
Die Ausgaben begannen unter der
Bezeichnung " Erstausgaben Bodensohn" die dann auf Wunsch der GEMA in
"Edition Bodensohn" abgeändert wurde. Außer einigen frühen
Veröffentlichungen mit üblicher Handschrift sind die Ausgaben in Kalligraphie
samt Deckblättern vom Herausgeber hergestellt worden.
E 10 WANHAL, Jean
(geb. 12.5.1739 in Neu-Rechanitz/Böhmen, gest. 26.8.1813 in Wien) Sonate in D -
Dur für Cembalo/Pianoforte mit Flöte
Orig. „...
mit Klarinette oder Violine oblig.“ Bearbeitung und 2 Kadenzen E. Bodensohn
Sätze: 1) Allegro moderato 2) Andante molto 3) Rondo allegretto , Dauer: 12
Minuten . Erscheinungsjahr 1974
Schüler von Dittersdorf,
freischaffender Komponist und Musiklehrer Hauptgebiet Sinfonien und
Klavierwerke, Einfluss tschechischer Volksmusik. Original-Vorlage etwa um 1770,
im Besitz des Herausgebers, vermutlich erster privater Stich , Verlag
verblichen Fundort ein Speicher in Konstanz, Klavierstimme ohne Spartierung.
Bearbeitung: Ernst Bodensohn hat
das Werk im Sinne des Komponisten, der die Bezeichnung "oder Violine
obligat" verwendete, für Flöte eingerichtet (oder Violine) und spartiert,
sowie mit 2 Kadenzen versehen. Die C-Klarinette ist allgemein nicht
gebräuchlich und deshalb müsste die Klarinettenstimme für B-Klarinette
transponiert werden, was dann in den meisten Fällen zur Ablehnung führt. Die
Bearbeitung bezieht sich hauptsächlich auf Streichung störender
Bassoktavierungen, Verteilung der Melodiestimme im Andante abwechselnd auf
Cembalo/Klavier und Flöte , sowie Vermeidung ungeschickter (zeitlich gesehen)
Verdopplung der 1. Stimme zugunsten der 2. Stimme, ferner Angleichung der
Flötenstimme an die Sechzehntelläufe des Cembalos , einige Oktavierungen für
die Flöte nebst genereller Artikulierung und Phrasierung, Druckfehler- und
Schönheitsfehlerbeseitigung.
Die vorliegende Ausgabe ist in
üblicher Handschrift gedruckt. Der flüchtigen Komponier-, Druck- und
Aufführungsweise dieser Sonate, bedingt durch Überproduktion, glaubt der
Herausgeber ein Ende gesetzt und damit dem Werk und dem Komponisten gedient zu
haben. Uraufführung der Ausgabe: noch unbekannt
E 11 WANHAL, Jean :
Sonate in C, orig. f. Pianoforte mit Violine f, Flöte bearbeitet und mit 3
Kadenzen versehen von Ernst Fr. W, Bodensohn
Sätze: Allegro moderato - Adagio - Rondo, Dauer: 11 - 12 Minuten
Original-Verlag:
verblichen, späterer Eindruck: Simrock, Fundort ebenfalls Speicher in Konstanz.
Erstaufführungen:
21. Juni, 28.u.29. Juni 1975 Ausführende: E. Fr. W. Bodensohn, Flöte, Gundula
Kremers Cembalo
Im Vorwort zu der Sonate in C ist
folgendes ausgeführt: Jean Wanhal oder Jan Ignatius Vanhal (Vanhall) , geboren
am 12. Mai 1739 in Neu-Nechanitz ( Nove Nechanice), gestorben am 20. August
1813 in Wien, 1761. Schüler von Dittersdorf, war freischaffender Komponist und
Musiklehrer. Hauptsächlich in Sinfonien und Klavierwerken ist der Einfluss
tschechischer Volksmusik hörbar.
Die Vorlage ist etwa 200 Jahre alt
und in den Stimmen getrennt, wahrscheinlich auch getrennt komponiert, worauf
viele Einzelheiten hinweisen.. Bei der Spartierung ergaben sich deshalb
Änderungen und Verbesserungen, die der Komponist unter entsprechenden Umständen
sich er selbst vorgenommen hätte. Die ständige Verdopplung des Basses, zumal
bei einstimmiger Melodieführung, konnte aus musikalischen und technischen
Gründen oft nicht beibehalten werden. An den
"Kompositionshaltestellen" wurden die üblichen und erwarteten
Kadenzen eingefügt, die damals improvisiert werden mussten und einen gewissen
Wertmesser darstellten.
Es hat den Anschein, als ob Wanhal
an einigen Stellen der Sonate Anleihen bei Wolfgang Amadeus Mozart gemacht
hätte. Wanhal ist jedoch 17 Jahre früher als Mozart geboren und war 1790 schon
so krank, dass er so gut wie nicht mehr komponierte. Wenn überhaupt eine
Übernahme in Frage kommt, dürfte zum Beispiel das Zauberflöten-Motiv von Mozart
geliehen sein, da die Zauberflöte erst 1791 entstand. Letztenendes ist es dem
Musikliebhaber, der sich an der Musik erfreuen will, völlig gleichgültig, wer
nun zuerst dieses oder jenes Thema verwendete.
Der Herausgeber dieser Sonate
glaubt, der flüchtigen Komponier-, Druck- und Aufführungsweise -- bedingt durch
eine übergroße Produktion (schreckliches Wort) des Komponisten Wanhal - ein Ende
gesetzt und damit dem Werk, dem Komponisten und nicht zuletzt auch den
Interpreten gedient zu haben. (Baden-Baden, November 1974 Ernst Fr. W.
Bodensohn)
Kritiken zu Wanhals Sonate C-Dur
Badisches Tagblatt/2. Seite 26.6.1975 Alfons Bürck: „Im 2. Programmteil erklang zuerst eine
Sonate in C für Flöte und Cembalo von Jean Wanhal, bearbeitet und mit Kadenzen
versehen von Ernst Bodensohn, der auch den Flötenpart zu Gundula Kremers
Cembalo spielte. Das Werk ist auf dem Boden reifer Klassik erwachsen und zeigte
in der schönen Wiedergabe ein sehr anziehendes Gesicht. Bodensohns blühender
Ton triumphierte im Adagio, in den Ecksätzen seine rhythmisch pointierte
Vitalität.....“.
Offenburger Tageblatt 2.7.1975 hb
? ..“. Auch bei diesem jetzigen Eröffnungsabend der sommerlichen
Veranstaltungsreihe stand eine Erstaufführung auf dem Programm: die Sonate in C
für Flöte und Cembalo von Jean Wanhal (1739-1813), dem aus Böhmen stammenden
Schüler von Dittersdorf, dessen freundlich-liebenswerte, vielfach sich an
Frage- und Antwortspiel und Aussagewiederholungen orientierte Musik derjenigen
Mozarts in manchem verwandt ist. Bodensohn brachte die von ihm bearbeitete und
herausgebrachte und mit Kadenzen versehene Sonate gemeinsam mit Frau Kremers
mit großer solistischer Virtuosität zu Gehör...“
Badische Neueste Nachrichten
23.6.1975 P. Villinger ..“. Im 2. Teil stand zunächst die Sonate in C von Jean
Wanhal (17391813) auf dem Programm, genannt als eine Erstaufführung, weil für
Bearbeitung, Kadenzen und Herausgabe E. Bodensohn verantwortlich zeichnete. Die
mit künstlerischem Feingefühl und spielpraktischer Erfahrung edierte Fassung
fand in seinem Nachschöpfer den vorzüglichsten Interpreten, denn Bodensohns
Flötenspiel ist ebenso exzellent wie beseelt und erreicht sein Publikum mit dem
schlichten Wohlklang der Kantilene genauso wie mit dem schnellsten Lauf und dem
schwierigsten Verzierungsschnörkel. Die bravouröse Wiedergabe wurde von Gundula
Kremers am Cembalo mitgestaltet..“
.
E 16 POTTHOF,
Richard 1884-1972
Sonate für Flöte und Violoncello
Bearbeitung
und 2 Kadenzen E. Fr. W. Bodensohn (2 Kadenzen handschriftlich vom Komponisten
erhalten mit Erlaubnis der Bearbeitung.
Sätze: 1) Allegro moderato 2) Adagio con moto 3) Allegro molto
Dauer: 13
Minuten
Im 1.u.2. Satz will der Komponist
sowohl der Technik als auch dem schönen Ton große Bedeutung zumessen. Im 3.
Satz gelang ihm eine Steigerung ... Richard Potthof, geboren 1884 in Iserlohn,
gestorben 1972 in Kehl, studierte Mathematik und Naturwissenschaft, besuchte
aber auch die Vorlesungen Riemanns in Leipzig. Seine Liebe gehörte der Musik.
Er hinterließ Klavierstücke und Kammermusik.
Der Herausgeber hat mehrere
handschriftliche Werke Potthofs zur Aufführung gebracht, zuvor aber um
Erlaubnis zur Bearbeitung dieser Stücke gebeten, die der Komponist gerne
gegeben hat. Die Fassungen wurden ihm vorgelegt und fanden seine Zustimmung.
Wegen zu häufiger
Themawiederholungen, zu großer Länge, sowie gleichbleibender Tonlagen und
Strukturen ergaben sich sowohl Kürzungen (insgesamt 82 Takte) und Veränderungen
als auch die Notwendigkeit, an Fermaten 2 kurze Kadenzen zur Auflockerung
einzufügen. Die deutschen Satzbezeichnungen wurden zusätzlich verwendet. Aus
der vorliegenden Komposition mit ihrer seltenen Besetzung spricht Erfindung und
Musikalität. Der Bearbeiter kommt deshalb gerne seinem Versprechen gegenüber
dem Komponisten nach, das Stück (nach zweimaliger Reinschrift) in dieser Form
herauszugeben. Winter 1978 /79 / E.B.
E 77 SCHELB,
Josef 1894-1977 Concertino piccolo da camera für Flöte und
Klavier oder Cembalo
mit 2
Kadenzen v. E. Bodensohn Sätze: Sehr ruhig , Sehr lebhaft
Uraufführung
am 21. und 22. August 1987 im Schloss Favorite
Dieses Werk in 2 Sätzen reiht sich
in die Kategorie jener modernen Stücke ein, die von dem Hörer schon bei
einmaligem Spiel verstanden werden können. Das "Anfreunden" fällt
hierbei nicht schwer. Die Ausgabe des Concertinos erfolgte mit ausdrücklicher
Genehmigung der Witwe des Komponisten Schelb, die bei den Uraufführungen
zugegen war
Kritik (6 Worte für Schelbs Werk)
Bad. Neueste Nachrichten Rastatt 26.8.87 P. Villinger: „In Schelbs modern
gefasstem, zweisätzigem Concertino und Bodensohns ausdrucksvoll geblasenen
Stücken aus `Vernissage´ zeigte der Solist Jochen Baier sein hohes Können auf
der Flöte, sicher am besten im `Unentschlossenen Jüngling´“.
Bad. Tagblatt 26. August 1987 Iris Bittorf:
..."Anspruchsvoll und
schwierig in der Harmonik stellte Josef Schelbs Concertino piccolo da camera
für Flöte und Cembalo hohe Anforderungen an das auf Musik aus dem 18.
Jahrhundert eingestimmte Gehör der Zuhörer. Doch neben disharmonischen Klängen,
an der Musik des 18. Jahrhunderts gemessen, gab es Passagen voll melodischer
Einfälle. Ruhiges und Temperamentvolles. Den beiden Künstlern (J. Baier und
Masako Komatsu) gelang es, dank Flexibilität und Einfühlung, die Zuhörer für
Ungewohntes zu interessieren."
E 9 RICHTER,
Franz Xaver (1709-1789) (Klavier-) Trio g-Moll f.
Cembalo/Flöte/Violoncello
Diminution:
Ernst Bodensohn normale Handschrift auch als Duo spielbar, 15 Minuten Sätze:
Andante Larghetto Allegro
Uraufführung
der vorliegenden Fassung: 30. Juni 1973
Flöte: E.
Bodensohn Cembalo: Gundula Kremers
Das musizierfreudige Musikstück wurde
durch diese Herausgabe seinem Bibliotheksdasein in den Denkmälern deutscher
Tonkunst entrissen. Vortragseinrichtung und Diminution waren erforderlich und
wurden mit Vorsicht gehandhabt. Das Violoncello (Fagott) fungiert fast durchweg
als basso continuo und ist deshalb in der Partitur eingespart. Somit kann das
Werk auch als Duo aufgeführt werden. Pianist und Flötist haben dankbare
Aufgaben sowohl in langen Kantilenen als auch in virtuosen Passagen, womit das
Werk einen wirkungsvollen Platz in den Programmen einnehmen kann.
E 19 ONDRATSCHEK,
Johann (um 1730) Trio G-Dur
(Partiturstimme)
normale Handschrift für Flöte, Violine und Violoncello (Fagott/ 2 Violinen)
Diminution und Kadenz : E. Bodensohn
12 - 13 Minuten Sätze: Allegro assai - Minuetto - Scharmanta aria - Musette
Ein freundliches Werk, das gute
Aufnahme bei allen Hörern findet. Das französische Dudelsackstück Musette
bietet Gelegenheit zu aus- gelassenem Musizieren. Vorlage des Stückes:
Handschrift von Gottron/Mainz. Uraufführung der vorliegenden Ausgabe: 19. u.
20.6.1976, Ausführende: Flöte: E. Bodensohn, Oboe: H. H. Boehm, Violoncello: K.
Holfelder
E 18 SCHNELL, Johann
Jakob (1687-1754) - Parthita G-Dur
(in Kalligraphie) Partiturstimme
für Flöte Violine u. Violoncello (2
Flöten/ Fagott), Finale und 4 Kadenzen: E. Bodensohn, Uraufführung 28. u. 29.8.
1982
Sätze:
1) Allegro 2) Arie-Adagio 3) Capriccio
4) Menuett I 5) Menuett II 6) Finale
Handschrift von Gottron / Mainz
als Vorlage. Sehr virtuos genommen (nomen est omen) verfehlen die Sätze ihre
Wirkung nicht. Eine unbekümmerte Fröhlichkeit steckt die Zuhörer unmittelbar
an.
E 17 SCHNELL,
Johann Jakob (1687-1754) Trio D-Dur f.
Flöte, Violine u. Violoncello (Fag./2 Flöten)
Kalligraphische
Partiturstimme, Vorlage Handschr. Gottron / Mainz
Sätze: 1)
Allegro 2) Aria 3) Menuett (mit Variation v. Bodensohn) 4) Pourlesca Variation u. 3 Kadenzen: E.
Bodensohn
14 Minuten
Uraufführung Vorlage Gottron/Mainz
Die fünf kleinen Sätze sind sowohl
für den Liebhaber als auch für den Virtuosen von Interesse.
E 76 TOESCHI,
Joseph (1724-1788) Trio Nr. 4 G-Dur f.
Cembalo, Flöte und Violoncello
aber auch
f. Flöte, Violine u. Violoncello// 2 Flöten/2 Violinen Bearbeitung und 2
Kadenzen: E. Bodensohn
3 Stimmen
und 1 Stimme alternativ. Ursprung der Vorlage: Denkmäler deutscher Tonkunst.
Ausführung in Kalligraphie. Uraufführung 29 .u. 30. 8. 1986, Komatsu, C.,
Baier, Fl., H. J. Böhm, Vc.
Eine virtuose Spielmusik, deren
Aufführungsmöglichkeiten durch die Anlage der Komposition gewollt waren. Die
Kürze ist durch Kadenzen ausgeglichen. Sehr lebhaftes Erfolgsstück !
Im Vorwort der Partiturstimme ist
folgendes vermerkt: " Karl Joseph Toeschi, früher Toesca de Castellamonte,
entstammte einem italienischen Adelsgeschlecht bei Nizza und galt zu seiner
Zeit als ein großer Komponist sinfonischer Werke. Der Schüler von Johann
Stamitz entwickelte sich bald zum Konzertmeister im Mannheimer Orchester,
dirigierte auch Ballette und Opern, was ihm den Titel eines (Kabinetts-)
Kammermusikdirektors einbrachte. Bei der Verlegung des Hofes nach München
siedelte Toeschi mit dem Orchester dorthin über, desgleichen auch seine Frau
Susanne, eine berühmte Opernsängerin.“
Die Partitur konnte der Bearbeiter
und Herausgeber im Jahr 1946, ein Jahr nach dem 2. Weltkrieg, den Denkmälern
deutscher Tonkunst' "entnehmen", d.h. notdürftig herausschreiben.
Hierbei fiel bereits die ungleiche Verteilung der Aufgaben an die drei
Instrumente auf. Man kam zwar der damaligen Flöte entgegen, jedoch konnte der
Komponist damit seiner offensichtlichen Absicht, ein "spritziges"
virtuoses Stück zu schreiben, nur teilweise gerecht werden. Da das Werk außerdem
sehr kurz geraten war, um als Programmtitel zu wirken, verschwand es 40 Jahre
bis zu dieser Überarbeitung.
Die Anlage des Originaltextes
beweist, dass der Komponist noch die Möglichkeiten bieten wollte, das Werk auch
mit 2 hohen Instrumenten und Bass aufzuführen. Letzteres verlangte jedoch mehr
Partnerschaft zwischen den drei Instrumenten z.B. F1. V1. Vc., nicht nur
überwiegend Begleitung einer Hauptstimme. Aus diesen Gründen entschloss sich
der Herausgeber zu einer Bearbeitung bei voller Wahrung der Substanz. Die
Bearbeitung findet in der Hauptsache bei der Flötenstimme statt, sowie in der
Violoncellostimme 2. Satz, wobei an die Triobesetzungen ohne Cembalo gedacht
wurde. Gering sind die Änderungen im Cembalopart (I. T. 27, II. 43 ,44 ,45 ,87
,88), von den Oktavierungen abgesehen. Zwei eingearbeitete Kadenzen und eine
Reprise im 2. Satz erweitern das Werk um 50% im 1. Satz und um 60% im 2. Satz. E.B. 1986
E 24 BRANDL,
Johann Evangelist (1760-1837) (Trio) Sonate G-Dur f. Flöte, Violoncello und
Continuo
Diminution
und Kadenz: E. Bodensohn , Cembalopart Joh. Philipp Hinnenthal . Privater
Handschriftendruck (Faksimile) Hinnenthal Dauer
rund 8 Minuten Edition
Bodensohn Kalligraphie - Druck Die mit 4 Stimmen versehene Ausgabe - 4 Sätze: 1)Adagio 2)Allegro 3)Adagio
-Rejouissance 4) Follet - hat eine
freundliche Zwiesprache zum Inhalt.
Uraufführung
16. und 17. Juli 1983
Ausführung:
Britta Gabor Flöte, Dieter Baal Violine, Karl Holfelder Violoncello, Wolfgang
von Rein Cembalo
Vorwort der Partitur:
"Trio-Sonate G - Dur von Brandl: Dieser Triosonate liegt eine Ausgabe von
Phil. Hinnenthal für Flöte, Gambe und Basso continuo im Eigenverlag Hinnenthal
zugrunde. Zunächst wurde zwecks wirkungsvollerer Aufführungen eine Diminution
der beiden Solostimmen vorgenommen. Der Cembalopart blieb unberührt mit
Ausnahme der Auftakte im Allegro, deren
Realisierung in der Praxis weder musikalisch noch technisch ratsam war.
Später sollte eine Übertragung der
Stimme für Gambe auf das Violoncello dem Werk eine größere
Aufführungsmöglichkeit und einen adäquaten Glanz gegenüber der Flöte verleihen.
Schließlich wurde eine vom Hörer erwartete Kadenz für die beiden
Soloinstrumente bei der Fermate in der Adagio-Überleitung zum 4. Satz
eingefügt, deren Berechtigung auch als Teilersatz für einen fehlenden langsamen
3. Satz zweifellos gegeben ist.
Am 9. 9. 1970 hat Herr Hinnenthal
schriftlich seine Zustimmung zu dieser Ausgabe gegeben. Auch der Verlag
Bärenreiter, der Rechte an dieser Musik besitzt, hat am 6.11.1970 (13 rtr)seine
Erlaubnis zur Herausgabe dieser Fassung erteilt. Im Oktober 1982 wurde die
Sonate von Brandl in einer Reihe `Komponisten aus dem Raum des späteren Landes
Baden-Württemberg´ in Druck gegeben. Möge damit dieses freundliche Werk zu
neuem Leben erweckt werden und entsprechend bei den Hörern ankommen.
Diminution und Übertragung auf ein
anderes Instrument waren zur Zeit der Entstehung des Werkes immer noch üblich.
Den Cellisten bleibt es überlassen, ihren Part auf der Gambe oder auf dem
Violoncello zu spielen. Kot. 1982 E. B."
E 63 STAMITZ,
Anton Thadäus (1754-1809) Trio Es-Dur f. Flöte, Violine u. Violoncello
für
Flötentrio eingerichtet von E. Bodensohn
Sätze: Allegro moderato - Rondo poco presto
Ursprung:
Streichtrio aus den Denkmälern deutscher
Tonkunst. Dauer: 12 Minuten Ausgabe: Taschenpartitur u. 3 Stimmen in
Kalligraphiedruck. Uraufführung der Ausgabe: 27.u.28. August 1983 Ausführende:
Bodensohn, Baal, Holfelder
Das Trio besteht aus 2 bewegten
Sätzen und fordert bereits damit den Respekt der Musizierenden in vollem Maße.
Besonders der 2. Satz beweist die "leichte Hand" des Komponisten und
versucht, die Instrumentalisten zu einer spielerischen Leichtigkeit zu
inspirieren. Glücklos bei den Verlegern, im Schatten der beiden Stamitze und
als "Epigone" abgestempelt trieb es den Komponisten fort aus der
Heimat. Glücklicherweise traf seinen "Mitepigonen" Mozart dieses
"Urteil" nicht., sonst wäre dieser vielleicht auch bei dem König der
Franzosen gelandet. Das liebenswerte Werk eignet sich als "Spielmusik"
auch für andere Instrumente.
E 64 STAMITZ,
Carl (1746-1801) Trio B-Dur f. Flöte. Violine und Violoncello
für
Flötentrio eingerichtet v. E. Bodensohn Sätze: Andante, Allegro assai, Minuetto
cantabile. Ursprung: Streichtrio aus den Denkmälern deutscher Tonkunst. Dauer:
11 Minuten. Ausgabe: Taschenpartitur u. 3 Stimmen in Kalligraphiedruck
Uraufführung
der Ausgabe: 30. u. 31. Juli 1983 Ausführende: Jochen Baier (F1.), Dieter Baal
(Vl.), K. Holfelder (V´ce.)
Das Trio weist keinen langsamen
Mittelsatz auf, sondern ist von Anfang bis Ende bewegt. Da am Nachlass des
Komponisten, der am französischen Hof angestellt war, kein Interesse bestand,
außerdem im 2. Weltkrieg viele Manuskripte verbrannten, könnte ein Nachspüren
und Herausgeben verbliebener Werke eine verdienstvolle Sache sein.
E 84 SCHMITT,
Joseph (1734-1791) Trio D-Dur Opus 7 Nr.
1 f. Flöte, Violine und Violoncello (2
Violinen/Fagott)
Sätze: 1)
Allegro moderato 2) Adagio 3) Allegretto Eigenverlag Schmitt als Vorlage, da zu
eng gedruckt, neu in Kalligraphie herausgegeben
E 86 SCHMITT,
Joseph (1734-1791) Trio C-Dur Opus 7 Nr. 2 f. Flöte, Violine und
Violoncello (2 Violinen/Fagott)
Sätze: 1) Allegretto 2) Adagio 3) Allegro
Vorlage:
Eigenverlag Schmitt (zum Gebrauch ungeeignet) neu in Kalligraphie
herausgegeben.
E 85 SCHMITT,
Joseph (1734-1791) Trio Es-Dur Opus 7 Nr. 3 f. Flöte, Violine u. Violoncello (2 Violinen/Fagott)
Sätze : 1) Allegro moderato 2)Lento
cantabile 3) Minuetto
Hurtig,
reizvoll, Echostellen
Vorlage: Eigenverlag
Schmitt (zum Gebrauch ungeeignet) neu in Kalligraphie herausgegeben.
E 79 SCHMITT,
Joseph (1734-1791) Trio B-Dur Opus 7 Nr. 4 f. Flöte, Violine u.
V’Cello ( 2 Fl/2 Vl/Fg)
Sätze: 1) Allegro moderato 2) Adagio 3) Allegro
Vorlage:
Eigenverlag Schmitt (zum Gebrauch ungeeignet) neu in Kalligraphie
herausgegeben. Uraufführung 10.u.11. Juli 1987 Jochen Baier F1., Dieter Baal
V1., Hans-Joachim Böhm V'Cello
Erfindungsreich, wie alle
Kompositionen von Schmitt. Das etwas kürzere Werk zeichnet sich durch einen
empfindsamen Mittelsatz aus.
E 66 SCHMITT,
Joseph (1734-1791) Trio D-Dur Opus 7 Nr. 5 f. 2 Flöten
(Violinen) und Violoncello (Fagott)
Bearbeitung
u. Kadenz: E. Bodensohn Partitur u. 3 Stimmen
zum 30. Jubiläum von BADEN - WÜRTTEMBERG
1983
Vorlage
Eigenverlag Schmitt (nicht verwendbar) neu in Kalligraphie herausgegeben. Zeit
13 Min. Uraufführung 22. u. 23. Juni 1984 Ausführende: Bodensohn, Baier,
Holfelder
Dem fast unbekannten aus Gernsheim
stammenden Komponisten ist mit diesem Trio in seinen vor Fröhlichkeit
sprühenden Ecksätzen und seinem sehr wohlklingenden Mittelsatz ein Werk von
seltener Schönheit gelungen.
E 75 SCHMITT, Joseph
(1734-1791) Trio g-Moll Opus 7 Nr. 6 -
f. Flöte, Violine (2 Fl/2 Vl) u.
V'Cello
2
Kadenzen: E. Bodensohn. Ursprung: Eigenverlag Schmitt (nicht verwendbar) neu in
Kalligraphie herausgegeben. Sätze:
Allegro moderato, Largo cantabile, Allegro molto Uraufführung: 29. u. 30. 8. 86 und Ausführende: Bodensohn, , Kühn, Böhm und
28.u.29. Juni 1991 Kühn, Baal, H. J. Böhm
Das letzte Trio der Reihe Opus 7 ,
das in der Edition Bodensohn herausgegeben wurde, rechtfertigt wiederum das Lob
über die Erfindungsgabe des Komponisten, aber auch die mit Kadenzen versehene
Ausgabe, da die einzelnen Sätze etwas zu kurz geraten waren, um das Werk in ein
heutiges Konzertprogramm einzuplanen. Diese erfrischende, kurzweilige und
besinnliche Musik ist so dankbar wie die der großen Kollegen, denen Schmitt
voranging.
Dem Trio Nr. 6 sei folgende
Würdigung entnommen: " Der Organist und Komponist Georgius Adamus Josephus
Schmitt,. 1734 in Gernsheim/Rhein (nördlich von Mannheim) geboren und am
18.3.1734 getauft, war zunächst Bürger in Gernsheim. 1753 trat er in das
Zisterzienser-Kloster ein (Eberbach/Rheingau). Seine Weihe zum Priester ist aus
dem Jahr 1757 überliefert. Es ist mit Sicherheit anzunehmen, dass Schmitt
bereits in Gernsheim den Organistendienst in der schönen Barockkirche versah.
Als Kirchenchorleiter (regens chori) war er in Eberbach mit dem Organisten
Ziegler tätig, wanderte nach dessen Tod nach Amsterdam aus, um dort als Inhaber
eines Musikaliengeschäftes und Gründer eines Verlages Fuß zu fassen. Ein Mäzen
dürfte ihm in Amsterdam bei dieser kühnen Unternehmung unter die Arme gegriffen
haben.
Schmitt verlegte sowohl eigene als
auch fremde Kompositionen und konnte in die „oberste Gesellschaft"
aufsteigen, was sich durch die Mitgliedschaft im Orden der Freimaurer und in
der Ernennung zum Dirigenten des Orchesters der
"Felix-Mentis-Gesellschaft" dokumentierte. Mit 57 Jahren - im
Todesjahr Mozarts - verließen ihn seine Kräfte. Er starb am 8.5.1791. Ein
bekannter Musiker mit Namen Springe nahm sich des Schmitt-Verlages an, der bis
zum Ende des 18. Jahrhundert bestand. Besonders die nordischen Länder wurden
durch diesen Verlag mit klassischer Musik vertraut gemacht.“
Die Edition Ernst Friedr. Wilh.
Bodensohn hat sich bereits in einer 1. Reihe "Komponisten aus dem Raum des
späteren Landes Baden - Württemberg " mit dem Doppelkonzert für 2 Flöten
und Orchester und mit dem Flötentrio Nr. 5 zweier Werke Schmitts angenommen. In
der 2. Reihe der Werke von Komponisten aus dem Raum des späteren Landes
Baden-Württemberg folgten die Flöten-Quartette Nr. 1 und 6 von Joseph Schmitt,
Besetzung Flöte, Violine, Viola und Violoncello, sowie das Trio Nr. 6 für
Flöte, Violine und Violoncello. Die Musik Joseph Schmitts zeichnet sich durch
Erfindung schöner Melodien aus. Man kann bisweilen von größerem Einfallsreichtum
sprechen als bei manchen bekannten und großen Zeitgenossen, deren Themen zwar
unvergleichbar gut verarbeitet aber oft entwaffnend naiv sind. Da Schmitt
vorzugsweise die Flöte mit Werken bedacht hat, kann man annehmen, dass er auch
ein leidenschaftlicher Flötist gewesen ist.
( Nov. 1984 E. F. W. Bodensohn )
Kritiken über die Aufführungen:
26.6.1984 Bad. Neueste Nachrichten über Trio Op. 7 Nr. 5 (22./23.6.1984)
..."Förderer Mozarts und beruflich ein vielseitiger Mann war Joseph
Schmitt (1734-1791), den Mannheimer Schule und Wiener Klassik immerhin zu solch
fruchtbaren Arbeiten anregten, dass einige von ihnen ursprünglich Haydn
zugeschrieben wurden. Sein Trio Nr. 5 in D-Dur überzeugte durch technisch
ausgefeilten, kultivierten Flötenklang (Bodensohn/ Baier), den die wärmend
runde, präzise Legato-Linie des Cello (Holfelder) grundierte. Besonders empfand
man das beim Adagio und im rasch genommenen Tempo di Minuetto. Hier wäre
übrigens. ein Allegro als krönendes Finale denkbar gewesen. „ P. Villinger . das
Bad. Tagbl. hat diese Kritik übernommen.
2.9.1986 Bad. Neuste Nachrichten
über Trio Op. 7 Nr. 6 (29./30. 1986): „...Ebenfalls Merkmale der Mannheimer
Schule weisen die Werke Joseph Schmitts auf, der wiederholt im Favorite -
Programm auftauchte und von dem diesmal das Trio g-Moll für 2 Flöten und Cello
interpretiert wurde. Auch in diesem Fall hat Bodensohn, der selbst mitwirkte,
Kadenzen eingefügt. Zusammen mit Angelika Kühn gab es dabei zwei tonschön und
kultiviert geblasene Flötenparts, zu denen Böhm eine gleichwertig grundierende
Cellostimme beisteuerte. Höhepunkt war das bezaubernd schöne Largo
cantabile." P.V. Rastatt
Bad. Neueste Nachrichten 2.7.1991
für 28. u. 30. Juni 1991
„...Zweimal erschien Joseph
Schmitt im Programm. Auch er gehört zu den Favorite-Lieblingen. Zwanzig Jahre
älter als Kraus und Mozart wird in diesem Jahr ebenfalls an seinen 200.
Todestag erinnert. Von seiner zahlreichen Kammermusik kamen die Trios in g-Moll
und G-Dur für Flöte, Violine und Violoncello zur Aufführung. Angelika Kühn und
die Herren Dörge bzw. Baal und Böhm ließen in ihrem Musizieren keine Wünsche
offen. Zum keck melodiesprühenden Blasinstrument mit zwar nicht leicht, aber
lustvoll wirkender Ornamentik gesellte sich ein sehr sensibler kontrastreicher
Streicherpart, gipfelnd in den jeweils zwei qualitätsvollen Kadenzen
Bodensohnscher Prägung. Dem Quantz-Collegium schlug gewohnter- und
verdientermaßen herzlicher Beifall entgegen, wofür es sich mit einer Zugabe
bedankte. " P.V. P.V.
Rastatter Tageblatt 3.7.1991 für
28. u.29. Juni 1991: „...Angelika Kühn
spielte die Flöte Opus 7 Nr. 6 für Flöte, Violine und Violoncello (von
Schmitt), dann im Trio G-Dur Opus 16 Nr. 2 (ebenfalls von Schmitt). Im ersten
spielte Manfred Dörge, im zweiten Dieter Baal versiert die Violine. Das 1. Trio
gefiel besonders durch ein liebliches Largo cantabile mit einer behutsam
geführten Flötenstimme, das 2. durch ein inniges Adagio. Eingerahmt waren diese
langsamen Sätze jeweils von temporeichen , wenn auch abgestuften schnelleren
Sätzen. Ihre besondere Prägnanz erhielten diese beiden Sätze durch jeweils zwei
Kadenzen, die Bodensohn notiert hatte...." ibi (Iris Bittorf)
E 89 SCHMITT,
Joseph (1734-1791) Trio-Sonate D-Dur Opus 11 Nr. 1 f. Violine, Viola und Violoncello
Sätze: 1) Adagio 2) Allegro ma non
tanto 3) Rondeau allegretto
Ursprung
der Vorlage :Eigenverlag Schmitt
Neu in
Kalligraphiedruck
Dem 1. Satz, einem 3/8 Adagio,
folgen zwei muntere Sätze, deren Hauptanliegen - wie bei fast allen
Kompositionen Schmitts - das Melodische
ist. Es wäre aber falsch, zu behaupten, Schmitt sei dem Publikumsgeschmack zu
sehr entgegen gekommen.
E 90 SCHMITT,
Joseph (1734-1791) Trio-Sonate D-Dur Opus 11 Nr. 3 f. Violine, Viola und Violoncello Cello
Sätze: 1) Andante con expressione 2)
Adagio 3)Allegro scherzando
Ursprung
der Vorlage: Eigenverlag Schmitt. Neu herausgegeben in Kalligraphiedruck.
Uraufführung der Ausgabe: 21. u.23. Juni 1991
Das Opus 11 besteht aus 6
Trio-Sonaten und zwar sind die Sonaten Nr. 1, 3 und 5 für Violine, Viola und Violoncello
und die Sonaten Nr. 2, 4 und 6 für 2 Violinen und Violoncello. Wenn einige
Sonaten an einem Abend gespielt wurden, sollte vielleicht die Besetzung mit der
Viola eine Abwechslung bieten.
E 91 SCHMITT,
Joseph (1734-1791) Trio-Sonate A-Dur Opus 11 Nr. 5 f. Violine, Viola und Violoncello
2
Kadenzen: E. Bodensohn
Sätze: 1)
Andante grazioso 2) Allegro
Ursprung der
Vorlage: Eigenverlag Schmitt
Neu
herausgegeben in Kalligraphiedruck. Uraufführung: 7.u.8. Juli 1989
Kritik: Bad. Neueste Nachrichten
/Rastatt 11.7.89 ... " Ähnlich geniale Züge, wie sie Mozart zu eigen
waren, wird hier ohnehin niemand erwarten, denn Wegbereitung mit einer im
nachhinein zugestandenen Rolle hat auch verschiedene Ursachen. (Es ging um
Wegbereiter Schmitt - vor Mozart , sowie um Zeitgenosse Kraus zu Mozart, wovon
in einer Kritik der Kritik noch die Rede sein wird. Anm. Bo.) Einer, dem dieses Prädikat zukommt, ist der
in Favorite häufig zu hörende Joseph Schmitt (1734-1791), dem Ernst Friedr.
Wilh. Bodensohn im Programmheft einen längeren, sehr informativen Beitrag
widmet. Aus ihm geht hervor, dass Schmitt sowohl komponierend als auch in verlagnehmend
Mozarts Wegbereiter war. Seine Trio-Sonate Opus 11 Nr. 5 mit 2 Kadenzen von
Bodensohn eröffnete das Konzert. Die beiden Sätze Andante grazioso und Allegro
waren musikalisch und im Zusammenspiel exzellent ausgefeilt und hatten jeweils
in der Schlussbildung durch das Violin- bzw. Violasolo ihre Höhepunkte.
Ausführende waren Dieter Baal (Violine), Elisabeth Kliegel (Viola) und Hans -
Joachim Böhm (Violoncello)." P.V.
Kritik: Rastatter Tageblatt 12.
Juli 1989 „..`Freunde in der Not´ überschreibt Bodensohn den Begleitkommentar
im Programmheft. Kein Freund zwar, so doch ein einflussreicher Förderer Mozarts
und seiner Musik war der Komponist Joseph Schmitt, der als Verleger in
Amsterdam die Musik Mozarts bekannt machte. Mit einer seiner Kompositionen, der
Trio-Sonate Opus 11 Nr. 5 für Violine, Viola und Violoncello wurde das
allgemein begeistert aufgenommene Konzert eröffnet. Für die 2 Sätze, einem
Andante grazioso und einem Allegro, hatte Bodensohn die Kadenzen für die
Violine notiert, die zu damaliger Zeit der jeweilige Musiker wegen geringer
Hinweise des Komponisten selbst improvisierte. Die reizende Thematik und das
muntere Tempo des 2. Satzes gefielen ebenso wie der einfühlsame Vortrag der
drei Streicher."... (ibi)
Kommentar zu P. V.´s Kritik: Die
Kritik ist wohl in einer mäkelnden Stimmung entstanden. Wegbereitung ist eine
Tat, die nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Zeitgenosse sein ist ein
Zustand ohne Verdienst, den man nicht mit Wegbereitung vergleichen darf.
Schmitt hat 15 Werke Mozarts, eines damals im Norden völlig unbekannten
Komponisten, herausgegeben. Die Kupferstecherei war eine sehr teure und
zeitraubende Kunst und niemand konnte wissen, ob überhaupt ein nennenswerter
Verkauf dieser Noten stattfinden wird. Schmitt setzte sich mit seinem großen
Ruf für einen unbekannten Künstler ein. Die " im nachhinein zugestandene
Rolle '' eines Wegbereiters fand in der nicht sehr freundlichen Kritik des
Rezensenten statt. Schmitt war 22 Jahre älter als Mozart. Rechnet man 20 Jahre
des erwachsen werdenden Mozart hinzu, so kommt man auf 42 Jahre, die Schmitt
Mozart vorausging und stößt bei Mozart auf eine Zeit, in der er noch sehr
"haydnisch" komponierte. Diese Feststellung ist dem Genie keineswegs
abträglich. Was soll das also, "man wird keinen Mozart erwarten?"
Damit ist auch das angeführte "Prädikat" hinfällig und man kann doch
erwarten, dass nach über 200 Jahren Schmitt-Werke aufgeführt werden und nicht
immer dasselbe zu hören ist. Von der Arbeit des forschenden Musikers und seinem
Ärger davon will man schon gar nicht
reden, das ist ja selbstverständlich.
E 92 SCHMITT,
Joseph (1734-1791) Trio-Sonate F-Dur Opus
11 N. 2 für 2 Violinen und
Violoncello
3
Kadenzen: E. Bodensohn
Sätze: 1)
Allegro moderato 2) Rondo allegro ma non tanto 3) Adagio-Assai Ursprung der
Vorlage: Schmitt-Eigenverlag. Neu herausgegeben in Kalligraphiedruck.
Uraufführung
der Ausgabe: 28. und 29. Juni 1991
Die Vorlage zu diesem Werk
(Urdruck aus dem Selbstverlag des Komponisten Joseph Schmitt) wurde uns in
liebenswürdiger Weise von der Musikabteilung der Universitätsbibliothek
Tübingen abgelichtet überlassen. Wir sagen dafür herzlichen Dank. Im Katalog
der ehemals Kick'schen Notensammlung der Universitätsbibliothek Tübingen ,
Seite 155,3., ist das Sammelwerk wie folgt benannt :
„Schmitt Joseph Six Trios, 3 für
2 Violinen (Nr. 2, 4, 6) 3 f. Violine, Alto u. Cello (Nr. 1, 3, 5) Opus 11
Aus dem Vorwort in der
Neuherausgabe: In der Urausgabe sind die Notentexte der Trios aus Kostengründen
jeweils auf 2 Seiten zusammengedrängt und alle sechs Trios zusammengefasst, was
für die Käufer damals auch eine Kostenfrage bedeutete. Abgesehen von Kleinigkeiten
wie den sich wenig unterscheidenden Zeichen für Viertel- und Achtelpausen oder
der Gepflogenheit, dass Versetzungszeichen häufig über die Taktstriche hinaus
gelten, wären bei der heutigen Exaktheit der Ausführungen die Interpreten
absolut überfordert, was die Lesbarkeit der Noten betrifft. Dies mag mithin ein
Grund für das lange "Untertauchen" der schönen Musik gewesen sein,
dem nun die neuen Ausgaben Abhilfe schaffen.
Das vorliegende Trio Nr. 2 möchten
wir das Fermaten - Trio nennen. Nirgends hat Schmitt die Musiker mehr
aufgefordert, Kadenzen einzufügen als hier durch 4 Fermaten im 2. Satz. Wer die
Fermaten im Konzert wirklich lange genug aushält und um die erwartungsvolle
Spannung jener Stille weiß, die nach den Fermaten - Akkorden 2 bis 3
Herzschläge lang eintritt, weiß auch um die Enttäuschung, wenn der Aufforderung
des Kadenzierens, aus dem bereits gehörten eine Weile frei herauszutreten,
nicht Folge geleistet wird, sodass der Strom bereits bekannter Töne sofort
wieder "in sein altes Bett zurückfließt." E. B. 1989
E 93 SCHMITT,
Joseph (1734-1791) Trio-Sonate B-Dur Opus 11 Nr. 4 für 2 Violinen und Violoncello
Kadenz: E.
Bodensohn
Sätze: 1) Allegro moderato 2) Rondo andante espressivo
Ursprung
der Vorlage: Schmitt Eigenverlag. Neu in Kalligraphiedruck
E 94 SCHMITT,
Joseph (1734-1791) Trio-Sonate c-Moll Opus 11 Nr. 6 für 2 Violinen und Violoncello
Sätze: 1) Moderato 2) Andante 3) Allegro fugato . Ursprung
der Vorlage: Schmitt Eigenverlag. Neuherausgabe in Kalligraphiedruck.
E 95 SCHMITT,
Joseph (1734-1791) Flötentrio D-Dur Opus 16 Nr. 1 für Flöte, Violine und Violoncello
Sätze: 1)
Allegro 2) Cantabile con expressione 3) Rondo allegro Ursprung der Vorlage:
Schmitt Eigenverlag. Neuherausgabe in Kalligraphiedruck. Uraufführung der Ausgabe: 3. und 4. August 1990
Die Vorlage zu diesem Werk,
Urdruck aus dem Selbstverlag des Komponisten Joseph Schmitt, wurde uns in
liebenswürdiger Weise von der Musikabteilung der Universitätsbibliothek
Tübingen abgelichtet überlassen. Herzlichen Dank dafür ! Im Katalog der ehemals
Kick´schen Notensammlung der Universitätsbibliothek Tübingen Seite 155, 5., ist
das Werk wie folgt benannt: Schmitt Joseph (Lebensdaten unzutreffend
infolge Verwechslung) Trois Trios pour la Flute, Viol. et Cello Opus 16 (Nr. 1)
Amsterdam E. Eitner
Im Vorwort der Neuherausgabe wurde
ferner mitgeteilt: In der Urausgabe sind die Notentexte der Trios aus
Kostengründen sehr eng zusammengedrängt und die Trios vereinigt herausgegeben
worden. Abgesehen von Kleinigkeiten wie den sich wenig unterscheidenden Zeichen
für Viertel- und Achtelpausen oder der Gepflogenheit, dass Versetzungszeichen
häufig über die Taktstriche hinaus gelten (oder nicht), wären bei der heutigen
Exaktheit der Ausführungen die Interpreten absolut überfordert, was die
Lesbarkeit der Noten besonders bei schnellen Sätzen betrifft. Dies mag mithin
ein Grund für das lange Untertauchen der guten Musik gewesen sein, dem nun die
neuen Ausgaben Abhilfe schaffen sollen. In Anbetracht der Länge der Trios Op.
16 Nr. 1 und 3 wurde auf eine Kadenzierung verzichtet. Die Dynamik, aus den
Verhältnissen der damaligen Zeit geschaffen, ist der Wirkung des Werkes heute
nicht immer dienlich. Sie wurde jedoch nicht verändert, sondern dem
Kunstgewissen und der musikalischen Einsicht der Interpreten überlassen.
E.B."
Kritik: Bad. Neueste Nachrichten
7. August 1990: „Als besonderer Akzent in dem Programm erwies sich natürlich
auch das Flötentrio Opus 16 Nr. 1 von Joseph Schmitt, der als einer der
Wegbereiter Mozarts gilt. Hier, wo der grundierende Cembaloklang fehlte, kam es
vor allem im Cantabile und im Rondo zu reizvollem Wechselspiel zwischen der
dominierenden Flöte und einem stark kontrastierendem, aussageträchtigen
Streicherpart.“ PV
Kritik Bad. Tagblatt/Rastatt 8.
Aug. 1990: „ Mit Joseph Schmitts Flötentrio Op. 16 Nr. 1 erklang das Werk eines
Komponisten, für den sich Bodensohn schon immer besonders einsetzt. Denn
Schmitt, zu Gernsheim am Rhein geboren, Musikalienhändler, Verleger, Dirigent
in Amsterdam, verbreitete die zahlreichen Werke deutscher Komponisten in aller
Welt. Seiner Drucklegung ist es meist zu verdanken, dass wir heute noch so
viele seit langem vergessene Kompositionen des 18. Jahrhunderts wieder hören
können.“ ibi
E 96 SCHMITT,
Joseph (1734-1791) Flötentrio G-Dur Opus 16 Nr. 2 für Flöte, Violine und Violoncello
Sätze: 1) Allegro 2) Adagio 3) Allegro ma non tanto
Ursprung
der Vorlage: Schmitt Eigenverlag. Neuherausgabe in Kalligraphiedruck
Uraufführung
der Ausgabe: 28. und 29. Juni 1991
Die Kritiken unter der laufenden
Nr. 18 gelten auch für dieses Werk, das im gleichen Programm gespielt wurde.
Violine und Violoncello, musikalisch etwas benachteiligt, erhielten
entsprechend der zu jener Zeit üblichen Praxis je eine Kadenz. Die Kunst der
freien Improvisation zum jeweiligen Satz wurde leider nicht mehr geübt und
beherrscht. Ähnlich erging es der Diminution bei alter Musik., wo bei langsamen
Sätzen selbst große Solisten einen Ton oder Triller mit dem vorgegebenen Akkord
halten (nach dem Motto: „guck mal, wie lange ich das aushalten kann), anstatt
begrenzt über diesem Akkord (der einer Fermate gleichkommt) zu improvisieren.
E 97 SCHMITT,
Joseph (1734-1791) Flötentrio B-Dur Opus 16 Nr. 3 für Flöte. Violine und
Violoncello
Sätze: 1) Moderato (Allegro) 2) Andante con variazioni 1-9
Ursprung
der Vorlage: Schmitt Eigenverlag. Neuherausgabe in Kalligraphiedruck.
Die Musik von Joseph Schmitt ist
ein Quell unerschöpflicher melodischer Eingebungen. Seine Themen werden nicht
zu Tode geritten. Sparsam wird mit der Verwendung "vertrillerter
Abschlüsse" musikalischer Phrasen umgegangen. Unverkennbar ist die
Schreibart, die aus der Praxis kam. Kompromisse mussten viele eingehen, ohne in
Vergessenheit zu geraten. Ihn haben schon die vergessen, die er gefördert hat.
Gedächtnisschwäche ist nicht nur eine Alterserscheinung.
E 68 SCHMITT,
Joseph (1734-1791) - Quartett G-Dur Nr. 1 f. Flöte, Violine. Viola und Violoncello
Sätze: 1) Allegro moderato 2) Adagio 3) Allegro grazioso
Ursprung
der Vorlage: Schmitt Eigenverlag. Neuherausgabe in Kalligraphiedruck.
Uraufführung der Ausgabe: 6. u. 7. Juli
1984 . Ausführende: Bodensohn F1, Baal
V1, Enderle Va, Hoffelder Vc
Schmitt verlegte sowohl eigene als
auch fremde Kompositionen und konnte in die "oberste Gesellschaft"
aufsteigen, was sich durch die Mitgliedschaft im Orden der Freimaurer und in
der Ernennung zum Dirigenten des Orchesters der
"Felix-Mentis-Gesellschaft" dokumentierte. Da Schmitt vorzugsweise
die Flöte mit Werken bedacht hat, kann man annehmen, dass er auch ein
leidenschaftlicher Flötist gewesen ist.
Kritik: Bad. Neueste Nachrichten /
Rastatt v. 9.7.1984: „... Für Flöte, Violine, Viola und Cello gesetzt hatte
auch das Quartett Nr. 1 G-Dur des im holländischen Raum vielseitig
hervorgetretenen Joseph Schmitt (1734-1791) beachtlichen Erfolg. Erstaunlich
bleibt auch bei den sogenannten Kleinmeistern stets die Erfindungsgabe, die
Fülle möglicher Verarbeitung, wie sie in den Fakturen auftaucht und das
aufgrund makelloser Darbietung steigende Interesse des Zuhörers.“ P.V.
Kritik: Bad. Tagblatt /Rastatt 10.
Juli 84 „...Schmitts Quartett Nr. 1 G-Dur war an diesem Abend eine
Erstaufführung nach einem 220 Jahre alten Druck. Auch darin sieht das Ensemble
seine Aufgabe: Kompositionen wieder zu Gehör zu bringen, die seit jener Zeit
nicht mehr (oder überhaupt noch nicht) gespielt wurden. `Komponisten aus dem
Raum des späteren Landes Baden-Württemberg´, acht Werke wird diese Edition
Bodensohns einmal umfassen, wird diese zu Unrecht vergessene damalige
Unterhaltungsmusik erst einem größerer Publikum zugänglich machen. An diesem
Abend stellte Schmitts Quartett einen Höhepunkt dar.“ ibi
Gefällige Melodien und
"gewachsene", nicht "klimpernde“ Virtuosität in abgewogener
Weise zeichnen das Quartett Nr. 1 aus. Gerade dieser Echtheit wegen ist der
Herausgeber an der Wiederentdeckung dieses Künstlers in besonderem Maße
interessiert. Sie wird erfolgen, wenn sich einmal die Einsicht durchgesetzt
hat, dass nicht immer die gleichen Werke gespielt werden sollten.
E 81 SCHMITT,
Joseph (1734-1791) Quartett D-Dur Nr. 5 für Flöte Violine Viola und Violoncello
Kadenz: E.
Bodensohn
Sätze: 1) Allegro ma non tanto
2)Adagio un piu tasto andante 3)
Rondeau allegretto
Ursprung
der Vorlage: Schmitt Eigenverlag/ Uni. Bibl. Tübingen
Kalligraphiedruck
Uraufführung: 4.u.5. Sept. 1987
Kritik: .... Bad. Neueste
Nachrichten /Rastatt 8.9.1987 Sein Streichquartett (Jos. Martin Kraus) A-Dur,
das sogenannte Göttinger Quartett, ist eine ungemein leichte, graziöse, vor
allem im Scherzo motivisch ergiebige Musik, die von den Künstlern mit hoher
technischer Meisterschaft und gestalterischen Impulsen interpretiert wurde.
Adäquat hierzu gelang auch Joseph Schmitts Quartett Nr. 5 D-Dur für Flöte,
Violine, Viola und V’cello durch die Verlebendigung der Substanz und die
koloristische Auszierung der Instrumentalparts, wobei natürlich die Flöte
(Angelika Kühn) mittels sensibler Tongebung und musikalischer Artikulation im
Vordergrund stand. Beispielsweise das Rondo allegretto mit seinem typischen
Thema, das höchst eingängig variiert wird, zeigte die Kunst der Solistin.... P. V. "
E 69 SCHMITT,
Joseph (1734-1791) Quartett E-Moll Nr. 6 für Flöte, Violine, Viola und Violoncello
Kadenz:
Bodensohn
Sätze:
Allegro -(Adagio)- Allegro. Ursprung der Vorlage: Schmitt Eigenverlag.
Neuherausgabe
in Kalligraphiedruck.
Ein Werk in 2 Sätzen, bei dem im
1. Satz ein Adagio eingearbeitet ist, welchem der Kürze wegen eine Kadenz
beigegeben wurde. Selbst in dem munteren Schluss-Satz unterstreicht der Komponist
durch eingeschobene Adagio-Takte mehrmals den Moll - Charakter des Stückes und
erzeugt damit nebenbei eine erhöhte Spannung. Es besteht kein Zweifel, dass
Joseph Schmitt zu seiner Zeit eine berühmte Persönlichkeit war.
E 80 SCHMITTBAUR,
Joseph Aloys (1718-1809) Quartett D-Dur Nr. 1 für Flöte, 2 Violinen und Violoncello
Sätze: 1) Allegro moderato 2)
Andante molto 3) Minuetto 4) Rondeau allegretto
Ursprung
der Vorlage: Labi/Karlsruhe. Kalligraphiedruck
Uraufführung:
22. u. 23. Juni 1984; Ausführende: Baier, Baal, Dörge, Holfelder
Vorwort in der Ausgabe Edition
Bodensohn:
"Joseph Aloys Schmittbaur
kann guten Gewissens als Rastatter Komponist bezeichnet werden, da er die
längste Zeit seines Lebens der Hofkapelle Rastatt zunächst als Violinist,
später als Konzertmeister und Kapellmeister angehörte und mit einer Rastatterin
verheiratet war. Die Auflösung der Rastatter Hofkapelle im Jahr 1771 traf den
53-jährigen Musiker zwar hart, er konnte aber kurze Zeit in Köln als
Domkapellmeister und danach als Hofkapellmeister in Karlsruhe Fuß fassen, wo er
sich besondere Verdienste um das Orchester erwarb. Zwei Söhne gehörten ebenfalls
der Hofkapelle an. Mit 86 Jahren - 1804 ! - trat er in den Ruhestand und konnte
sich noch 5 Jahre lang seinen Kompositionen widmen, die in großer Zahl
Manuskripte blieben und alle Sparten außer Opernmusik umfassten. Im 2.
Weltkrieg gingen Manuskripte verloren.
Das vorliegende Flötenquartett und
weitere 4 Quartette des Komponisten Schmittbaur weichen von der üblichen
Besetzung der Flötenquartette mit Flöte, Violine, Viola und Violoncello ab,
indem die Viola mit einer 2. Violine ersetzt wird, welcher die Aufgabe der
Mittelstimme zufällt. Drei Gründe könnten maßgebend gewesen sein, die
Umbesetzung vorzunehmen.: 1. Die Arbeiten waren für einen bestimmten
Musizierkreis in der Besetzung Flöte, 2 Violinen und V'cello bestellt. 2. Die
gewählte Besetzung sollte vielleicht eine größere Verbreitung des Werkes haben.
3. Die Ablösung der Viola erfolgte aus klanglichen Gründen. Der Ton der
damaligen Flöte war sehr schwach. Die 2. Stimme und die Bassstimme dominierten
mühelos. Die Viola jedoch war der Flötenstimme und der 2. Stimme klanglich
überlegen, was auch heute noch teilweise zutrifft. Okt. 1987, E.B. "
E 87 SCHMITTBAUR,
Joseph Aloys (1718-1809) Quartett C-Dur Nr. 3 für Flöte, 2 Violinen
und Violoncello
2 Kadenzen: E. Bodensohn
Sätze: 1) Allegro assai 2) Adagio
molto 3) Minuetto 4) Rondeau
Ursprung
der Vorlage: , Labi Karlsruhe Kalligraphiedruck
Dieses Quartett hat 4 nicht sehr
große, aber "delikate" Sätze, denen 2 Kadenzen beigegeben sind, eine
für Solocello im Adagio und eine "Cadenza" für Quartett. In der
Ausgabe enthalten: Vorbemerkung eines Musikers: Die Vorlage zu dieser Ausgabe
stammt von der Bad. Landesbibliothek Karlsruhe. Für die Überlassung einer Kopie
besten Dank!
Der vorliegende Druck gibt den
genauen originalen Text wieder. Hinzugefügt sind jedoch 2 Kadenzen,- eine für 4
Solisten, eine für den Violoncellisten - , die durch mehrere Fermaten angeregt,
aber auch bei anderer Gelegenheit offiziell mit "Cadenza" durch den
Komponisten von den Interpreten gefordert wurden (z.B. Joseph Schmitt Quartett
Nr. 5, 2. Satz). Dies war ein obligatorischer Vorgang, der nicht besonders
eingezeichnet werden brauchte, sondern lediglich mit einer Fermate versehen
wurde, wenn der Komponist dies nicht vergaß. Die Kunst des freien Kadenzierens
ist wie die des freien Diminuierens, (Vivaldi !) weitgehend verloren gegangen.
So kommt es meistens vor, dass Solisten eine ganze Partie lang auf einem Ton
"übernachten", anstatt dem jeweiligen Harmoniegrund ablauschend in
den betreffenden langsamen Sätzen ihre Version einer kleinen Fantasie zu
intonieren oder - wie man je nach Bedarf zu sagen pflegt - zu zelebrieren.
Da spieltechnische und rein
musikalische Dinge häufig dem Musiker überlassen blieben, lohnt es nicht, heute
unter Musikern darüber zu streiten ("zum Schluss weiß keiner nix").
Die Behandlung der kleinen Vorschlagsnoten ist gemäß der überlieferten Praxis
erfolgt. Das heißt, die Noten wurden gleich so geschrieben, wie sie auszuführen
sind. Damit werden die oft unliebsamen Aufenthalte infolge ungleicher
Notierungen bzw. Ausführungen vermieden. Bei dieser Gelegenheit sei einmal ganz
allgemein auf folgendes hingewiesen. Da man früher fremde Noten
"abschreibend" kopierte und dabei je nach Geschmack oder besserer
Einsicht Änderungen - zum Vorteil oder Nachteil des Werkes - vornahm
(einschließlich zahlreicher Schreibfehler), sowie an seinen eigenen
Erzeugnissen hier diesen und dort jenen Satz entnahm und mit einem dritten
vielleicht neuen Satz zu einem neuen Werk zusammenschloss, beweist dies - ohne
dazu noch weitere Erklärungen abzugeben -, wie freizügig die Szene damals war,
während man heute die unsinnigsten Versuche macht (koste es , was es wolle),
den "Urzustand " wieder herzustellen, von dem kaum einer der
Komponisten überzeugt sein konnte und kann, dass es der Weisheit und Kunst
letzter Schluss sei, was er einmal geschrieben hat (z.B. Beethoven wollte den
letzten Satz der "Neunten" vernichten). Musik lebt von Klang und
Wirkung. Das hofft der Komponist, der Interpret und der Hörer.--"
E 73 SCHMITTBAUR,
Joseph Aloys (1718-1809) Quartett G-Dur Nr. 2 für Flöte, 2 Violinen und Violoncello oder
Flöte, Violine, Altquerflöte in G u. Violoncello
(Übertragung
auf Altquerflöte: E. Bodensohn)
Hummel-Druck Speyer
Fundort: Uni Tübingen
Sätze: 1)
Allegro moderato 2) Adagio 3) Minuetto 4) Rondeau Dauer: Kalligraphiedruck
Uraufführung der Ausgabe: 5. u.6. Juli 1985 Ausführende: Baier, Baal, Bodensohn
(Altqufl.),Holfelder
... Das Quartett ohne Viola reizte
den Herausgeber zu einer weiteren Besonderheit mittels Verwendung der
Altquerflöte als weitere Klangfarbe und zusätzliche Verwendungsmöglichkeit.
Kritik: Bad. Neueste Nachrichten
9.7.1985 P.V. "...Im viersätzigen Schmittbaur-Quartett G-Dur (dritte
Uraufführung des Programmes) fanden sich die kultiviert blasenden Flötisten
Jochen Baier und Ernst Fr. Bodensohn (Altquerflöte) zu Violine und Cello und
vermittelten gemeinsam in bester Spiellaune den blühenden Klang des Adagio die
rhythmische Beschwingtheit eines Menuetts und die Eleganz eines Rondeaus, das
im Prinzip etwas zu kurz geraten schien ".
E 82 SCHMITTBAUR,
Joseph Aloys (1718-1809) Quartett F- dur Nr. 6 für Cembalo, Flöte, Violine und Violoncello
Sätze: 1) Allegro moderato 2)
Andante molto 3) Rondeau allegro
Ursprung
der Vorlage: Uni Tübingen ; Kalligraphiedruck
Uraufführung
der Ausgabe: 24. u. 25. Juni 1988 Ausführende: Fritz, Baier, Dörge, Böhm
Der Cembalo-Part ist konzertant,
virtuos und interessant behandelt und gibt dem 3-sätzigen Werk in dieser Art
eine besondere Stellung unter den Quartetten von Schmittbaur.
Kritik: Bad. Neueste Nachrichten
28. Juni 1988 P.V. "Vorbildliche Quartettkunst resultierte aus
Schmittbaurs Quartett Nr. 6, wobei sich der Cembalist Stefan Fritz, der Flötist
Jochen Baier, der Geiger Manfred Dörge und der Cellist Hans-Joachim Böhm als
nahtlos wirkendes, die Schönheiten der Diktion mit Feingefühl auslotendes
Ensemble erwiesen" Kritik: Bad. Tagblatt 28. Juni 1988 ibi (Iris Bittorf)
" Die Überraschung des Abends war J. Schmittbaurs Quartett Nr. 6, und zwar
dank des ausgezeichneten Könnens des Cembalisten Stefan Fritz. Als der 4. Satz,
das Rondeau allegro, verklungen war, applaudierten die Zuhörer spontan und
herzlich. Bodensohn hat hier für sein Ensemble einen ausgezeichneten und
sicheren Musiker gewonnen"
Während die Flötenquartette Nr. 1
bis 5 von Schmittbaur für die Besetzung Flöte, 2 Violinen und Violoncello
geschrieben sind, also ohne Viola, verzichtete der Komponist bei seinem
Quartett Nr. 6 nicht nur auf die Viola, sondern auch auf die 2. Violine, setzte
das Cembalo an die 1. Stelle und ließ Flöte, Violine und Violoncello folgen.
Eine Besetzung dieser Art hat viele Möglichkeiten bei einer Programmgestaltung.
Der Gefahr, dem Cembalo die
alleinige Virtuosität aufzubürden und die anderen Stimmen "leicht bis zu
leicht" zu schreiben, ist der Komponist nicht aus dem Wege gegangen,
sodass wir annehmen können, es wird sein besonderer Wille gewesen sein.
E 98 SCHMITTBAUR,
Joseph Aloys (1718-1809) Quartett C-Dur Nr. 1 (Oeuvre I) für Cembalo,
Violine, Flöte und Bass (Violoncello)
Sätze: 1)
Allegro brillante 2) Adagio 3) Rondo andantino
Uraufführung
der Ausgabe: 3. u. 4. August 1990
Ausführende: Stefan Fritz Cemb., Jahoda Mirek Violine, Jochen Baier
Flöte, Pia Schindelmeier V'cello
Urdruck:
Bossler/Speyer Pfälzische Labi Speyer
Kalligraphiedruck:
E 99 SCHMITTBAUR,
Joseph Aloys (1718-1809) Quartett F-Dur Nr. 2 (Oeuvre I)
für Cembalo, Violine, Flöte u. Bass (Violoncello)
Sätze: 1) Allegro con spirito 2)
Adagio 3)Rondo moderato
Urdruck:
Bossler/Speyer Pfälzische
Labi/Speyer Dauer: Kalligraphiedruck
Uraufführung
der Ausgabe: (wie oben) 3.u.4.8.1990 Ausführende: wie oben
E 100 SCHMITTBAUR, Joseph Aloys (1718-1809)
Quartett A-Dur Nr. 3 (Oeuvre I) für Cembalo, Violine, Flöte u. Bass (Violoncello)
Sätze: 1) Allegro moderato 2)
Andantino polonese in rondo
Urdruck: Bossler /Speyer, Pfälzische Labi/Speyer
Kalligraphiedruck.
Uraufführung der Ausgabe: (wie oben) 3.u.4.8.1990 Ausführende: wie oben
Die drei Quartette wurden in einer
Programmfolge unter dem Titel "Markgraf August Georg lässt zur Favorite
bitten" gespielt. Die Cembalo-Stimmen konnten jeweils im Originaldruck
belassen werden, während die begleitenden Stimmen der besseren Lesbarkeit
zuliebe neu notiert wurden. Schmittbaurs kompositorisches Werk umfaßt alle
Gattungen, auch -geistliche Musik, darunter eine Matthäus-Passion und die
Dreikönigsmesse. Seine Kammermusik ist umfangreich, da sie in seiner Familie
sehr gepflegt wurde. Für ungewöhnliche Besetzungen, die sich wohl am Bedarf
orientierten, zeigte er eine besondere Vorliebe.
Kritik: Bad. Neueste Nachrichten
v. 7. August 1990 P.V.
Die 4 Ausführenden..." Sie
bestritten gleich eingangs Schmittbaurs Quartett Werk I Nr. 1, das wie damals
üblich als Cembaloquartett mit begleitender Flöte, Violine und Cello bezeichnet
wird. Hört man aber die 3 Sätze (Allegro brillante, Adagio, Rondo andantino)
genau, fällt sofort die gleichwertige Funktion aller Instrumente auf. Meist
folgen dem Cembalo-Beginn Flöte (mit überwiegendem Führungsanspruch), Violine
und Cello nacheinander oder in der Gemeinschaft. Die entstehende Klangpalette
fußt auf satztechnischer Meisterschaft, es wurde in der Regel frisch und
lebendig musiziert, ohne die Feinheiten zu überspielen (...)
Gehaltvoller in der Diktion und
Durchführung als die Nr. 1 erschien die Nr. 2 von Schmittbaurs Quartettwerk. In
der gleichen Besetzung wie beim Erstling hatten es die vier Künstler wieder mit
einem geistvollen Allegro, einem empfindsamen Adagio und einem überaus kecken
Rondo moderato zu tun. Die Nr. 3 von Schmittbaurs Quartettwerk I bildete dann das Finale. Obwohl es nur 2
Sätze waren, darunter ein besonders nachhaltig imponierendes Andantino polonese
in rondo, dankten die Zuhörer mit langen Ovationen. Zwei Zugaben wurden gern
gewährt"
Kritik Bad. Tagblatt/Rastatt
v.8.8.1990 ibi „...Alle Werke, die mit
Sicherheit - so Bodensohn in seinen Begrüßungsworten - im 18. Jahrhundert
bereits in der sala terrana des Schlösschens Favorite zur Aufführung gelangten,
stellten das Cembalo, brillant gespielt von dem Interpreten Stefan Fritz, in
den Mittelpunkt. Mit Joseph Aloys Schmittbaur gelangte erneut ein Komponist des
18. Jahrhunderts zu Gehör, der seinerzeit ein hochverdienter Künstler und
Dirigent war und erst mit 86 Jahren in den Ruhestand trat. Er ist mit seiner
18-jährigen Tätigkeit in Rastatt mit dieser Stadt besonders verbunden. Seine 3
Quartette, erst jetzt durch die Pfälzische Landesbibliothek zur Verfügung
gestellt, haben als Kennzeichen eine besondere Zusammensetzung der Instrumente:
Es fehlt die im Quartett übliche Viola. Statt dessen begleiten das Cembalo die
Violine (Jahoda Mirek), Flöte (Jochen Baier) Violoncello (Pia Schindelmeier).
Die drei jungen Interpreten zeichneten sich durch frische und einfühlsame
Wiedergabe der Kompositionen aus. Auf dem Cembalo glitzerten und funkelten die
Passagen...."
E 13 FISCHER, Johann
Caspar Ferdinand (1665 - 1746) 2. Suite aus Journal du Printemps für 5
Partien
(Instrumente
wie Streichquintett)
Cembalo-Part,
Bearbeitung und Diminution: E. Bodensohn
Sätze: Ouverture - Plainte - Gigue - Bourree - Menuett
Faksimiledruck
Ursprung:
Denkmäler deutscher Tonkunst Uraufführung der Ausgabe: 28.u.29. September
1979 Ausführende: Bodensohn, Böhm,
Meyer, Iwata, Opitz, Baal, Dörge, Haass, Holfelder, Runge
Das aufwendige
Kammermusikprogramm mit dem Titel
"Alte und neue Musik um das Schloss Favorite" brachte im Bad.
Tagblatt am 4.10.1979 von Frau Bröde Weitzel und in den Bad. Neuesten
Nachrichten von Peter Villinger am 1.10.1979 außergewöhnlich gute Kritiken.
E 14 HOLZBAUER,
Ignaz (1711 - 1783) Eine große Nachtmusik . Nocturno Sextett für Flöte, Oboe,
Violine, Viola V'cello und Kontrabass
Sätze: 1)
Andante Einzug der Gäste 2) Allegro
Eröffnungstanz 3) Larghetto Im Park
4) Allegro Rückkehr in fröhlicher
Laune 5) Menuett Aufstellung und Tanz des Menuetts 6) Un poco andante Liebesbeteuerungen 7) Allegro
Die Jagd
Ursprung:
Handschriftkopie mit vielen Fehlern
Labi/Speyer .
Kalligraphiedruck Uraufführung: 30. u. 31. Juli 1983
Ausführende:
Baier, Steiner (Ob,),Baal, Enderle, Holfelder, Runge
Der
Komponist
Ignaz Jakob Holzbauer nennt in
seiner Autobiographie nicht besonders viel Konkretes, was darauf schließen
lässt, dass der junge Musikliebhaber darum kämpfen musste, seine
Berufsvorstellungen zu verwirklichen. Auf "Wunsch" der Eltern
studierte er Jura und Theologie offiziell, inoffiziell jedoch und
heimlicherweise war er musikalischer Autodidakt. Welch eine Leistung! In dieser
Zeit schuf er bereits die ersten Kompositionen. Als sich Erfolge einstellten,
waren auch die Eltern nicht mehr gegen die Berufswahl. Die wichtigsten
Stationen im Berufsleben Holzbauers waren Wien, Stuttgart und Mannheim. Als
Oberkapellmeister der Mannheimer Hofkapelle hatte er das seltene Glück, 25
Jahre lang sein kompositorisches Schaffen einer
Öffentlichkeit zu präsentieren, die europäischen Ruf genoss. Fünf
weitere Jahre im Ruhestand konnte er sich ausschließlich der Komposition
widmen. Schwerpunkte seiner Arbeit waren die Opernmusik und geistliche Werke.
Das Werk:
Die Aufführungspraxis hat ergeben,
dass das Stück in zwei Teilen vielleicht
vor und nach der Konzertpause - am besten beim Hörer ankommt. Es empfiehlt sich, die Dynamik
durchweg nach unten zu interpretieren.
Wie bei aller Kammermusik geben der jeweilige
Solist und die kammermusikalisch feinfühlig begleitenden Instrumentalisten vorrangig dem Werk das
Gepräge.
Die
Ausgabe
Der Urdruck des Werkes bei Sieber
in Paris, als Sextuor bezeichnet, ist
nicht mehr erhalten. Mutmaßlich bedingt
identisch mit dieser Ausgabe in Paris sind Autographe in der Bibliothek der Gesellschaft der Musikfreunde
in Wien, die Bearbeitungen des
Komponisten sein dürften. Vorliegende Ausgabe folgt genau einer schwer
lesbaren Handschriftpartitur im
Querformat (mit Verbesserung zahlreicher
offensichtlicher Schreibfehler). Welche Partitur als ursprünglich anzusehen ist, hat praktisch keine Bedeutung.
Im Originaltitel als
"Nocturno" dem Publikum geboten, ergab beim Publikum und in der Kritik eine meist negative Beurteilung.
Unter dem Titel "Eine große
Nachtmusik" und entsprechenden Untertiteln, dem Sinn und Zweck der Musik angepasst, erhielt das Werk
bei dem Publikum und in der Kritik Lob und Anerkennung. Was könnte für einen
um dauerhafte Anerkennung ringenden
Künstler zu Lebzeiten oder nach seinem
Tod ehrenvoller sein?
Der Herausgeber: Das erst nach
"Entzifferung" handschriftlich und
danach kalligraphisch zu Papier gebrachte Werk brachte sehr viel Arbeit und hohe Druckkost ohne irgend ein
"Dankeschön". Auch die
"Gema" bedauerte. Wo in alle: Welt gibt es ein solches Missverhältnis?
Kritik: Bad. Neueste Nachrichten
v. 2. August 1983 P.V. "Gewissermaßen als Höhepunkt folgte danach
Holzbauers "Große Nachtmusik".
Aufgrund ihrer Länge war sie aufgeteilt in die Zeit vor und nach der Pause. Das Manuskript aus
der Pfälzischen Landesbibliothek benützte
Bodensohn für eine Neuschrift und
Herausgabe. Das Werk kann sehr wohl - wie man vermutet - Mozart für seine "Kleine" inspiriert
haben, auch wenn es umfangreicher ist
und durch die programmatische Satzbezeichnung bestimmte Hörvorgaben vermittelt. Die verfeinerte Form
bei Mozart will konträr dazu wohl anders
gehört werden, ist sie doch eher von
geistreicher musikalischer Anmut."
Konkreter sagt' s Holzbauer,
"Einzug der Gäste" (Andante) gleicht
einem musikalischen Defilee, hörbar im Schrittmaß illustrer Gesellschaft, "Eröffnungstanz"
(Allegro) eine lebhafte, ziselierte
Musik in dynamischen Wechsel, folgen "Im Park" (Larghetto) und
Rückkehr in fröhlicher Laune (Allegro)
mit gefälligen gut entwickelten Themen,
die reizvoll interpretiert wurden. Vor allem das minuziöse Zusammenspiel der sechs
Ausführenden imponierte einmal mehr,
subtiler Dialog zwischen einzelnen Instrumenten mündete in beeindruckend Schönem und brillantem
Gesamtklang. Die drei abschließenden
Sätze "Aufstellung und Tanz des Menuetts",
"Liebesbeteuerungen"(Un poco andante") und“ die Jagd"
(Allegro) lagen auf gleicher Linie.
Klares Realisieren der Substanz, fließender, rhythmisch gut pointierter Vortrag
- all dies weckte die Beifallslust der
Anwesenden, wofür auch bei tropischen Klimaverhältnissen im Konzertsaal ein
Dakapo gerne gewährt wurde.
Die Kritik im Bad. Tagblatt v.
2.8.83 ist dieselbe unter Vgr. von P.V.
Der Herausgeber und Verleger: Kaum hat man dem Werk einen besseren Titel als "Nocturno"
verliehen und die Sätze zum besseren
Verständnis mit deutschen "Untertiteln " versehen, wird schon
mit dem Stempel der
"Programm-Musik" zugeschlagen. Wenn trällern (klein- und groß geschrieben ) - zur
geistreichen musikalischen Anmut
hochstilisiert wird, erweist man Mozart keinen Gefallen. 0, diese Vergleiche !!
E 65 SCHELB,
Josef (geb. 1894 in Bad Krozingen, gest.
1977 in Freiburg) Sextett für Flöte,
Klarinette und Streichquartett
Sätze: 1)
Sehr frisch und lebhaft 2) Sehr ruhig
`Arioso´ 3) Bewegt, nicht zu rasch
Ursprung: Manuskript des Komponisten, Partitur/Faksim. Stimmen
Kalligraphiedruck. Uraufführung
der gedruckten Ausgabe: 20.u.21.7.1984
Ausführende: Bodensohn, Nobs, Baal, Dörge, Enderle, Holfelder
Der Komponist Josef Schelb: Sein
musikalisches Studium reicht in die Jahre vor dem 1. Weltkrieg. Basel und Genf
waren die Stätten seiner Ausbildung. 1914 verließ der junge Pianist die
Musikhochschule mit mehreren Auszeichnungen. Ausgedehnte Konzertreisen im In-
und Ausland waren die Folge. 1924 berief ihn die Badische Hochschule für Musik
in Karlsruhe in ihren Lehrkörper, wo er 25 Jahre als Pädagoge tätig war. Seine künstlerische Hauptaufgabe
hatte Schelb stets in der Komposition
gesucht und gefunden. Heute liegt ein umfangreiches Gesamtopus vor, wobei fast alle Gattungen
vertreten sind. Ein Urteil über den Charakter seines vielseitigen Schaffens
dürfte nicht leicht fallen, da ein Vergleich mit anderen Komponisten oder einer
Schule kaum zu ziehen ist. Überall im Schaffen des Komponisten Josef Schelb
begegnet man den Spuren polyphonen Empfindens, Denkens und Gestaltens. Er ist
ein Meister der Satzkunst, des Kontrapunkts und ein Klassiker der Moderne.
Dennoch, ohne unmittelbaren Bezug auf die jüngere musikalische Stilentwicklung
ist sein Schaffen kaum zu denken. Die Zwölftonigkeit ist bereits in seinen
früheren Werken erkennbar.--Frau Lotte Schelb, 1984
Das Werk: Ein Scherzando, ein
ausgesprochen koboldhaftes Thema der Klarinette mit kurzen Staccato-Noten
springt im 1. Satz den Hörer unmittelbar an wobei immer wiederkehrende
Kurzformen des Themas durch alle Instrumente laufen. Wer jedoch annimmt, dass
das Geschehen im 1. Satz vornehmlich in dieser Weise abrollt, täuscht sich,
denn es folgen sehr bald harte, streng punktierte akkordische Schläge bis in
die höchste Lage und ein Solo der Viola, was den Ernst und die Härte dieser
Zeit - - man schrieb das Kriegsjahr 1940
- eindringlich dokumentiert.
Der 2. Satz beginnt und endigt in
dunklen Farbtönen einer schicksalsergebenen Trauermusik, bei den Streichern in
der Verhaltenheit der gedämpften Instrumente eindrucksvoll ergänzt. Ein
ergreifender Gesang der Violinen, Streicherpartien von edler Tonfindung ,
Unisonostellen mit Schwerelosigkeit, vielstimmige Themenverflechtungen und ein
beschwörendes hohes Flötensolo sind besonders hervortretende musikalische
Höhepunkte. Flöte und Klarinette führen zum Schluss aus der Mollstimmung in ein
versöhnliches Dur.
Eine mit Meisterschaft und
erfinderischem Geist gestaltete tänzerische Fuge als Schluss-Satz treibt durch
rhythmische Pointierungen die Ausführenden zu enormen Steigerungen. Lustige
Bläserpartien und ernste Streichertakte sorgen für Abwechslung. Zum Schluss
werden alle Themen in schönster Polyphonie gegeneinander geführt und bilden ein
fröhliches keineswegs lärmendes Finale. Wie schön und anerkennenswert ist die
Tatsache, dass bei diesem Werk der letzte Satz gegenüber den voran gegangenen
Sätzen nicht abfällt, wie dies bei vielen Werken in der Musikliteratur der Fall
ist. Die Ausgabe: Die Edition Bodensohn bringt die Partitur im Faksimiledruck
mit der Handschrift des Komponisten , die sechs Stimmen mit der Handschrift des
Verlegers in Kalligraphie heraus. Unterschiede in Dynamik und Agogik zwischen
Partitur und Stimmen sind bei Proben durch den Komponisten Josef Schelb selbst
in den Stimmen angeordnet worden. Die Ausgabe soll dazu beitragen,
vernachlässigtes (deutsches) Kulturgut in die gedruckte Weltliteratur
einzubeziehen.
Kritik: Bad. Neueste Nachrichten
24.7.1984 P.V. „Noch bezwingender, weil thematisch ergiebiger und
formgerechter, spürte man die moderne Aussagekraft bei Josef Schelbs
(1894-1977) Sextett für Flöte, Klarinette und Streichquartett. Drei Sätze (sehr
frisch und lebhaft, sehr ruhig; bewegt, nicht zu rasch) großartig konzipiert,
sind durch ein ausgeprägtes, gut merkbares Thema, das innerhalb der Instrumente
reich variiert und von einem fast klassisch schönen Arioso abgelöst wird,
innerlich verbunden.
Gipfel dieser Arbeit ist ohne
Zweifel der polyphone Streichersatz im Finale, den auch die Holzbläser
übernehmen. Das Ensemble (Bodensohn, Nobs, Sumpik, Richter, Enderle und Hölker)
hat sich mit dieser Darbietung selbst übertroffen. Für Kenner war das
Detailhören an dieser Musizierlust, das Verfolgen der Linien auf den einzelnen
Instrumenten, ein intellektuelles Vergnügen. Die anwesende Witwe des
Komponisten, dessen Werk zur Erinnerung an den 90. Geburtstag erklang, wurde
vom Leiter des Quantz-Kollegiums begrüßt, der ihr abschließend ein
Blumengebinde überreichte. Das Publikum dankte für die Darbietungen mit
stürmischem Beifall.“
Kritik: Bad. Tagblatt / Rastatt v.
24.7.1984 ibi ... " Mit einer Uraufführung (der gedruckten Ausgabe)
schloss dieses Konzert: einem Sextett für Flöte, Klarinette und Streichquartett
aus dem Jahre 1940 von Josef Schelb, der seit 1932 Professor an der Hochschule
für Musik in Karlsruhe war. Fröhlich und leicht wirkt der 1. Satz, wie ein
Frage und Antwortspiel zwischen einzelnen Instrumenten. Vom ersten Takt an war
jedes Instrument solistisch stark gefordert, spielte aber auch eine gewichtige
Rolle im gemeinsamen Musizieren. Der 2. Satz, das Arioso, wirkte zunächst
getragen und sehr ruhig, bis einmal die Bläser mit ihren Trillern das ganze
Spiel auflockerten, später auch die Streicher Unruhe ins Spiel brachten. Wie
ein tiefes Ausatmen wirkte der lang ausgehaltene Ton der Flöte. Fröhlich und
rasant, fast wie ein immer wieder angetriebener Kreisel, gab sich der 3. Satz.
Das ganze Werk ist dem Geiste Mozarts stark verwandt."
Durch Programm-Umstellung fielen
die Mitglieder des Quantz-Collegiums aus (Baal, Dörge, Holfelder). Die Herren
Sumpik, Richter und Hölker sprangen in dankenswerter Weise ein.
E 51 Devienne,
Francois (1759 - 1803) Konzert D-Dur (bisher verschollenes
Konzert d.h. doppelt existent) für Flöte
u. Orchester (Streicher, 2 Oboen, 2 Hörner ad lib.)
Sätze:
Allegro Adagio Polonaise Ergänzung zweier fehlender Stimmen, Diminution u. 2
Kadenzen: E. Bodensohn
Ursprung:
Fundort Zweibrücken durch Gottfried Brause/Speyer. Uraufführung: Museum der Pfalz / Speyer
Uraufführung der Ausgabe mit dem
Kammerorchester Speyer (ohne Bläser)u. Bodensohn Dauer Stimmen in Kalligraphie,
Partitur Handschrift Fac. Fehlende Stimmen: 2. Violine, 2. Oboe die 2.
Violinstimme wurde zunächst durch Dr. Kosaki frei ergänzt (z.Teil über der 1.
Violine liegend) deshalb nicht übernehmbar.
Wahrscheinlich hat dieses mit Nr.
5 bezeichnete Flötenkonzert D-Dur ein geheimnisvolles Schicksal erlitten. Es
erging ihm sicher wie jenen Werken, die in Schubladen oder auf Speichern
maßgebender Leute vergilbten. Es war in einem "etwas saloppen"
Erstdruck unbekannter Herkunft aufgefunden worden, aber es fehlten die Stimmen
der 2. Violine und der 2. Oboe, natürlich auch eine Partitur. Waren die Stimmen
noch nicht vollständig ausgedruckt, sodass das Konzert bei dem Auszug Deviennes
aus Zweibrücken als Torso liegen blieb. Fragen, die niemand beantworten konnte,
auch nicht die Pariser Nationalbibliothek. Sie hat das Konzert nicht, wohl aber
alle dreizehn Konzerte von Devienne. Davon erhielt der Herausgeber ihr Konzert
in G-Dur, ein anderes ,sehr munteres Werk, das Bodensohn auch herausgebracht
und öfter gespielt hat. Es ist das offizielle Konzert Nr. 5.
Das lange Orchester-Unisono im 3.
Satz als Gegenpol und geheimnisvoller, düsterer Untergrund zu einer völlig frei
darüber schwebenden lieblich schwermütigen Melodie des Solo-Instrumentes ist
für diese Zeit ein geradezu visionärer Ausdruck eines Dialoges und ein völliges
Ausscheren aus der Epoche des damals schon überholten Orchestersatzes. Einer
solch neuen Musik ging man damals bereits aus dem Wege. Vielleicht liegt darin
das Geheimnis des Verschmähten Werkes.
Im Hinblick auf die
Vierstimmigkeit (Jugendwerk?) und auf die bisherige Verborgenheit des Werkes
mit seiner eleganten und schwebenden Art der Melodieführung lässt sich eine
Interpretation durch die Violine sehr gut denken und verantworten. Es war noch
die Zeit des Entleihens. Mozart hat sein Oboen-Konzert auch der Flöte geöffnet.
Es waren 2 Stimmen stilistisch rekonstruierend zu schreiben, die Kadenzen
mussten hinzugefügt werden und die Verzierung und Diminuierung der Solostimme
war geradezu eine Notwendigkeit. Vieles ergab sich aus der Spartierung der
vorhandenen Stimmen. Einige in der 1. Violine des 1. Satzes ungeschickte und in
der Praxis rhythmisch unbefriedigend ausführbare Stellen wurden durch
Einklammerung verbessert. Möge auch dieses fröhliche, freundliche und etwas
schwermütig trauernde Werk des so jung und tragisch geendeten schönen Menschen
und hervorragenden Musikers noch viele Freunde finden. März 78/EB
Kritik: Bad. Tagblatt /
Kulturseite BB 30.8.1978 Alfons Bürck Uraufführung der Druckausgabe „ Die Reihe dieser Musik wurde fortgesetzt
mit Francois Devienne (1759-1803), der "französische Mozart" genannt.
Von ihm spielte Bodensohn ein von ihm ergänztes, mit Diminuierung und Kadenzen
versehenes Konzert für Flöte und Streicher. Es bietet in einem ersten Allegro,
einem ariosen Adagio und einer reizvollen rhythmischen Polonaise eine Fülle
eleganter Einfälle, die das Meisterspiel Bodensohns in helles Licht rückte -
Devienne trat während dieses Vortrages entschieden aus dem Schatten heraus
(Motto des Programmes "Im Schatten der Großen"). Starker Beifall
dankte der Widerstrahlung des Großen dieser Epoche durch eine brillante
Wiedergabe. Als Zugabe wurde ein Satz von Johann Michael Braunig gewährt, eines
Zeitgenossen Bachs, in dessen Schatten diese verborgene Schöne erblüht war. Das
Verdienst Bodensohns um die Erschließung dieses musikalischen `Zwischenreiches´
muss hoch eingeschätzt werden."
Kritik: Bad. Neueste Nachrichten
28.8.1978 P.V. ..." Mit dem Flötenkonzert D-Dur von Francois Devienne
(1759 - 1803), an dem sich alle Konzertgeber beteiligten, schloss der Abend.
Das Werk des als französischer Mozart bezeichneten Devienne war verschollen,
wurde unvollständig aufgefunden und von Ernst Bodensohn durch die Ergänzung
zweier Stimmen, Diminuierung und Kadenzen aufführungsfähig gemacht. Und zwar in
einer Art, die dem Bearbeiter beste Einfühlung in Stil und Naturell des
Komponisten attestiert. Deviennes Musik könnte ohne weiteres von Mozart sein,
dessen Präsenz den Franzosen mit stark epigonalen Zügen belastet.
Berücksichtigt man das, hat man ein Allegro mit weitläufigem Melos vor sich,
ein Allegro der Intervallsprünge und Ornamentik, ebenso ein Adagio mit
zauberhafter Kantilene der Streicher zu Pizzicato-Bass und eine thematisch
äußerst ansprechende und in ihrer Durchführung gelungene Polonaise. Bodensohns
Flöte trat leuchtend klar, in den Trillern brilliant kultiviert in der
Kantilene und virtuos im Finale hervor. Volle Anerkennung verdienen die
Kadenzen. Versteht sich von selbst, dass die Streicherparts mit dem Solisten
harmonierten, das Zusammenspiel diszipliniert und dynamisch schattiert gelang.
Ein beglückendes Musizieren dem als Dank für den herzlichen Beifall noch der
Mittelsatz aus einem Konzert von Jo. Michael Breunich (1699-1755, einem
Zeitgenossen des Rastatter Hofkapellmeisters J.C.F. Fischer, folgte."
E 53 Devienne,
Francois (1759 - 1803) Konzert G-Dur Nr. 5 für Flöte und Orchester (Str., 2 Oboen, 2
Hörner)
Bearbeitung
und 2 Kadenzen: E. Bodensohn, 2. Kad. 3- teilig
Sätze:
Allegro -(Adagio) Gratioso (mit 3 Variat. u. Fin.) Ursprung: alter Druck d.
Nationalbibliothek Paris. Partitur: Handschrift - Faksimile, Stimmen
Kalligraphie. Uraufführung der Ausgabe:- 1./2.7.1961 und am 12./1 3 . 7.1991
Ausführende
1961 :Bodensohn, Lehmann, Zeumer, Kohnen, Käsmeier, Runge 1991: Fl: Baier Str.: Baal, Dörke, Kliegel,
Hölker, Wichmann Ob.: Steiner, Jansen Hr.: Wich, Patacca Ltg.: E. Bodensohn (Abschiedskonzerte)
Anmerkung
in der Partitur und Flötenstimme:
Der Ausgabe dieses Werkes liegen
Urtextstimmen aus der Nationalbibliothek Paris zugrunde. Vielen Dank für die
Ablichtungen. Das G - Dur Konzert trägt die Nr. 5 wie das in Zweibrücken
aufgefundene D- Dur- Konzert. Damit ist die Existenz zweier Konzerte Nr. 5 hier
geklärt. In der Aufführungspraxis ergab sich bei Gratioso die Notwendigkeit,
die Variation 3 wegzulassen, da sie dem
ähnlichen "majeur solo" die Wirkung nimmt, zumal das schon sehr
strapazierte Thema nochmals im Orchester kommt. Die 4. Variation kam dadurch an
die 3. Stelle. Der Satz "weniger wäre mehr gewesen" fand zugunsten
des Werkes Anwendung.
Die ständigen Wiederholungen der
Variations-Tutti-Teile sind auf die Dauer unerträglich. Sie wurden gestrichen.
Den Hörern und den Ausführenden bleibt damit eine vorzeitige Ermüdung erspart
und dem Thema eine relative Frische erhalten. Änderungen in der Solostimme
zugunsten der Atmung oder aus anderen zwingenden Gründen hätte der Komponist
bei den heutigen Verhältnissen ebenso vorgenommen, wie dies der Herausgeber
getan hat. Bei Summierung aller Erfahrungen ergibt sich die Tatsache, dass
dieses Werk als Nr. 5 immer noch zu den Jugendwerken zählt wie das Zweibrücker
Konzert Nr. 5, aus musikalische Gründen würde man es besser austauschen.
Die Kadenzen sind im Stil und
Geist des Komponisten maßvoll gehalten, da der Solist genug gefordert wird. Die
mit Respekt und Vorsicht vorgenommene Bearbeitung soll das freundliche Konzert
in eine günstigere Aufführungsposition versetzen. März 1979 EB
Kritik: Bad. Tagblatt v. 4.7.1961
2. Seite
„ Noch einmal stellte sich Ernst
Friedr. W. Bodensohn als Solist vor und zwar mit dem Flötenkonzert G-Dur (Nr.
5) von Fr. Devienne. Devienne, Zeitgenosse Mozarts, war zu Lebzeiten ein
weithin bekannter Flötensolist, der sowohl durch die souveräne Beherrschung
seines Instrumentes wie durch sein ungemein fleißiges Komponieren von sich
reden machte und die Achtung einer großen Anhängerschaft genoss. Mozarts Musik
klingt in diesem Flötenkonzert auf, verspielt und heiter, virtuos, aber ohne
den Tiefgang Mozartscher Musik, ohne dessen sprudelnde Einfälle. Deviennes
Themen sind sehr schlicht, doch bietet er immerhin dem Solisten die
Möglichkeit, seine Virtuosität in schwierigen Passagen voll auszuschöpfen.
Ernst Bodensohn gab diesem Konzert durch seine ausgezeichnete Wiedergabe jedoch
einiges Gewicht und nicht umsonst erntete er reichen Beifall dafür. Dieser
Beifall galt allerdings auch den Streichern Willy Lehmann und Gerhard Zeumer,
Violine, Paul Kohnen, Viola, Anton Käsmeier, Violoncello und Werner Runge,
Kontrabass. Sie alle waren dem Solisten sichere Begleiter, sie waren, wie von
früheren Konzerten gewohnt, zu einer Einheit mit ihm zusammengewachsen. Trotz
der Schwüle im Saal erbaten sich die begeisterten Zuhörer noch eine Zugabe, die
von den Musikern mit dem Mittelsatz des Flötenkonzerts D-Dur von Quantz gewährt
wurde." IFR ?
Kritik: Bad. Neueste Nachrichten
v. 4.7.1961 -b-
" Und nun kam noch einmal die
solistische Flöte zu Wort und zwar mit einem prachtvollen Konzert für Flöte und
Streicher von Devienne (Ernst Bodensohn, Willy Lehmann, Gerhard Zeumer, Paul
Kohnen, Anton Käsmeier, Werner Runge). Ähnlich wie bei Cimarosa steht auch hier
Mozart im Hintergrund, wie das erste , weit ausgeführte Tutti zeigte, und auch
der wirkungsvolle Flötenpart, der so ganz das "singende Allegro"
(Riemann) verkörpert. Der erste Satz zeigt klassische Konzertform, der zweite
und letzte eine Reihe von geistvollen Variationen über das von der Flöte
intonierte Thema. Mit der Wiedergabe dieses Werkes stellte Bodensohn eine
vollendete solistische Leistung auf, die dem feinen musikalischen und virtuosen
Charakter dieses hervorragenden Werkes vollauf gerecht wurde, sowohl was die
Kultur der Tongebung als auch die fesselnde Ausdeutung betrifft. Starken
Beifall erhielt als Zugabe der Mittelsatz aus einem Quantzschen Flötenkonzert,
ein wundervoll geruhsames Stück Musik."
E 54 BREUNICH,
Johann Michael (1699-1755) Flötenkonzert in G für Soloflöte und Streicher (Cembalo)
Cembalopart,
Diminution und 3 Kadenzen: E. Bodensohn
Sätze: Allegro - Adagio - Allegro
Ursprung:
Manuskriptkopie (Gottron). Dauer:
Ausgabe:
Kalligraphie, Taschenpartitur u. Stimmen. Uraufführung der Ausgabe:
20./21.7.1968 Ausführende: Bodensohn,
Hettema, Franke, Rehkopf, Käsmeier Runge, Ellbogen
Anmerkung im Prospekt: Ein
"kleineres kompaktes Konzert", das den Forderungen der Solisten Genüge
leisten kann, was Musikalität und Technik anbetrifft, dabei aber
"griffig" bleibt, das heißt f ü r und nicht g e g e n die Flöte
geschrieben ist. Der empfindsame Gesang des Mittelsatzes und das lustige
Drei-Achtel-Finale können sehr wirksam zum Einsatz kommen.
Kritik: Bad. Tagblatt auf der
Unterhaltungsseite 26.7.1968 ebw ..." Mit dem Flötenkonzert G-Dur für
Flöte, Streicher und Cembalo von dem böhmischen Komponisten Michael Breunich
(Revision und Kadenzen vom Leiter des Ensembles E. Bodensohn) wurde die
Serenade eröffnet. Der homogene satte Streicherklang und die sich darüber
aufschwingende Flötenstimme profilierten die Sätze eindringlich. Besonders
hervorzuheben sind die meisterlich geblasenen Kadenzen des Flötisten!"
Anruf von ebw: "Kritik stark gekürzt."
Kritik: Bad. Neueste Nachrichten
v. 23.7.1968 Axel Lind ..." Die Vortragsfolge brachte diesmal, d.h. wie so
oft beim Quantz Collegium, Kostbarkeiten der Musikliteratur oder
"unbekannte Meister". Von Michael Breunich oder auch Breunig weiß man
eigentlich nur, dass er trotz seiner böhmischen Abstammung in Deutschland seine
Heimat gefunden hat, und längere Zeit in Mainz verbrachte. Das zu Gehör
gebrachte Konzert in G-Dur für Flöte,
Streicher und Cembalo ist dreisätzig und hat durch E. Bodensohn eine Revision
erfahren, wie der Künstler auch in jedem Satz eine Kadenz neu gestaltet hat.
Die Einleitungen der einzelnen Sätze durch die Streichergruppe sind sehr
eindrucksvoll; ferner fesseln die ausgeglichene thematische Arbeit, die
Rhythmik und vor allem die melodische Erfindungsgabe des Tondichters. Der 2.
Satz, mit seinem schönen Gesangsthema, ist die herrlichste Eingebung. Der
Solist E. Fr. W. Bodensohn blies mit wunderbar gelöster Leichtigkeit
(Kadenzen), mit höchst intensivem ausdrucksgespanntem Ton, dessen schlanke
Beweglichkeit sich stets klar vom Tuttiklang abhob...."
E 58 SCHNELL, Johann
Jakob (1687 - -1754) Konzert A-Dur für Flöte, Streicher und
Cembalo
Cembalo -
Part, Ergänzung fehlender Stimmen, Diminution und Kadenzen (3): E. Bodensohn
Sätze:
Allegro Largo Allegro Ursprung:
Handschriftkopie aus Mainz Dauer Kalligraphie d. Partitur und Stimmen
Uraufführung der Ausgabe: 20./21. 7. 1968 Ausführende: Bodensohn, Hettema,
Franke, Rehkopf, Käsmeier, Runge, Ellbogen (Ahnensaal der Residenz in Rastatt)
Anmerkung im Prospekt:
A-Dur-Flötenkonzerte sind nicht zahlreich vorhanden. Technische Schwierigkeiten
bei den damaligen Instrumenten mit dem "Gis" dürften der Grund sein.
Als Abwechslung gegenüber den vielen D-Dur-Flötenkonzerten kann das Werk Freude
bereiten.
Vorwort in der Partitur: "
Johann Jakob Schnell, 1687 irgendwo geboren, war Wahl-Bamberger. Seit 1714 saß
er als Fürstbischöflich - Bambergischer Hofoboist und Violinist im dortigen
Orchester. Als Komponist geistlicher und profaner Musik, aber auch zeitweilig
als Verleger, ist er in die Musikgeschichte eingegangen. Am 21.2.1754 verstarb
er in Bamberg. Sein kompositorisches Schaffen war nicht umfangreich. Die Musik
lässt thematisch und handwerklich Schlüsse auf seine Herkunft zu. Böhmen könnte
seine Heimat gewesen sein.
Das vorliegende Werk ist nicht
fertig ausgearbeitet worden. Die ersten beiden Sätze sind insofern normal
geschrieben, als die mit Tuttistellen abwechselnden Solostellen wie üblich mit
Basso Continuo begleitet werden. Im 3. Satz aber fehlt in den Takten 34-38,
46-54, 96-109, 119-131 der Bass vollständig. Es ist nur eine Violinstimme
ausgeführt, zu der doch mindestens eine harmonieklärende Viola- oder
Violoncellostimme hinzutreten müsste. Dies ist unter Schonung des sonst ständig
im Einsatz befindlichen Cembalo geschehen.
Der Bass scheint jedoch bereits im
1. Satz beim Einsatz des Soloinstrumentes Takt 15 bis 19 zu fehlen, da
merkwürdigerweise die 2. Violine und die Viola unisono in gleicher Lage haben.
Dasselbe wiederholt sich krasser in Takt 26-28, wo beide Violinstimmen und die
Violastimme gleichklingende Noten haben. Takt 58-63 ist dem Übel ebenfalls wie
vorher abgeholfen , ohne die Substanz in irgendeiner Weise anzugreifen. Die
ergänzenden Noten sind in den Pausetakten der Partitur als nach unten
gestrichene Noten erkennbar.
Die Kadenzen sollen nicht nur dem
Ansehen des Solisten dienen, sondern auch dem Werk im Bezug auf seine Kürze.
Nach der Kadenz des 3. Satzes ist das vor der Kadenz stehende Orchester - Tutti
nochmals zur Abrundung wiederholt und zusätzlich als "Dehnung" zu
verstehen. Vorliegende Ablichtungen des als Violinkonzert angezeigten Werkes
lassen unschwer erkennen, dass die Musik auch für Flöte vorgesehen war. Man
kann es aus dem Ton - Umfang, aus Figurationen unter Vermeidung von
Doppelgriffen und aus der kurzen Form vermuten, wenn nicht beweisen. 15.4.1982 E. Fr. W. B.
Kritik: Bad. Neueste Nachrichten v.
23.7.1968 Axel Lind
„Von dem Hauptvertreter des
fränkischen Musikbarocks Johann Jakob Schnell (1678-1754) wurde dessen Konzert
in A-Dur für Flöte, Streicher und Cembalo als Abschluss dargeboten. Wieder hat
E. Bodensohn die Revision und die Kadenzenbearbeitungen durchgeführt. Jeder der
drei Sätze hat sein eigenes Gepräge und das Ganze ist von durchgeistigter
Vitalität, sprühend von kultivierter Lebenslust und Laune in den Allegro -
Sätzen sowie im langsamen Mittelsatz von edler, leuchtender Sanglichkeit. E.
Bodensohn musizierte mit einer natürlichen Einfachheit in
lebendig-kontinuierlichem Fluss, mit klarem edlem Ton und mit vorbildlicher
Atemführung die Linien ausspielend. Die ganze Liebenswürdigkeit und quellklare
Frische dieser Musik war in seiner organisch gegliederten Wiedergabe beglückend
eingefangen. Der Solist wurde vom Publikum stürmisch gefeiert. Für den
wohlverdienten und immer wieder aufbrausenden Beifall für alle Mitwirkenden
bedankte sich das Quantz-Collegium mit dem Mittelsatz aus einem der 300
Flötenkonzerte, die Johann Quant z für den König von Preußen geschrieben hat,
eine zündende Musik, die auch in Rastatt Freude und Begeisterung auslöste und
der großen Zuhörermenge Mut gab, sich in den immer noch strömenden Regen zu
wagen."
Die Kritik im Bad. Tagblatt v.
26.7.68 (Unterhaltungsseite) war stark gekürzt und unsinnigerweise falsch
zusammengesetzt. Davon zuletzt erwähnt: ..." Als beeindruckenden Ausklang
(Zugabe) hörte man den langsamen Satz aus dem Flötenkonzert "Pour Potsdam"
von J. Quant z, dem Lehrmeister Friedrichs des Großen. Die Zuhörer ließen sich
verzaubern von der Klangwelt und Gedankentiefe dieser Musik, die von den
Musikern mit pulsierendem Leben erfüllt wurde und glanzvolle Freude schenkte.
Sehr herzlich waren die Dankesovationen, die allen mitwirkenden Künstlern für
ihre hervorragende Musizierkunst zuteil wurden." ebw
E 43 HÄNDEL, Georg
Friedrich (1685-1759) Konzert D - dur für Flöte oder Oboe u.
Streicher, Cembalo ad libitum
Ergänzung,
Basso continuo, Diminution u. 4 Kadenzen: Bodensohn
Sätze:
Aria I (Largo) Aria II (Poco allegro) Aria III(Largo) Aria IV (Allegro
pastorella) Ursprung der Vorlage: 6 Seiten einer Handschriftkopie aus der Labi
Darmstadt Dauer: Partitur u. Stimmen Handschriftfaksimile Uraufführung der
Ausgabe: 30./31.8.1975 Ausführende Bodensohn, Hock, Lehmann, Haass, Ostertag,
Schwieger (Ensemble 13) Kremers
Erläuterung in der Partitur:
" Von dieser tröstlichen und freudigen Musik ist nicht die Urschrift der
Partitur, sondern eine aus sechs Seiten bestehende zeitgenössische Abschrift
erhalten. Vielen Dank der Hessischen Landesbibliothek in Darmstadt für die
freundliche Überlassung einer Ablichtung.
Nach genauem Studium der Vorlage
ist der Herausgeber zu der Überzeugung gekommen, dass hier entweder eine
unfertige Partitur Händels kopiert wurde, in der beim 1. und 3. Satz der
Violapart noch nicht ausgeführt war, oder eine nachträgliche Spartierung aus
nicht in Ordnung befindlichen, unvollständigen Einzelnstimmen erfolgte, zumal
die Notenwerte häufig nicht untereinander stehen und manchmal auch dort
unterschiedliche Werte aufweisen, wo sie übereinstimmen müssten. Die
verschriebene Stelle im 3. Satz in der Zeile für Flöte Takt 18 bis 24 ist
typisch für das Anlegen einer Partitur aus Einzelstimmen. Der Kopist ließ im 1.
Satz das Viola-System über dem Bass frei, im 3. Satz aber schrieb er die
vorhandenen Stimmen untereinander und ließ das letzte System frei, - der
Geschlossenheit zuliebe?
Daneben lässt sich die Vermutung,
es handle sich um eine Kopie einer unvollständigen Partitur auch aus der
Tatsache ableiten, dass in den Sätzen ohne Violapart die ersten und zweiten
Violinen an einigen Stellen unisono spielen. Dies klingt bei Verwendung eines
nicht thematischen Basses sehr dürftig, nicht beabsichtigt und entspricht dem
Vollklang Händelscher Musik so wenig, dass kaum noch Zweifel an der
Unvollständigkeit bestehen. Die Bezifferung der Bassstimme war außerdem noch
nicht vorgenommen, was bei der damaligen Praxis als absolutes Zeichen der
Unvollständigkeit zu werten ist. Letztenendes ist das Fehlen des Werktitels zu
vermerken, wenn man von dem "del Sigre. Hendel" (sic !) absieht. Um
dem Werk solistisch dankbare Aufführungen zu sicheren wurde in dieser Ausgabe
folgendes geschaffen:
1. eine festgelegte Verzierung u.
Diminution der Solostimme 2. vier Kadenzen 3. der fehlende Violapart im 1. u.
3. Satz 4. eine Cembalostimme aus einem nicht bezifferten Bass 5. Einrichtung
der Orchesterstimmen 6. Berichtigung kleiner Schreibfehler wie z.B. 1. Satz T.
3 u. 17
Im 3. Satz muss dem Kopisten bei
seiner flüchtigen Schreibweise des dal Segno (in dieser Form "./."
ein Fehler unterlaufen sein, indem er die inhaltlich gleichen Stellen Takt 15
und 34 verwechselt hat. Dies stellte sich bei den Aufführungen heraus. Es
erschien jedem erfahrenen Praktiker unmöglich, dass nach einem so kurzen
Zwischenspiel von nur 23 Takten ein bereits viermal gebrachtes Thema nochmals
dreimal erscheint (abgesehen von der damit erreichten zu großen Länge des
Satzes) Es ist deshalb das 19 Takte später zu setzende `dal segno´ gewählt
worden. Der Herausgeber empfiehlt - der früheren Praxis folgend - das Werk auch
als Solokonzert für die Oboe. Möge das Werk in dieser abgerundeten Form den
Freunden der Barockmusik viel Freude bringen."
Kritik: Badisches Tagblatt v.
3.9.1975 A. Bürck ..." Als Abschluss folgte noch ein Flötenkonzert von
Händel; dessen Solopart spielte wiederum Ernst Bodensohn. Dieser hatte in der
Hessischen Landesbibliothek eine unvollständig gebliebene Manuskriptkopie des
Werkes gefunden, von der er in mühevoller, aber erfolgreicher Arbeit erst eine
brauchbare Partitur herstellen musste. Für die Favorite-Serenaden bedeutete
deren Wiedergabe eine Erstaufführung (der Ausgabe). Man vernahm zuerst ein
Largo voll schöner Melodik, dann ein Poco allegro von apollinischer Heiterkeit
, ein weiteres Largo in Moll, weit ausgeführt und ein lustiges Finale
"Allegro pastorella". Gesteigert wurde die Wirkung dieses zweifellos
echten Werkes durch die Kunst des Solisten Ernst Bodensohn, der mit seiner
Gestaltung des Solopartes außerordentlichen Beifall erzielte. Dieser erlangte
als Zugabe einen Mozart, vom Streichquintett gespielt. Damit endete der Abend
der "Vier Klangbilder", welche die Fülle des Gehaltes in
künstlerischer Form ausgebreitet hatten.` Kritik: Bad. Neueste Nachrichten
v.3.9.1975 P.V. "Zum Abschluss folgte die Erstaufführung des
D-Dur-Konzerts von G. F. Händel. An ihm beteiligten sich alle Künstler dieses
Abends. Ihr Spiel, orientiert an der geistvollen Substanz des Werkes, hatte
technisch und musikalisch bedeutsames Format. Kein Wunder, dass dieses Optimum
an Wirkung soviel Beifall herausforderte, der schließlich gern und verdientermaßen
gespendet mit einer Zugabe belohnt wurde.
E 62 MOLTER,
Johann Melchior (1695 - 1765) Konzert für Flöte und Orchester (Bläser ad
libitum)
(Original
für Flauto traverso d'amore - Liebesflöte in as) 3 Kadenzen, Transkription
und
Bearbeitung: Ernst Bodensohn
Sätze
Allegro - Adagio - Allegro Ursprung:
Manuskript der Badischen Landesbibliothek. Dauer: Partitur u.
Stimmen Kalligraphiedruck Uraufführung: 2. und 3. Juli 1983 Ausführende: Direktion Bodensohn, Kühn, Baal,
Dörge, Enderle, Holfelder Runge,
Steiner, Mundinger, Kuhnt, Gehann
Notiz im Prospekt: Zu den Zielen des kleinen Spezialverlages,
die Werke der Komponisten aus der“ Südwestecke" wie J. C. F. Fischer,
Schmittbaur und Schmitt herauszubringen, gehört auch die Bemühung um die
ungehobenen Werke von Molter, die zum Teil in nicht ganz vollständigen
Manuskripten auf ihre große Stunde warten. Sie gehören zu den 25 vorgesehenen
Werken, die unter dem Titel "Komponisten aus dem Raum des späteren Landes
Baden-Württemberg" gedruckt und herausgegeben werden.
Bericht zu dem Flötenkonzert von
J. M. Molter, das der Flauto traverso d'amore in As zugedacht war. Der
Komponist: Johann Melchior Molter, geboren 1695 in der Nähe von Eisenach, trat
1717 22-jährig in die Hofkapelle des Markgrafen Karl-Wilhelm von Baden-Baden
ein. 1732 erhielt er die freigewordene Stelle des Hofkapellmeisters , verlor
sie aber ein Jahr danach 1733 durch Auflösung des Orchesters . Zwar konnte er
die Hofkapelle in Eisenach übernehmen, aber seine Verbindung in Karlsruhe ließ
er nicht abreißen. Im Jahr 1743 konnte er an seine frühere Wirkungsstätte
zurückkehren, wo er einer neuen Hofkapelle vorstand, die er bis zu seinem
Ableben im Jahr 1765 dirigierte. Molter war zwar ein angesehener Komponist,
aber seine Werke blieben größtenteils Manuskripte und gingen zum Teil verloren.
Das Werk hat Molter für ein seltenes Flöteninstrument in As geschrieben, das
heute nicht mehr existiert. Es ist vergleichbar mit der Clarhetto d´amore in
As, deren Tonlöcherabstände geringer sind als bei den damals eng und lang gebauten Flöten. Die
durch weit auseinander liegende Tonlöcher schwer zu spielende As-Flöte bot nur
mit der D-Dur-Griffscala die Möglichkeit, Takte wie Nr. 39 im 1. Satz ungefähr
im halben Allegro-Tempo zu bewältigen. Sogar für die heutige Böhmflöte musste
das Tempo des Allegro auf Viertel gleich 108 angegeben werden. Bei D-Dur der
As-Flöte ergab sich für die Streicher zwangsweise B-Dur.
Das Werk ist als Konzert zu kurz.
Im 2. Satz hat die Flöte z.B. nur 15 Takte zu spielen (obwohl gerade dieser
Satz für eine Liebesflöte als Aussage prädestiniert ist). Wo blieb der Basso
continuo? Obgleich auf der Stimme für
den Streichbass das Wort Cembalo steht, fehlt die Bassbezifferung sowohl darauf
als auch auf der skizzenhaften Partitur. Infolgedessen wird das Solo oft nur
von einer Violine begleitet. Die 3 Sätze haben gleiche Vorzeichnung - D Dur und
h-Moll -, was die Darlegung über die Griffskala unterstreicht. Im Jahr der
Geburt Molters 1695 lagen bereits gedruckte 5-stimmige Werke von J.C.F. Fischer
und Muffat vor.
Es bestehen berechtigte Zweifel ,
ob Molter die Vorlage noch in der begonnenen Weise ausarbeiten wollte und ob
das Werk in diesem Stadium für As-Flöte jemals aufgeführt wurde, nach dem Tod
Molters und nach dem "Aus" der As-Flöte mit an Sicherheit grenzender
Wahrscheinlichkeit n i c h t . Musikalische, 'geistige und manuelle Arbeit,
Zeit und Geld ohne ein Dankeschön haben das Werk aus seinem Jahrhunderte
andauernden Tod zum Leben erweckt, aber selbst die Freude daran hat man noch zu
nehmen versucht. Sie wurde jedoch an die Hörer weitergegeben. Danke!
Kritik: Bad. Tagblatt v. 6.7.1983
(ibi) „Dann folgte die erste
Uraufführung (der Ausgabe) dieses Abends: Johann Melchior Molters Konzert D-Dur
für Flöte und Orchester, in dem Angelika Kühn mit den großen Kadenzen in den
einzelnen Sätzen ein außerordentliches Können bewies. Wunderbar zart, wie
hingehaucht wirkten manche Töne , um dann um so energischer ihr technisch sehr
reifes Spiel vorzuführen. Das Orchester begleitete einfühlsam.“
Kritik: Bad. Neueste Nachrichten
v. 5.7.1983 Rastatt „ Zwei Konzerte für Soloflöte folgten. Zunächst das
Dreisätzige in D-Dur von Molter und anschließend ein ebenfalls Dreisätziges von
Friedrich Schwindel in D-Dur, der von 1780 bis zu seinem Tod Konzertmeister der
Karlsruher Hofkapelle war. Beide Werke wurden von Bodensohns ehemaligen
Schülerinnen Angelika Kühn und Britta Gabor, die zur Zeit in Freiburg bzw.
Mannheim studieren, bei lockerer Atemführung technisch flüssig und mit
sensiblem Ausdruck geblasen. Wesentlich schien der heitere Duktus, eingebettet
in die Rokoko-Ornamentik , wie überhaupt die Flötenfaktur jeweils präsent war,
imponierte sie nun überzeugend durch Allegro-Tempo oder Adagio-Kantilene.
Durchweg bewiesen auch die Kadenzen, was die jungen Damen inzwischen an
bravouröser Handhabung ihrer Instrumente gelernt haben.(...) Trotz Behinderung
durch Krankheit stand E. Fr. W. Bodensohn seinem Orchester in gewohnt
umsichtiger Weise vor. Klare Zeichengebung, die von ihm ausgehende Belebung des
ganzen Apparates und jahrelange Erfahrung im Umgang und in der Präsentation
solcher Musik bereiteten den Boden für einen nahtlosen' stets sorgfältig
nuancierenden Orchesterklang.“
E 74 MOLTER, Johann
Melchior (1695 - 1765) Konzert D-Dur Nr. 2 für Flöte und
Streichorchester
Ergänzungen
und 3 Kadenzen : E. Bodensohn
Sätze:
Allegro moderato Largo Allegro (keine Bezeichng.)
Ursprung:
Manuskript der Bad. Landesbibliothek Karlsruhe
Dauer:
Partitur
u. Stimmen Kalligraphiedruck Uraufführung:
5. u. 6. Juli 1985 Ausführende:
Kühn Baal. Dörke, Enderle, Holfelder,
Brenner
Notiz im Programmheft: "Auch
dieser Komponist hatte "mit des Geschickes Mächten" zu kämpfen. Der
22-jährige Geiger erhielt erst mit 37 Jahren die angestrebte Kapellmeisterstelle
und saß ein Jahr später wieder auf der Straße (Auflösung der Hofkapelle). Nach
10 Jahren konnte er an seinen alten Arbeitsplatz (Markgräfliche Kapelle
Baden-Durlach) zurückkehren."
Notiz im Prospekt der Edition B.:
"Das Konzert D-Dur wurde mit Nr. 2 bezeichnet, weil bereits ein Konzert
D-Dur von Molter herausgegeben wurde. Zu den Zielen des kleinen Verlags, die
Werke der Komponisten aus der "Südwestecke" wie J.C.F. Fischer,
Schmittbaur und Schmitt herauszubringen, gehört auch die Bemühung um die
ungehobenen Werke von Molter, die zum Teil in nicht ganz vollständigen
Manuskripten auf ihre große Stunde warten. Sie gehören zu den 25 vorgesehenen
Werken, die unter dem Titel "Komponisten aus dem Raum des späteren Landes
Baden-Württemberg" gedruckt und herausgegeben werden. Molter stammte zwar
aus einem Ort bei Eisenach, verbrachte aber fast sein ganzes Leben als
Orchestermusiker und Kapellmeister im Hoforchester Baden-Durlach.-"
Kritik: Bad. Neueste Nachrichten
v.9.7.1985 Rastatt P.V.
„Dazwischen lagen drei
Uraufführungen, zunächst das mit Ergänzungen und Kadenzen von E. Bodensohn
versehene Konzert für Flöte und Orchester von Johann Melchior Molter, der einst
zur markgräflichen Hofkapelle Baden-Durlach zählte. In dem dreisätzigen
D-Dur-Opus zeigte Angelika Kühn als Solistin, dass ihr Flötenspiel nach
einjährigem Studium in den USA sich weiterentwickelt und vervollkommnet hat.
Streckenweise gabs da in den beiden Allegro-Sätzen und im Largo , im besonderen
auch bei den Kadenzen, Beachtliches in Technik und Tonqualität zu hören, das
von den fünf Streichern akkurat und musikalisch in schön angepasstem Stil
begleitet wurde..."
Die Kritik im Badischen Tagblatt
(ibi) am 10.7.1985 war sehr freundlich und allgemein abgefasst. Der Grund
dürfte darin zu suchen sein, dass das Programm unter dem Titel
"Residenz-Konzert" mit den unbekannten Komponisten Fischer, Molter
und Schmittbaur samt ihren Werken auf eine "Lücke" bei den Kritikern
traf, die so ohne weiteres nicht zu bewältigen war.
E 61 SCHMITT,
Joseph (1734 - 1791) (Georg Adam) Konzert G-Dur für 2 Flöten u.
Orchester (Str. 2 Ob 2 Hr.)
Ergänzungen
u. zweite Kadenz: E. Bodensohn
Sätze: Allegro moderato - Andante - Allegro assai
Ursprung:
Ein Druck von Stimmen (10) aus dem Jahr 1781/1782/ keine Partit.
Universitätsbibliothek Tübingen Part.
u. Stimmen: Kalligraphiedruck
Uraufführung
der Ausgabe 2. u. 3. Juli 1983 Ausführende: Bodensohn (Direktion) Gabor, Kühn
(F1.) Str. Baal, Dörge, Enderle, Holfelder, Runge Bläser: Steiner, Mundinger
(Ob.), Kuhnt, Gehann (Hr.)
Bericht als Vorwort in der
Partitur des Konzertes f. 2 Flöten v. Schmitt: „Der Komponist Georgius Adamus
Josephus Schmitt wurde am 18. März 1734 in Gernsheim am Rhein geboren. Er hat
dort vermutlich in jungen Jahren den Orgeldienst in der Kirche verrichtet. Im
Jahr 1753 trat er in das Zisterzienzerkloster Eberbach/Rheingau ein und erhielt
1757 die Priesterweihe. Seit 1763 war er für die Kirchenmusik in Eberbach
verantwortlich. Im Jahr 1771 verließ Schmitt das Kloster und siedelte nach
Amsterdam über, wo er ein Musikgeschäft
und einen Verlag aufbaute, mit wessen Hilfe, ist dem Verfasser nicht bekannt.
Seit seinem 18. Lebensjahr war er Autodidakt. Im Alter von 57 Jahren verstarb
er am 28. Mai 1791 in Amsterdam. Die Originalstimmen des Werkes enthielten
keine Fehlerverbesserungen oder Einzeichnungen.
Erstaunlich ist, dass Schmitt in
der Orchesterbegleitung einen 4-stimmigen Streichersatz schrieb, jedoch vom
Basso continuo Abschied nahm, ohne ernsthaft dafür etwas an dessen Stelle zu
setzen. Begleitungen der Solostimmen mit einer Violine und häufig
gleichlautende Notentexte von Viola und Bass, mit Kontrabass also dreifach,
sind die Folge. Es sind wohl Merkmale flüchtiger Kompositionsweise und lassen
auf das Fehlen eines Partitur-Entwurfes schließen. Die Bläser konnten nicht
viel helfen - Oboen, 2 Hörner - zumal die Oboen im 2. Satz ausgespart wurden. Die
vorliegende Ausgabe bringt im 2. Satz eine komplette Partie für 2 Oboen und
eine Kadenz für die 2 Soloflöten ein. In der Partitur sind der Originaltext in
normaler und die Ergänzungen in kleiner Notenschrift kenntlich gemacht. Die
Stimmen sind normal geschrieben. Insgesamt werden die Oboen mit 156, die Violen
mit 117 und die übrigen Instrumente mit weit weniger zusätzlichen
Einsatz-Takten herangezogen - hauptsächlich dort - wo Leere herrschte. Wozu
soviel Arbeit und Aufwand? Wegen der schönen Flöten-Melodien! Febr. 1983 E.B.“
Kritik Badische Neueste
Nachrichten v. 5. Juli 1983 P.V.
„Beste Musizierlaune lag auch über
dem abschließenden Konzert G-Dur für 2 Flöten und Orchester von Joseph Schmitt,
der anfangs von der Mannheimer Schule profitierte, später dann Anregungen des
Wiener klassischen Stils aufnahm. Da einiges von ihm lange Zeit als Haydn-
Original galt, sind ihm ein bestimmter Ideenreichtum und Verarbeitungskunst
verbrieft. Solches wurde deutlich bei den als Flötenvirtuosinnen eingesetzten
Damen Kühn und Gabor, in der spielerischen Eleganz der Streicherpartien ebenso
im wie ungetrübten Ansatz und subtilen Klang der Holz- und Blechbläser. Auf
diese Uraufführung - nach dem Erstdruck von 1783 ergänzt herausgegeben und am
Abend verantwortlich gestaltet von E. Fr. W. Bodensohn - reagierte das festlich
gestimmte Publikum mit stürmischem Beifall und erhielt die obligatorischen zwei
Dakapos. "
Kritik: Badisches Tagblatt v.
6.7.1983 (ibi) „Wie ausgezeichnet beide Solistinnen (Gabor u. Kühn) waren,
zeigten sie schließlich in dem Konzert G-Dur für 2 Flöten und Orchester von
Joseph Schmitt, der zweiten Uraufführung dieses Abends, einem musikalisch sehr
eingängigen Werk, mit seinem beschwingten Allegro moderato, seinem getragenen
Andante und dem fröhlichen Allegro assai."
Mit der Besprechung des Konzertes
von Joseph Schmitt schließen an dieser Stelle die Musik-Werk-Erklärungen der
edition-bodensohn. Als Vorlage zu den Texten diente eine zuletzt im Jahre 2000
redigierte Fassung von Ernst Bodensohn.
Das Quantz-Kollegium im
Kerzen-erleuchteten Favorite Ende der 50er Jahre
Verleihung des
Bundesverdienstkreuzes 1982
Ernst Bodensohn (1914 - 2003 )
geb. 23.9.1914 in Speyer
9. Kind des Prokuristen und Musikers Caspar Bodensohn (1863 - 1944)
Ausbildung in Mannheim, privat und Hochschule
Wehrpflicht 1935-1937
Werkstudien 1937-1939
Kriegsdienst 1939-1945 , Gefangenschaft im Freien 1945
Mitglied 1946-1948 Saarpfalzorchester
(Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz)
Mitglied 1948-1972 Sinfonieorchester des Südwestfunks
gründete u. leitete das "Quantz-Collegium" 1937-1991
gründete u. leitete die "Festlichen Serenaden Schloss
Favorite" 1957-1991
gründete einen kleinen Spezialverlag 1972
kompositorisches Anliegen: Lücken in der Bläser-Literatur
Ernst Bodensohn entschlief am 14.11.2003 im Krankenhaus Ebersteinburg
bei Baden-Baden
in dem fast 49 Jahre zuvor Wilhelm Furtwängler seinen letzten Gang
angetreten ist